daß die Dinge als Dinge nicht als Färbungen gel¬ ten. Dies ist besonders bei Gegenständen der Fall, die minder entschiedene Farben haben, wie Steine Gemäuer und dergleichen, während Dinge von deut¬ lichen Farben leichter zu behandeln sind, wie Blumen Schmetterlinge selbst manche Vögel.
Eine besondere Thatsache aber fiel mir bei Be¬ trachtung dieser Zeichnungen auf. Bei den Bauver¬ zierungen, welche von Gegenständen der Natur ge¬ nommen waren, von Pflanzen oder selbst von Thie¬ ren, kamen bedeutende Fehler vor, ja es kamen sogar Unmöglichkeiten vor, die kaum ein Anfänger macht, sobald er nur die Pflanze gut betrachtet. Bei den ganz gleichen Verzierungen an andern Bauwerken in an¬ dern Zeichnungen waren diese Fehler nicht da, son¬ dern die Verzierungen waren in Hinsicht ihrer Urbil¬ der in der Natur mit Richtigkeit angegeben. Ich hatte, da ich einmal zeichnete, öfter die Bilder meines Va¬ ters betrachtet, und in ihnen, selbst in solchen, die er für sehr gut hielt, ähnliche Fehler gefunden. Da die Bilder meines Vaters aus alter Zeit waren, diese Zeichnungen aber auch alte Bauwerke darstellten, so schloß ich, daß sie vielleicht Abrisse von wirklichen Bauten seien, und daß die Fehler in den Zierrathen
daß die Dinge als Dinge nicht als Färbungen gel¬ ten. Dies iſt beſonders bei Gegenſtänden der Fall, die minder entſchiedene Farben haben, wie Steine Gemäuer und dergleichen, während Dinge von deut¬ lichen Farben leichter zu behandeln ſind, wie Blumen Schmetterlinge ſelbſt manche Vögel.
Eine beſondere Thatſache aber fiel mir bei Be¬ trachtung dieſer Zeichnungen auf. Bei den Bauver¬ zierungen, welche von Gegenſtänden der Natur ge¬ nommen waren, von Pflanzen oder ſelbſt von Thie¬ ren, kamen bedeutende Fehler vor, ja es kamen ſogar Unmöglichkeiten vor, die kaum ein Anfänger macht, ſobald er nur die Pflanze gut betrachtet. Bei den ganz gleichen Verzierungen an andern Bauwerken in an¬ dern Zeichnungen waren dieſe Fehler nicht da, ſon¬ dern die Verzierungen waren in Hinſicht ihrer Urbil¬ der in der Natur mit Richtigkeit angegeben. Ich hatte, da ich einmal zeichnete, öfter die Bilder meines Va¬ ters betrachtet, und in ihnen, ſelbſt in ſolchen, die er für ſehr gut hielt, ähnliche Fehler gefunden. Da die Bilder meines Vaters aus alter Zeit waren, dieſe Zeichnungen aber auch alte Bauwerke darſtellten, ſo ſchloß ich, daß ſie vielleicht Abriſſe von wirklichen Bauten ſeien, und daß die Fehler in den Zierrathen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0166"n="152"/>
daß die Dinge als Dinge nicht als Färbungen gel¬<lb/>
ten. Dies iſt beſonders bei Gegenſtänden der Fall,<lb/>
die minder entſchiedene Farben haben, wie Steine<lb/>
Gemäuer und dergleichen, während Dinge von deut¬<lb/>
lichen Farben leichter zu behandeln ſind, wie Blumen<lb/>
Schmetterlinge ſelbſt manche Vögel.</p><lb/><p>Eine beſondere Thatſache aber fiel mir bei Be¬<lb/>
trachtung dieſer Zeichnungen auf. Bei den Bauver¬<lb/>
zierungen, welche von Gegenſtänden der Natur ge¬<lb/>
nommen waren, von Pflanzen oder ſelbſt von Thie¬<lb/>
ren, kamen bedeutende Fehler vor, ja es kamen ſogar<lb/>
Unmöglichkeiten vor, die kaum ein Anfänger macht,<lb/>ſobald er nur die Pflanze gut betrachtet. Bei den ganz<lb/>
gleichen Verzierungen an andern Bauwerken in an¬<lb/>
dern Zeichnungen waren dieſe Fehler nicht da, ſon¬<lb/>
dern die Verzierungen waren in Hinſicht ihrer Urbil¬<lb/>
der in der Natur mit Richtigkeit angegeben. Ich hatte,<lb/>
da ich einmal zeichnete, öfter die Bilder meines Va¬<lb/>
ters betrachtet, und in ihnen, ſelbſt in ſolchen, die er<lb/>
für ſehr gut hielt, ähnliche Fehler gefunden. Da die<lb/>
Bilder meines Vaters aus alter Zeit waren, dieſe<lb/>
Zeichnungen aber auch alte Bauwerke darſtellten, ſo<lb/>ſchloß ich, daß ſie vielleicht Abriſſe von wirklichen<lb/>
Bauten ſeien, und daß die Fehler in den Zierrathen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[152/0166]
daß die Dinge als Dinge nicht als Färbungen gel¬
ten. Dies iſt beſonders bei Gegenſtänden der Fall,
die minder entſchiedene Farben haben, wie Steine
Gemäuer und dergleichen, während Dinge von deut¬
lichen Farben leichter zu behandeln ſind, wie Blumen
Schmetterlinge ſelbſt manche Vögel.
Eine beſondere Thatſache aber fiel mir bei Be¬
trachtung dieſer Zeichnungen auf. Bei den Bauver¬
zierungen, welche von Gegenſtänden der Natur ge¬
nommen waren, von Pflanzen oder ſelbſt von Thie¬
ren, kamen bedeutende Fehler vor, ja es kamen ſogar
Unmöglichkeiten vor, die kaum ein Anfänger macht,
ſobald er nur die Pflanze gut betrachtet. Bei den ganz
gleichen Verzierungen an andern Bauwerken in an¬
dern Zeichnungen waren dieſe Fehler nicht da, ſon¬
dern die Verzierungen waren in Hinſicht ihrer Urbil¬
der in der Natur mit Richtigkeit angegeben. Ich hatte,
da ich einmal zeichnete, öfter die Bilder meines Va¬
ters betrachtet, und in ihnen, ſelbſt in ſolchen, die er
für ſehr gut hielt, ähnliche Fehler gefunden. Da die
Bilder meines Vaters aus alter Zeit waren, dieſe
Zeichnungen aber auch alte Bauwerke darſtellten, ſo
ſchloß ich, daß ſie vielleicht Abriſſe von wirklichen
Bauten ſeien, und daß die Fehler in den Zierrathen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/166>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.