rauschte, wenn einzelne Glastafeln geöffnet wurden, und der Wind durch dieselben herein zog. Eine große hölzerne Keule, welche in dem Stübchen war, und welche mit gräulichen Nägeln prangte, nannte er Mor¬ genstern, was uns Kindern gar nicht einleuchten wollte, da der Morgenstern viel schöner war.
Noch war ein Zimmerchen, das er mit kunstreich abgenähten rothseidenen Stoffen, die er gekauft hatte, überziehen ließ. Sonst aber wußte man noch nicht, was in das Zimmer kommen würde.
In dem Garten war Zwergobst, es waren Ge¬ müse- und Blumenbeete, und an dem Ende desselben, von dem man auf die Berge sehen konnte, welche die Stadt in einer Entfernung von einer halben Meile in einem großen Bogen umgeben, befanden sich hohe Bäume und Grasplätze. Das alte Gewächshaus hatte der Vater theils ausbessern theils durch einen Zubau vergrößern lassen.
Sonst hatte das Haus auch noch einen großen Hof, der gegen den Garten zu offen war, in dem wir, wenn das Gartengras naß war, spielen durften, und gegen welchen die Fenster der Küche, in der die Mut¬ ter sich viel befand, und der Vorrathskammern herab sahen.
rauſchte, wenn einzelne Glastafeln geöffnet wurden, und der Wind durch dieſelben herein zog. Eine große hölzerne Keule, welche in dem Stübchen war, und welche mit gräulichen Nägeln prangte, nannte er Mor¬ genſtern, was uns Kindern gar nicht einleuchten wollte, da der Morgenſtern viel ſchöner war.
Noch war ein Zimmerchen, das er mit kunſtreich abgenähten rothſeidenen Stoffen, die er gekauft hatte, überziehen ließ. Sonſt aber wußte man noch nicht, was in das Zimmer kommen würde.
In dem Garten war Zwergobſt, es waren Ge¬ müſe- und Blumenbeete, und an dem Ende desſelben, von dem man auf die Berge ſehen konnte, welche die Stadt in einer Entfernung von einer halben Meile in einem großen Bogen umgeben, befanden ſich hohe Bäume und Grasplätze. Das alte Gewächshaus hatte der Vater theils ausbeſſern theils durch einen Zubau vergrößern laſſen.
Sonſt hatte das Haus auch noch einen großen Hof, der gegen den Garten zu offen war, in dem wir, wenn das Gartengras naß war, ſpielen durften, und gegen welchen die Fenſter der Küche, in der die Mut¬ ter ſich viel befand, und der Vorrathskammern herab ſahen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0024"n="10"/>
rauſchte, wenn einzelne Glastafeln geöffnet wurden,<lb/>
und der Wind durch dieſelben herein zog. Eine große<lb/>
hölzerne Keule, welche in dem Stübchen war, und<lb/>
welche mit gräulichen Nägeln prangte, nannte er Mor¬<lb/>
genſtern, was uns Kindern gar nicht einleuchten wollte,<lb/>
da der Morgenſtern viel ſchöner war.</p><lb/><p>Noch war ein Zimmerchen, das er mit kunſtreich<lb/>
abgenähten rothſeidenen Stoffen, die er gekauft hatte,<lb/>
überziehen ließ. Sonſt aber wußte man noch nicht,<lb/>
was in das Zimmer kommen würde.</p><lb/><p>In dem Garten war Zwergobſt, es waren Ge¬<lb/>
müſe- und Blumenbeete, und an dem Ende desſelben,<lb/>
von dem man auf die Berge ſehen konnte, welche die<lb/>
Stadt in einer Entfernung von einer halben Meile<lb/>
in einem großen Bogen umgeben, befanden ſich hohe<lb/>
Bäume und Grasplätze. Das alte Gewächshaus hatte<lb/>
der Vater theils ausbeſſern theils durch einen Zubau<lb/>
vergrößern laſſen.</p><lb/><p>Sonſt hatte das Haus auch noch einen großen<lb/>
Hof, der gegen den Garten zu offen war, in dem wir,<lb/>
wenn das Gartengras naß war, ſpielen durften, und<lb/>
gegen welchen die Fenſter der Küche, in der die Mut¬<lb/>
ter ſich viel befand, und der Vorrathskammern herab<lb/>ſahen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[10/0024]
rauſchte, wenn einzelne Glastafeln geöffnet wurden,
und der Wind durch dieſelben herein zog. Eine große
hölzerne Keule, welche in dem Stübchen war, und
welche mit gräulichen Nägeln prangte, nannte er Mor¬
genſtern, was uns Kindern gar nicht einleuchten wollte,
da der Morgenſtern viel ſchöner war.
Noch war ein Zimmerchen, das er mit kunſtreich
abgenähten rothſeidenen Stoffen, die er gekauft hatte,
überziehen ließ. Sonſt aber wußte man noch nicht,
was in das Zimmer kommen würde.
In dem Garten war Zwergobſt, es waren Ge¬
müſe- und Blumenbeete, und an dem Ende desſelben,
von dem man auf die Berge ſehen konnte, welche die
Stadt in einer Entfernung von einer halben Meile
in einem großen Bogen umgeben, befanden ſich hohe
Bäume und Grasplätze. Das alte Gewächshaus hatte
der Vater theils ausbeſſern theils durch einen Zubau
vergrößern laſſen.
Sonſt hatte das Haus auch noch einen großen
Hof, der gegen den Garten zu offen war, in dem wir,
wenn das Gartengras naß war, ſpielen durften, und
gegen welchen die Fenſter der Küche, in der die Mut¬
ter ſich viel befand, und der Vorrathskammern herab
ſahen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/24>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.