eine Fee, welche in unsern Bilderbüchern abgebildet war. Dabei fiel uns auf, daß sie immer ganz ein¬ fache obwohl sehr glänzende Steine hatte, und daß ihr der Vater nie die geschnittenen umhing, von denen er doch sagte, daß sie so schöne Gestalten in sich hätten.
Da wir Kinder noch sehr jung waren, brachte die Mutter den Sommer immer mit uns auf dem Lande zu. Der Vater konnte uns nicht Gesellschaft leisten, weil ihn seine Geschäfte in der Stadt festhielten; aber an jedem Sonntage und an jedem Festtage kam er, blieb den ganzen Tag bei uns, und ließ sich von uns beherbergen. Im Laufe der Woche besuchten wir ihn einmal bisweilen auch zweimal in der Stadt, in wel¬ chem Falle er uns dann bewirthete und beherbergte.
Dies hörte endlich auf, anfänglich weil der Vater älter wurde, und die Mutter, die er sehr verehrte, nicht mehr leicht entbehren konnte; später aber aus dem Grunde, weil es ihm gelungen war, in der Vor¬ stadt ein Haus mit einem Garten zu erwerben, wo wir freie Luft genießen, uns bewegen, und gleichsam das ganze Jahr hindurch auf dem Lande wohnen konnten.
Die Erwerbung des Vorstadthauses war eine große Freude. Es wurde nun von dem alten finstern Stadt¬
eine Fee, welche in unſern Bilderbüchern abgebildet war. Dabei fiel uns auf, daß ſie immer ganz ein¬ fache obwohl ſehr glänzende Steine hatte, und daß ihr der Vater nie die geſchnittenen umhing, von denen er doch ſagte, daß ſie ſo ſchöne Geſtalten in ſich hätten.
Da wir Kinder noch ſehr jung waren, brachte die Mutter den Sommer immer mit uns auf dem Lande zu. Der Vater konnte uns nicht Geſellſchaft leiſten, weil ihn ſeine Geſchäfte in der Stadt feſthielten; aber an jedem Sonntage und an jedem Feſttage kam er, blieb den ganzen Tag bei uns, und ließ ſich von uns beherbergen. Im Laufe der Woche beſuchten wir ihn einmal bisweilen auch zweimal in der Stadt, in wel¬ chem Falle er uns dann bewirthete und beherbergte.
Dies hörte endlich auf, anfänglich weil der Vater älter wurde, und die Mutter, die er ſehr verehrte, nicht mehr leicht entbehren konnte; ſpäter aber aus dem Grunde, weil es ihm gelungen war, in der Vor¬ ſtadt ein Haus mit einem Garten zu erwerben, wo wir freie Luft genießen, uns bewegen, und gleichſam das ganze Jahr hindurch auf dem Lande wohnen konnten.
Die Erwerbung des Vorſtadthauſes war eine große Freude. Es wurde nun von dem alten finſtern Stadt¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0021"n="7"/>
eine Fee, welche in unſern Bilderbüchern abgebildet<lb/>
war. Dabei fiel uns auf, daß ſie immer ganz ein¬<lb/>
fache obwohl ſehr glänzende Steine hatte, und daß ihr<lb/>
der Vater nie die geſchnittenen umhing, von denen er<lb/>
doch ſagte, daß ſie ſo ſchöne Geſtalten in ſich hätten.</p><lb/><p>Da wir Kinder noch ſehr jung waren, brachte die<lb/>
Mutter den Sommer immer mit uns auf dem Lande<lb/>
zu. Der Vater konnte uns nicht Geſellſchaft leiſten,<lb/>
weil ihn ſeine Geſchäfte in der Stadt feſthielten; aber<lb/>
an jedem Sonntage und an jedem Feſttage kam er,<lb/>
blieb den ganzen Tag bei uns, und ließ ſich von uns<lb/>
beherbergen. Im Laufe der Woche beſuchten wir ihn<lb/>
einmal bisweilen auch zweimal in der Stadt, in wel¬<lb/>
chem Falle er uns dann bewirthete und beherbergte.</p><lb/><p>Dies hörte endlich auf, anfänglich weil der Vater<lb/>
älter wurde, und die Mutter, die er ſehr verehrte,<lb/>
nicht mehr leicht entbehren konnte; ſpäter aber aus<lb/>
dem Grunde, weil es ihm gelungen war, in der Vor¬<lb/>ſtadt ein Haus mit einem Garten zu erwerben, wo<lb/>
wir freie Luft genießen, uns bewegen, und gleichſam<lb/>
das ganze Jahr hindurch auf dem Lande wohnen<lb/>
konnten.</p><lb/><p>Die Erwerbung des Vorſtadthauſes war eine große<lb/>
Freude. Es wurde nun von dem alten finſtern Stadt¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[7/0021]
eine Fee, welche in unſern Bilderbüchern abgebildet
war. Dabei fiel uns auf, daß ſie immer ganz ein¬
fache obwohl ſehr glänzende Steine hatte, und daß ihr
der Vater nie die geſchnittenen umhing, von denen er
doch ſagte, daß ſie ſo ſchöne Geſtalten in ſich hätten.
Da wir Kinder noch ſehr jung waren, brachte die
Mutter den Sommer immer mit uns auf dem Lande
zu. Der Vater konnte uns nicht Geſellſchaft leiſten,
weil ihn ſeine Geſchäfte in der Stadt feſthielten; aber
an jedem Sonntage und an jedem Feſttage kam er,
blieb den ganzen Tag bei uns, und ließ ſich von uns
beherbergen. Im Laufe der Woche beſuchten wir ihn
einmal bisweilen auch zweimal in der Stadt, in wel¬
chem Falle er uns dann bewirthete und beherbergte.
Dies hörte endlich auf, anfänglich weil der Vater
älter wurde, und die Mutter, die er ſehr verehrte,
nicht mehr leicht entbehren konnte; ſpäter aber aus
dem Grunde, weil es ihm gelungen war, in der Vor¬
ſtadt ein Haus mit einem Garten zu erwerben, wo
wir freie Luft genießen, uns bewegen, und gleichſam
das ganze Jahr hindurch auf dem Lande wohnen
konnten.
Die Erwerbung des Vorſtadthauſes war eine große
Freude. Es wurde nun von dem alten finſtern Stadt¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/21>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.