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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Erde, in welcher die Stämmchen standen, und die
nicht von einem einzigen Gräschen bewachsen war.
Ich sah das gutbestrichene Holzgitter, an welchem die
Bäumchen angebunden, und an welchem ihre Zweige
ausgebreitet waren, daß sich keine leere Stelle an der
Wand des Hauses zeigte. An jedem Stämmchen hing
der Name der Blume auf Papier geschrieben und in
einer gläsernen Hülse hernieder. Diese gläsernen Hül¬
sen waren gegen den Regen geschüzt, indem sie oben
geschlossen, unten umgestülpt, und mit einer kleinen
Abflußrinne versehen waren. Nach dieser Betrachtung
in der Nähe trat ich wieder zurück, und besah noch
einmal die ganze Wand der Blumen durch mehrere
Augenblicke. Nachdem ich dieses gethan hatte, sagte
ich, daß wir jezt in den Garten gehen könnten.

Wir näherten uns dem Thorgitter, der alte Mann
that einen Druck wie gestern, da er mich eingelassen
hatte, das Thor öffnete sich, und wir gingen in den
Garten. Dort näherten wir uns einer Bank, die in
angenehmem nachmittägigem Schatten stand. Als wir
uns auf ihr niedergesezt hatten, sagte mein Gast¬
freund: "Unsere Mittel, die Bäume Gesträuche und
kleineren Pflanzen vor Kahlheit zu bewahren, sind so
einfach, und in der Natur gegründet, daß es eine

Stifter, Nachsommer. I. 15

Erde, in welcher die Stämmchen ſtanden, und die
nicht von einem einzigen Gräschen bewachſen war.
Ich ſah das gutbeſtrichene Holzgitter, an welchem die
Bäumchen angebunden, und an welchem ihre Zweige
ausgebreitet waren, daß ſich keine leere Stelle an der
Wand des Hauſes zeigte. An jedem Stämmchen hing
der Name der Blume auf Papier geſchrieben und in
einer gläſernen Hülſe hernieder. Dieſe gläſernen Hül¬
ſen waren gegen den Regen geſchüzt, indem ſie oben
geſchloſſen, unten umgeſtülpt, und mit einer kleinen
Abflußrinne verſehen waren. Nach dieſer Betrachtung
in der Nähe trat ich wieder zurück, und beſah noch
einmal die ganze Wand der Blumen durch mehrere
Augenblicke. Nachdem ich dieſes gethan hatte, ſagte
ich, daß wir jezt in den Garten gehen könnten.

Wir näherten uns dem Thorgitter, der alte Mann
that einen Druck wie geſtern, da er mich eingelaſſen
hatte, das Thor öffnete ſich, und wir gingen in den
Garten. Dort näherten wir uns einer Bank, die in
angenehmem nachmittägigem Schatten ſtand. Als wir
uns auf ihr niedergeſezt hatten, ſagte mein Gaſt¬
freund: „Unſere Mittel, die Bäume Geſträuche und
kleineren Pflanzen vor Kahlheit zu bewahren, ſind ſo
einfach, und in der Natur gegründet, daß es eine

Stifter, Nachſommer. I. 15
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[225/0239] Erde, in welcher die Stämmchen ſtanden, und die nicht von einem einzigen Gräschen bewachſen war. Ich ſah das gutbeſtrichene Holzgitter, an welchem die Bäumchen angebunden, und an welchem ihre Zweige ausgebreitet waren, daß ſich keine leere Stelle an der Wand des Hauſes zeigte. An jedem Stämmchen hing der Name der Blume auf Papier geſchrieben und in einer gläſernen Hülſe hernieder. Dieſe gläſernen Hül¬ ſen waren gegen den Regen geſchüzt, indem ſie oben geſchloſſen, unten umgeſtülpt, und mit einer kleinen Abflußrinne verſehen waren. Nach dieſer Betrachtung in der Nähe trat ich wieder zurück, und beſah noch einmal die ganze Wand der Blumen durch mehrere Augenblicke. Nachdem ich dieſes gethan hatte, ſagte ich, daß wir jezt in den Garten gehen könnten. Wir näherten uns dem Thorgitter, der alte Mann that einen Druck wie geſtern, da er mich eingelaſſen hatte, das Thor öffnete ſich, und wir gingen in den Garten. Dort näherten wir uns einer Bank, die in angenehmem nachmittägigem Schatten ſtand. Als wir uns auf ihr niedergeſezt hatten, ſagte mein Gaſt¬ freund: „Unſere Mittel, die Bäume Geſträuche und kleineren Pflanzen vor Kahlheit zu bewahren, ſind ſo einfach, und in der Natur gegründet, daß es eine Stifter, Nachſommer. I. 15

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/239>, abgerufen am 28.11.2024.