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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Schande wäre sie aufzuzählen, wenn es andererseits
nicht auch wahr wäre, daß sie nicht überall angewen¬
det werden, besonders das lezte. Was nun das Kahl¬
werden von Bäumen und Ästen anlangt, so entsteht
es nicht immer durch Raupen, sondern oft auch auf
andern Wegen nach und nach. Gegen ein endliches
Sterben und also Entlaubtwerden des ganzen Bau¬
mes gibt es so wenig ein Mittel als gegen den Tod
des Menschen; aber so weit darf man es bei einem
Baume im Garten nicht kommen lassen, daß er todt
in demselben dasteht; sondern wenn man ihm durch
Zurückschneiden seiner Äste öfter Verjüngungskräfte
gegeben hat, wenn aber nach und nach dieses Mittel
anfängt, seine Wirkung nicht mehr zu bewähren, so
thut man dem Baume und dem Garten eine Wohl¬
that, wenn man beide trennt. Ein solcher Baum steht
also in einem nur einiger Maßen gut besorgten Gar¬
ten oder auf anderem Grunde gar nicht. Damit aber
auch nicht Theile eines Baumes kahl dastehen, haben
wir mehrere Mittel. Sie bestehen aber darin, dem
Baume zu geben, was ihm noththut, und ihm zu neh¬
men, was ihm schadet. Darum gilt als Oberstes, daß
man nie einen Baum an eine Stelle seze, auf der er
nicht leben kann. Auf Stellen, die Bäumen über¬

Schande wäre ſie aufzuzählen, wenn es andererſeits
nicht auch wahr wäre, daß ſie nicht überall angewen¬
det werden, beſonders das lezte. Was nun das Kahl¬
werden von Bäumen und Äſten anlangt, ſo entſteht
es nicht immer durch Raupen, ſondern oft auch auf
andern Wegen nach und nach. Gegen ein endliches
Sterben und alſo Entlaubtwerden des ganzen Bau¬
mes gibt es ſo wenig ein Mittel als gegen den Tod
des Menſchen; aber ſo weit darf man es bei einem
Baume im Garten nicht kommen laſſen, daß er todt
in demſelben daſteht; ſondern wenn man ihm durch
Zurückſchneiden ſeiner Äſte öfter Verjüngungskräfte
gegeben hat, wenn aber nach und nach dieſes Mittel
anfängt, ſeine Wirkung nicht mehr zu bewähren, ſo
thut man dem Baume und dem Garten eine Wohl¬
that, wenn man beide trennt. Ein ſolcher Baum ſteht
alſo in einem nur einiger Maßen gut beſorgten Gar¬
ten oder auf anderem Grunde gar nicht. Damit aber
auch nicht Theile eines Baumes kahl daſtehen, haben
wir mehrere Mittel. Sie beſtehen aber darin, dem
Baume zu geben, was ihm noththut, und ihm zu neh¬
men, was ihm ſchadet. Darum gilt als Oberſtes, daß
man nie einen Baum an eine Stelle ſeze, auf der er
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[226/0240] Schande wäre ſie aufzuzählen, wenn es andererſeits nicht auch wahr wäre, daß ſie nicht überall angewen¬ det werden, beſonders das lezte. Was nun das Kahl¬ werden von Bäumen und Äſten anlangt, ſo entſteht es nicht immer durch Raupen, ſondern oft auch auf andern Wegen nach und nach. Gegen ein endliches Sterben und alſo Entlaubtwerden des ganzen Bau¬ mes gibt es ſo wenig ein Mittel als gegen den Tod des Menſchen; aber ſo weit darf man es bei einem Baume im Garten nicht kommen laſſen, daß er todt in demſelben daſteht; ſondern wenn man ihm durch Zurückſchneiden ſeiner Äſte öfter Verjüngungskräfte gegeben hat, wenn aber nach und nach dieſes Mittel anfängt, ſeine Wirkung nicht mehr zu bewähren, ſo thut man dem Baume und dem Garten eine Wohl¬ that, wenn man beide trennt. Ein ſolcher Baum ſteht alſo in einem nur einiger Maßen gut beſorgten Gar¬ ten oder auf anderem Grunde gar nicht. Damit aber auch nicht Theile eines Baumes kahl daſtehen, haben wir mehrere Mittel. Sie beſtehen aber darin, dem Baume zu geben, was ihm noththut, und ihm zu neh¬ men, was ihm ſchadet. Darum gilt als Oberſtes, daß man nie einen Baum an eine Stelle ſeze, auf der er nicht leben kann. Auf Stellen, die Bäumen über¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/240>, abgerufen am 28.11.2024.