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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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rauschte, wenn einzelne Glastafeln geöffnet wurden,
und der Wind durch dieselben herein zog. Eine große
hölzerne Keule, welche in dem Stübchen war, und
welche mit gräulichen Nägeln prangte, nannte er Mor¬
genstern, was uns Kindern gar nicht einleuchten wollte,
da der Morgenstern viel schöner war.

Noch war ein Zimmerchen, das er mit kunstreich
abgenähten rothseidenen Stoffen, die er gekauft hatte,
überziehen ließ. Sonst aber wußte man noch nicht,
was in das Zimmer kommen würde.

In dem Garten war Zwergobst, es waren Ge¬
müse- und Blumenbeete, und an dem Ende desselben,
von dem man auf die Berge sehen konnte, welche die
Stadt in einer Entfernung von einer halben Meile
in einem großen Bogen umgeben, befanden sich hohe
Bäume und Grasplätze. Das alte Gewächshaus hatte
der Vater theils ausbessern theils durch einen Zubau
vergrößern lassen.

Sonst hatte das Haus auch noch einen großen
Hof, der gegen den Garten zu offen war, in dem wir,
wenn das Gartengras naß war, spielen durften, und
gegen welchen die Fenster der Küche, in der die Mut¬
ter sich viel befand, und der Vorrathskammern herab
sahen.

rauſchte, wenn einzelne Glastafeln geöffnet wurden,
und der Wind durch dieſelben herein zog. Eine große
hölzerne Keule, welche in dem Stübchen war, und
welche mit gräulichen Nägeln prangte, nannte er Mor¬
genſtern, was uns Kindern gar nicht einleuchten wollte,
da der Morgenſtern viel ſchöner war.

Noch war ein Zimmerchen, das er mit kunſtreich
abgenähten rothſeidenen Stoffen, die er gekauft hatte,
überziehen ließ. Sonſt aber wußte man noch nicht,
was in das Zimmer kommen würde.

In dem Garten war Zwergobſt, es waren Ge¬
müſe- und Blumenbeete, und an dem Ende desſelben,
von dem man auf die Berge ſehen konnte, welche die
Stadt in einer Entfernung von einer halben Meile
in einem großen Bogen umgeben, befanden ſich hohe
Bäume und Grasplätze. Das alte Gewächshaus hatte
der Vater theils ausbeſſern theils durch einen Zubau
vergrößern laſſen.

Sonſt hatte das Haus auch noch einen großen
Hof, der gegen den Garten zu offen war, in dem wir,
wenn das Gartengras naß war, ſpielen durften, und
gegen welchen die Fenſter der Küche, in der die Mut¬
ter ſich viel befand, und der Vorrathskammern herab
ſahen.

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[10/0024] rauſchte, wenn einzelne Glastafeln geöffnet wurden, und der Wind durch dieſelben herein zog. Eine große hölzerne Keule, welche in dem Stübchen war, und welche mit gräulichen Nägeln prangte, nannte er Mor¬ genſtern, was uns Kindern gar nicht einleuchten wollte, da der Morgenſtern viel ſchöner war. Noch war ein Zimmerchen, das er mit kunſtreich abgenähten rothſeidenen Stoffen, die er gekauft hatte, überziehen ließ. Sonſt aber wußte man noch nicht, was in das Zimmer kommen würde. In dem Garten war Zwergobſt, es waren Ge¬ müſe- und Blumenbeete, und an dem Ende desſelben, von dem man auf die Berge ſehen konnte, welche die Stadt in einer Entfernung von einer halben Meile in einem großen Bogen umgeben, befanden ſich hohe Bäume und Grasplätze. Das alte Gewächshaus hatte der Vater theils ausbeſſern theils durch einen Zubau vergrößern laſſen. Sonſt hatte das Haus auch noch einen großen Hof, der gegen den Garten zu offen war, in dem wir, wenn das Gartengras naß war, ſpielen durften, und gegen welchen die Fenſter der Küche, in der die Mut¬ ter ſich viel befand, und der Vorrathskammern herab ſahen.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/24>, abgerufen am 21.11.2024.