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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Flächen oder Körper oder ganze Abtheilungen im
Raume zurück zu drängen. Immer aber waren die
Farben so untergeordnet gehalten, daß die Zeichnun¬
gen nicht in Gemälde übergingen, sondern Zeichnun¬
gen blieben, die durch die Farbe nur noch mehr ge¬
hoben wurden. Ich kannte diese Verfahrungsweise
sehr gut, und hatte sie selber oft angewendet.

Was den Werth der Zeichnungen anbelangt, so
erschien mir derselbe ein ziemlich bedeutender. Die
Hand, von der sie verfertigt worden waren, hielt ich
für eine geübte, was ich daraus schloß, daß in den
vielen Zeichnungen kein Fortschritt zu bemerken war,
sondern daß dieser schon in der Zeit vor den Zeich¬
nungen lag, und hier angewendet wurde. Die Linien
waren rein und sicher gezogen, das sogenannte Linear¬
perspective war, so weit meine Augen urtheilen konnten,
-- denn eine mathematische Prüfung konnte ich nicht
anlegen -- richtig, der Stoff des Schwarzstiftes war
gut beherrscht, und mit seinen geringen Mitteln war
Haushaltung getroffen, darum standen die Körper
klar da, und lösten sich von der Umgebung. Wo die
Farbe eine Art Wirklichkeit angenommen hatte, war
sie mit Gegenständlichkeit und Maß hingesezt, was,
wie ich aus Erfahrung wußte, so schwer zu finden ist,

Flächen oder Körper oder ganze Abtheilungen im
Raume zurück zu drängen. Immer aber waren die
Farben ſo untergeordnet gehalten, daß die Zeichnun¬
gen nicht in Gemälde übergingen, ſondern Zeichnun¬
gen blieben, die durch die Farbe nur noch mehr ge¬
hoben wurden. Ich kannte dieſe Verfahrungsweiſe
ſehr gut, und hatte ſie ſelber oft angewendet.

Was den Werth der Zeichnungen anbelangt, ſo
erſchien mir derſelbe ein ziemlich bedeutender. Die
Hand, von der ſie verfertigt worden waren, hielt ich
für eine geübte, was ich daraus ſchloß, daß in den
vielen Zeichnungen kein Fortſchritt zu bemerken war,
ſondern daß dieſer ſchon in der Zeit vor den Zeich¬
nungen lag, und hier angewendet wurde. Die Linien
waren rein und ſicher gezogen, das ſogenannte Linear¬
perſpective war, ſo weit meine Augen urtheilen konnten,
— denn eine mathematiſche Prüfung konnte ich nicht
anlegen — richtig, der Stoff des Schwarzſtiftes war
gut beherrſcht, und mit ſeinen geringen Mitteln war
Haushaltung getroffen, darum ſtanden die Körper
klar da, und löſten ſich von der Umgebung. Wo die
Farbe eine Art Wirklichkeit angenommen hatte, war
ſie mit Gegenſtändlichkeit und Maß hingeſezt, was,
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[151/0165] Flächen oder Körper oder ganze Abtheilungen im Raume zurück zu drängen. Immer aber waren die Farben ſo untergeordnet gehalten, daß die Zeichnun¬ gen nicht in Gemälde übergingen, ſondern Zeichnun¬ gen blieben, die durch die Farbe nur noch mehr ge¬ hoben wurden. Ich kannte dieſe Verfahrungsweiſe ſehr gut, und hatte ſie ſelber oft angewendet. Was den Werth der Zeichnungen anbelangt, ſo erſchien mir derſelbe ein ziemlich bedeutender. Die Hand, von der ſie verfertigt worden waren, hielt ich für eine geübte, was ich daraus ſchloß, daß in den vielen Zeichnungen kein Fortſchritt zu bemerken war, ſondern daß dieſer ſchon in der Zeit vor den Zeich¬ nungen lag, und hier angewendet wurde. Die Linien waren rein und ſicher gezogen, das ſogenannte Linear¬ perſpective war, ſo weit meine Augen urtheilen konnten, — denn eine mathematiſche Prüfung konnte ich nicht anlegen — richtig, der Stoff des Schwarzſtiftes war gut beherrſcht, und mit ſeinen geringen Mitteln war Haushaltung getroffen, darum ſtanden die Körper klar da, und löſten ſich von der Umgebung. Wo die Farbe eine Art Wirklichkeit angenommen hatte, war ſie mit Gegenſtändlichkeit und Maß hingeſezt, was, wie ich aus Erfahrung wußte, ſo ſchwer zu finden iſt,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/165>, abgerufen am 21.11.2024.