Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Wir betraten den Gebüschpfad, und kamen wieder
in die Nähe des Wohnhauses.

"Ihr habt nun meine ganze Behausung gesehen,"
sagte mein Gastfreund.

"Ich habe ja Küche und Keller und Gesindestuben
nicht gesehen," erwiederte ich.

"Ihr sollt sie sehen, wenn ihr wollt," sagte er.

Ich nahm mein mehr im Scherze gesprochenes
Wort nicht zurück, und wir gingen wieder in das
Haus.

Ich sah hier eine große gewölbte Küche eine große
Speisekammer drei Stuben für Dienstleute eine für
eine Art Hausaufseher dann die Waschstube den Back¬
ofen den Keller und die Obstkammer. Wie ich vermu¬
thet hatte, war dies alles reinlich und zweckmäßig ein¬
gerichtet. Ich sah Mägde beschäftigt, und wir trafen
auch den Hausaufseher in seinem Tagewerke begriffen.
Das flache feine Körbchen, aus welchem mein Be¬
herberger die Vögel gefüttert hatte, lehnte in einer
eigenen Mauernische neben der Thür, welche sein be¬
stimmter Plaz zu sein schien.

Wir gingen von diesen Räumen in das Gewächs¬
haus. Es enthielt sehr viele Pflanzen, meistens solche,
welche zur Zeit gebräuchlich waren. Auf den Gestel¬

Wir betraten den Gebüſchpfad, und kamen wieder
in die Nähe des Wohnhauſes.

„Ihr habt nun meine ganze Behauſung geſehen,“
ſagte mein Gaſtfreund.

„Ich habe ja Küche und Keller und Geſindeſtuben
nicht geſehen,“ erwiederte ich.

„Ihr ſollt ſie ſehen, wenn ihr wollt,“ ſagte er.

Ich nahm mein mehr im Scherze geſprochenes
Wort nicht zurück, und wir gingen wieder in das
Haus.

Ich ſah hier eine große gewölbte Küche eine große
Speiſekammer drei Stuben für Dienſtleute eine für
eine Art Hausaufſeher dann die Waſchſtube den Back¬
ofen den Keller und die Obſtkammer. Wie ich vermu¬
thet hatte, war dies alles reinlich und zweckmäßig ein¬
gerichtet. Ich ſah Mägde beſchäftigt, und wir trafen
auch den Hausaufſeher in ſeinem Tagewerke begriffen.
Das flache feine Körbchen, aus welchem mein Be¬
herberger die Vögel gefüttert hatte, lehnte in einer
eigenen Mauerniſche neben der Thür, welche ſein be¬
ſtimmter Plaz zu ſein ſchien.

Wir gingen von dieſen Räumen in das Gewächs¬
haus. Es enthielt ſehr viele Pflanzen, meiſtens ſolche,
welche zur Zeit gebräuchlich waren. Auf den Geſtel¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0185" n="171"/>
        <p>Wir betraten den Gebü&#x017F;chpfad, und kamen wieder<lb/>
in die Nähe des Wohnhau&#x017F;es.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ihr habt nun meine ganze Behau&#x017F;ung ge&#x017F;ehen,&#x201C;<lb/>
&#x017F;agte mein Ga&#x017F;tfreund.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich habe ja Küche und Keller und Ge&#x017F;inde&#x017F;tuben<lb/>
nicht ge&#x017F;ehen,&#x201C; erwiederte ich.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ihr &#x017F;ollt &#x017F;ie &#x017F;ehen, wenn ihr wollt,&#x201C; &#x017F;agte er.</p><lb/>
        <p>Ich nahm mein mehr im Scherze ge&#x017F;prochenes<lb/>
Wort nicht zurück, und wir gingen wieder in das<lb/>
Haus.</p><lb/>
        <p>Ich &#x017F;ah hier eine große gewölbte Küche eine große<lb/>
Spei&#x017F;ekammer drei Stuben für Dien&#x017F;tleute eine für<lb/>
eine Art Hausauf&#x017F;eher dann die Wa&#x017F;ch&#x017F;tube den Back¬<lb/>
ofen den Keller und die Ob&#x017F;tkammer. Wie ich vermu¬<lb/>
thet hatte, war dies alles reinlich und zweckmäßig ein¬<lb/>
gerichtet. Ich &#x017F;ah Mägde be&#x017F;chäftigt, und wir trafen<lb/>
auch den Hausauf&#x017F;eher in &#x017F;einem Tagewerke begriffen.<lb/>
Das flache feine Körbchen, aus welchem mein Be¬<lb/>
herberger die Vögel gefüttert hatte, lehnte in einer<lb/>
eigenen Mauerni&#x017F;che neben der Thür, welche &#x017F;ein be¬<lb/>
&#x017F;timmter Plaz zu &#x017F;ein &#x017F;chien.</p><lb/>
        <p>Wir gingen von die&#x017F;en Räumen in das Gewächs¬<lb/>
haus. Es enthielt &#x017F;ehr viele Pflanzen, mei&#x017F;tens &#x017F;olche,<lb/>
welche zur Zeit gebräuchlich waren. Auf den Ge&#x017F;tel¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0185] Wir betraten den Gebüſchpfad, und kamen wieder in die Nähe des Wohnhauſes. „Ihr habt nun meine ganze Behauſung geſehen,“ ſagte mein Gaſtfreund. „Ich habe ja Küche und Keller und Geſindeſtuben nicht geſehen,“ erwiederte ich. „Ihr ſollt ſie ſehen, wenn ihr wollt,“ ſagte er. Ich nahm mein mehr im Scherze geſprochenes Wort nicht zurück, und wir gingen wieder in das Haus. Ich ſah hier eine große gewölbte Küche eine große Speiſekammer drei Stuben für Dienſtleute eine für eine Art Hausaufſeher dann die Waſchſtube den Back¬ ofen den Keller und die Obſtkammer. Wie ich vermu¬ thet hatte, war dies alles reinlich und zweckmäßig ein¬ gerichtet. Ich ſah Mägde beſchäftigt, und wir trafen auch den Hausaufſeher in ſeinem Tagewerke begriffen. Das flache feine Körbchen, aus welchem mein Be¬ herberger die Vögel gefüttert hatte, lehnte in einer eigenen Mauerniſche neben der Thür, welche ſein be¬ ſtimmter Plaz zu ſein ſchien. Wir gingen von dieſen Räumen in das Gewächs¬ haus. Es enthielt ſehr viele Pflanzen, meiſtens ſolche, welche zur Zeit gebräuchlich waren. Auf den Geſtel¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/185
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/185>, abgerufen am 13.05.2024.