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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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von Bauwerken und zwar theils im Ganzen theils
von Bestandtheilen derselben. Sie waren sowohl, wie
man sich ausdrückt, im Perspective ausgeführt als
auch in Aufrissen in Längen- und Querschnitten. Da
ich mich selber geraume Zeit mit Zeichnen beschäftiget
hatte, wenn auch mit Zeichnen anderer Gegenstände,
so war ich bei diesen Blättern schon mehr an meiner
Stelle als bei den alten Geräthen. Ich hatte immer
bei dem Zeichnen von Pflanzen und Steinen nach
großer Genauigkeit gestrebt, und hatte mich bemüht,
durch den Schwarzstift die Wesenheit derselben so
auszudrücken, daß man sie nach Art und Gattung er¬
kennen sollte. Freilich waren die vor mir liegenden
Zeichnungen die von Bauwerken. Ich hatte Bauwerke
nie gezeichnet, ich hatte sie eigentlich nie recht betrach¬
tet. Aber andererseits waren die Linien, die hier vor¬
kamen, die von großen Körpern von geschichteten
Stoffen und von ausgedehnten Flächen, wie sie bei
mir auch an den Felsen und Bergen erschienen; oder
sie waren die leichten Wendungen von Zierrathen, wie
sie bei mir die Pflanzen bothen. Endlich waren ja alle
Bauwerke aus Naturdingen entstanden, welche die
Vorbilder gaben, etwa aus Felsenkuppen oder Felsen¬
zacken oder selbst aus Tannen Fichten oder anderen

von Bauwerken und zwar theils im Ganzen theils
von Beſtandtheilen derſelben. Sie waren ſowohl, wie
man ſich ausdrückt, im Perſpective ausgeführt als
auch in Aufriſſen in Längen- und Querſchnitten. Da
ich mich ſelber geraume Zeit mit Zeichnen beſchäftiget
hatte, wenn auch mit Zeichnen anderer Gegenſtände,
ſo war ich bei dieſen Blättern ſchon mehr an meiner
Stelle als bei den alten Geräthen. Ich hatte immer
bei dem Zeichnen von Pflanzen und Steinen nach
großer Genauigkeit geſtrebt, und hatte mich bemüht,
durch den Schwarzſtift die Weſenheit derſelben ſo
auszudrücken, daß man ſie nach Art und Gattung er¬
kennen ſollte. Freilich waren die vor mir liegenden
Zeichnungen die von Bauwerken. Ich hatte Bauwerke
nie gezeichnet, ich hatte ſie eigentlich nie recht betrach¬
tet. Aber andererſeits waren die Linien, die hier vor¬
kamen, die von großen Körpern von geſchichteten
Stoffen und von ausgedehnten Flächen, wie ſie bei
mir auch an den Felſen und Bergen erſchienen; oder
ſie waren die leichten Wendungen von Zierrathen, wie
ſie bei mir die Pflanzen bothen. Endlich waren ja alle
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[149/0163] von Bauwerken und zwar theils im Ganzen theils von Beſtandtheilen derſelben. Sie waren ſowohl, wie man ſich ausdrückt, im Perſpective ausgeführt als auch in Aufriſſen in Längen- und Querſchnitten. Da ich mich ſelber geraume Zeit mit Zeichnen beſchäftiget hatte, wenn auch mit Zeichnen anderer Gegenſtände, ſo war ich bei dieſen Blättern ſchon mehr an meiner Stelle als bei den alten Geräthen. Ich hatte immer bei dem Zeichnen von Pflanzen und Steinen nach großer Genauigkeit geſtrebt, und hatte mich bemüht, durch den Schwarzſtift die Weſenheit derſelben ſo auszudrücken, daß man ſie nach Art und Gattung er¬ kennen ſollte. Freilich waren die vor mir liegenden Zeichnungen die von Bauwerken. Ich hatte Bauwerke nie gezeichnet, ich hatte ſie eigentlich nie recht betrach¬ tet. Aber andererſeits waren die Linien, die hier vor¬ kamen, die von großen Körpern von geſchichteten Stoffen und von ausgedehnten Flächen, wie ſie bei mir auch an den Felſen und Bergen erſchienen; oder ſie waren die leichten Wendungen von Zierrathen, wie ſie bei mir die Pflanzen bothen. Endlich waren ja alle Bauwerke aus Naturdingen entſtanden, welche die Vorbilder gaben, etwa aus Felſenkuppen oder Felſen¬ zacken oder ſelbſt aus Tannen Fichten oder anderen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/163>, abgerufen am 13.05.2024.