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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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dieser Geschichte kann man das Aussehen und den
Bau derselben zusammen sezen. Im Verlaufe der
Jahre haben sich die Gestaltungen der Geräthe immer
neu abgelöset, und wenn man auf diese Abfolge sein
Augenmerk richtet, so kann man aus einem vorhan¬
denen Ganzen auf verloren gegangene Theile schlie¬
ßen, und aus aufgefundenen Theilen auf das Ganze
gelangen. Wir haben mehrere Zeichnungen entwor¬
fen, in deren jede immer die Tischplatte einbezogen
war, und haben uns auf diese Weise immer mehr der
muthmaßlichen Beschaffenheit der Sache genähert.
Endlich sind wir bei einer Zeichnung geblieben, die
uns nicht zu widersprechend schien."

Auf meine Frage, ob er denn immer Arbeit für
seine Anstalt habe, antwortete er: "Sie ist nicht gleich
so entstanden, wie ihr sie hier sehet. Anfangs zeigte
sich die Lust an alten und vorelterlichen Dingen, und
wie die Lust wuchs, sammelten sich nach und nach
schon die Gegenstände an, die ihrer Wiederherstellung
entgegen sahen. Zuerst wurde die Ausbesserung bald
auf diesem bald auf jenem Wege versucht, und einge¬
leitet. Viele Irrwege sind betreten worden. Indessen
wuchs die Zahl der gesammelten Gegenstände immer
mehr, und deutete schon auf die künftige Anstalt hin.

dieſer Geſchichte kann man das Ausſehen und den
Bau derſelben zuſammen ſezen. Im Verlaufe der
Jahre haben ſich die Geſtaltungen der Geräthe immer
neu abgelöſet, und wenn man auf dieſe Abfolge ſein
Augenmerk richtet, ſo kann man aus einem vorhan¬
denen Ganzen auf verloren gegangene Theile ſchlie¬
ßen, und aus aufgefundenen Theilen auf das Ganze
gelangen. Wir haben mehrere Zeichnungen entwor¬
fen, in deren jede immer die Tiſchplatte einbezogen
war, und haben uns auf dieſe Weiſe immer mehr der
muthmaßlichen Beſchaffenheit der Sache genähert.
Endlich ſind wir bei einer Zeichnung geblieben, die
uns nicht zu widerſprechend ſchien.“

Auf meine Frage, ob er denn immer Arbeit für
ſeine Anſtalt habe, antwortete er: „Sie iſt nicht gleich
ſo entſtanden, wie ihr ſie hier ſehet. Anfangs zeigte
ſich die Luſt an alten und vorelterlichen Dingen, und
wie die Luſt wuchs, ſammelten ſich nach und nach
ſchon die Gegenſtände an, die ihrer Wiederherſtellung
entgegen ſahen. Zuerſt wurde die Ausbeſſerung bald
auf dieſem bald auf jenem Wege verſucht, und einge¬
leitet. Viele Irrwege ſind betreten worden. Indeſſen
wuchs die Zahl der geſammelten Gegenſtände immer
mehr, und deutete ſchon auf die künftige Anſtalt hin.

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[143/0157] dieſer Geſchichte kann man das Ausſehen und den Bau derſelben zuſammen ſezen. Im Verlaufe der Jahre haben ſich die Geſtaltungen der Geräthe immer neu abgelöſet, und wenn man auf dieſe Abfolge ſein Augenmerk richtet, ſo kann man aus einem vorhan¬ denen Ganzen auf verloren gegangene Theile ſchlie¬ ßen, und aus aufgefundenen Theilen auf das Ganze gelangen. Wir haben mehrere Zeichnungen entwor¬ fen, in deren jede immer die Tiſchplatte einbezogen war, und haben uns auf dieſe Weiſe immer mehr der muthmaßlichen Beſchaffenheit der Sache genähert. Endlich ſind wir bei einer Zeichnung geblieben, die uns nicht zu widerſprechend ſchien.“ Auf meine Frage, ob er denn immer Arbeit für ſeine Anſtalt habe, antwortete er: „Sie iſt nicht gleich ſo entſtanden, wie ihr ſie hier ſehet. Anfangs zeigte ſich die Luſt an alten und vorelterlichen Dingen, und wie die Luſt wuchs, ſammelten ſich nach und nach ſchon die Gegenſtände an, die ihrer Wiederherſtellung entgegen ſahen. Zuerſt wurde die Ausbeſſerung bald auf dieſem bald auf jenem Wege verſucht, und einge¬ leitet. Viele Irrwege ſind betreten worden. Indeſſen wuchs die Zahl der geſammelten Gegenſtände immer mehr, und deutete ſchon auf die künftige Anſtalt hin.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/157>, abgerufen am 24.11.2024.