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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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im Getreide. Ich zog die Anhöhe zu meinem Garten,
legte einen Weg zu dem Kirschbaume hinauf an, und
baute um ihn ein Bänklein herum. Und so ging es
mit vielen andern Bäumen. Manche, und darunter
sehr bedeutende, daß man es nicht glauben sollte, ha¬
ben wir übersezt. Wir haben sie im Winter mit einem
großen Erdballen ausgegraben, sie mit Anwendung
von Seilen umgelegt, hieher geführt, und mit Hilfe
von Hebeln und Balken in die vorgerichteten gut zu¬
bereiteten Gruben gesenkt. Waren die Zweige und
Äste gehörig gekürzt, so schlugen sie im Frühlinge
desto kräftiger an, gleichsam als wären die Bäume zu
neuem Leben erwacht. Die Gesträuche und das Zwerg¬
obst ist alles neu gesezt worden. In kürzerer Zeit, als
man glauben sollte, hatten wir die Freude, zu sehen,
daß der Garten so zusammengewachsen erschien, als
wäre er nie an einem andern Plaze gewesen.
In der Nähe des Meierhofes habe ich manchen
Rest von Bäumen fällen lassen, wenn er dem Getrei¬
debau hinderlich war; denn ich legte dort Felder an,
wo ich die Bäume genommen hatte, um an Boden
auf jener Seite zu gewinnen, was ich auf dieser durch
Anlegung des Gartens verloren hatte."

"Ihr habt da einen reizenden Siz," bemerkte ich.

im Getreide. Ich zog die Anhöhe zu meinem Garten,
legte einen Weg zu dem Kirſchbaume hinauf an, und
baute um ihn ein Bänklein herum. Und ſo ging es
mit vielen andern Bäumen. Manche, und darunter
ſehr bedeutende, daß man es nicht glauben ſollte, ha¬
ben wir überſezt. Wir haben ſie im Winter mit einem
großen Erdballen ausgegraben, ſie mit Anwendung
von Seilen umgelegt, hieher geführt, und mit Hilfe
von Hebeln und Balken in die vorgerichteten gut zu¬
bereiteten Gruben geſenkt. Waren die Zweige und
Äſte gehörig gekürzt, ſo ſchlugen ſie im Frühlinge
deſto kräftiger an, gleichſam als wären die Bäume zu
neuem Leben erwacht. Die Geſträuche und das Zwerg¬
obſt iſt alles neu geſezt worden. In kürzerer Zeit, als
man glauben ſollte, hatten wir die Freude, zu ſehen,
daß der Garten ſo zuſammengewachſen erſchien, als
wäre er nie an einem andern Plaze geweſen.
In der Nähe des Meierhofes habe ich manchen
Reſt von Bäumen fällen laſſen, wenn er dem Getrei¬
debau hinderlich war; denn ich legte dort Felder an,
wo ich die Bäume genommen hatte, um an Boden
auf jener Seite zu gewinnen, was ich auf dieſer durch
Anlegung des Gartens verloren hatte.“

„Ihr habt da einen reizenden Siz,“ bemerkte ich.

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[192/0206] im Getreide. Ich zog die Anhöhe zu meinem Garten, legte einen Weg zu dem Kirſchbaume hinauf an, und baute um ihn ein Bänklein herum. Und ſo ging es mit vielen andern Bäumen. Manche, und darunter ſehr bedeutende, daß man es nicht glauben ſollte, ha¬ ben wir überſezt. Wir haben ſie im Winter mit einem großen Erdballen ausgegraben, ſie mit Anwendung von Seilen umgelegt, hieher geführt, und mit Hilfe von Hebeln und Balken in die vorgerichteten gut zu¬ bereiteten Gruben geſenkt. Waren die Zweige und Äſte gehörig gekürzt, ſo ſchlugen ſie im Frühlinge deſto kräftiger an, gleichſam als wären die Bäume zu neuem Leben erwacht. Die Geſträuche und das Zwerg¬ obſt iſt alles neu geſezt worden. In kürzerer Zeit, als man glauben ſollte, hatten wir die Freude, zu ſehen, daß der Garten ſo zuſammengewachſen erſchien, als wäre er nie an einem andern Plaze geweſen. In der Nähe des Meierhofes habe ich manchen Reſt von Bäumen fällen laſſen, wenn er dem Getrei¬ debau hinderlich war; denn ich legte dort Felder an, wo ich die Bäume genommen hatte, um an Boden auf jener Seite zu gewinnen, was ich auf dieſer durch Anlegung des Gartens verloren hatte.“ „Ihr habt da einen reizenden Siz,“ bemerkte ich.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/206>, abgerufen am 24.11.2024.