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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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sowohl jezt geehrt, als sie in der Vergangenheit ge¬
ehrt wurde. Ihr Bild ist zu Vergleichen das ge¬
bräuchlichste, mit ihrer Farbe wird die Jugend und
Schönheit geschmückt, man umringt Wohnungen mit
ihr, ihr Geruch wird für ein Kleinod gehalten, und
als etwas Köstliches versendet, und es hat Völker
gegeben, die die Rosenpflege besonders schüzten, wie
ja die waffenkundigen Römer sich mit Rosen kränzten.
Besonders liebenswerth ist sie, wenn sie so zur An¬
schauung gebracht wird wie hier, wenn sie durch eigen¬
thümliche Mannigfaltigkeit und Zusammenstellung er¬
höht, und ihr gleichsam geschmeichelt wird. Erstens
ist hier eine wahre Gewalt von Rosen, dann sind sie
an der großen weißen Fläche des Hauses vertheilt,
von der sie sich abheben; vor ihnen ist die weiße Fläche
des Sandes, und diese wird wieder durch das grüne
Rasenband und die Hecke wie durch ein grünes Samt¬
band und eine grüne Verzierung von dem Getreide¬
felde getrennt."

"Ich habe aus diesen Umstand nicht eigens ge¬
dacht," sagte er, "als ich sie pflanzte, obwohl ich dar¬
auf sah, daß sie sich auch so schön als möglich dar¬
stellten."

"Aber ich begreife nicht, wie sie hier so gut ge¬

ſowohl jezt geehrt, als ſie in der Vergangenheit ge¬
ehrt wurde. Ihr Bild iſt zu Vergleichen das ge¬
bräuchlichſte, mit ihrer Farbe wird die Jugend und
Schönheit geſchmückt, man umringt Wohnungen mit
ihr, ihr Geruch wird für ein Kleinod gehalten, und
als etwas Köſtliches verſendet, und es hat Völker
gegeben, die die Roſenpflege beſonders ſchüzten, wie
ja die waffenkundigen Römer ſich mit Roſen kränzten.
Beſonders liebenswerth iſt ſie, wenn ſie ſo zur An¬
ſchauung gebracht wird wie hier, wenn ſie durch eigen¬
thümliche Mannigfaltigkeit und Zuſammenſtellung er¬
höht, und ihr gleichſam geſchmeichelt wird. Erſtens
iſt hier eine wahre Gewalt von Roſen, dann ſind ſie
an der großen weißen Fläche des Hauſes vertheilt,
von der ſie ſich abheben; vor ihnen iſt die weiße Fläche
des Sandes, und dieſe wird wieder durch das grüne
Raſenband und die Hecke wie durch ein grünes Samt¬
band und eine grüne Verzierung von dem Getreide¬
felde getrennt.“

„Ich habe aus dieſen Umſtand nicht eigens ge¬
dacht,“ ſagte er, „als ich ſie pflanzte, obwohl ich dar¬
auf ſah, daß ſie ſich auch ſo ſchön als möglich dar¬
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[215/0229] ſowohl jezt geehrt, als ſie in der Vergangenheit ge¬ ehrt wurde. Ihr Bild iſt zu Vergleichen das ge¬ bräuchlichſte, mit ihrer Farbe wird die Jugend und Schönheit geſchmückt, man umringt Wohnungen mit ihr, ihr Geruch wird für ein Kleinod gehalten, und als etwas Köſtliches verſendet, und es hat Völker gegeben, die die Roſenpflege beſonders ſchüzten, wie ja die waffenkundigen Römer ſich mit Roſen kränzten. Beſonders liebenswerth iſt ſie, wenn ſie ſo zur An¬ ſchauung gebracht wird wie hier, wenn ſie durch eigen¬ thümliche Mannigfaltigkeit und Zuſammenſtellung er¬ höht, und ihr gleichſam geſchmeichelt wird. Erſtens iſt hier eine wahre Gewalt von Roſen, dann ſind ſie an der großen weißen Fläche des Hauſes vertheilt, von der ſie ſich abheben; vor ihnen iſt die weiße Fläche des Sandes, und dieſe wird wieder durch das grüne Raſenband und die Hecke wie durch ein grünes Samt¬ band und eine grüne Verzierung von dem Getreide¬ felde getrennt.“ „Ich habe aus dieſen Umſtand nicht eigens ge¬ dacht,“ ſagte er, „als ich ſie pflanzte, obwohl ich dar¬ auf ſah, daß ſie ſich auch ſo ſchön als möglich dar¬ ſtellten.“ „Aber ich begreife nicht, wie ſie hier ſo gut ge¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/229>, abgerufen am 27.11.2024.