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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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vermögen. Hiebei ist es ihnen noch mehr um den
Schuz ihrer Jungen, die sie in solchen Orten haben,
als um ihren eigenen zu thun. Erst, wenn so gesicherte
Stellen nicht zu finden sind, und die Zeit drängt, be¬
gnügt sich der Singvogel zum Wohnen und Brüten
mit schlechteren Pläzen. Hat eine Gegend häufige
solche Zufluchtsorte, so darf man sicher schließen, daß
sie auch, wenn die andern Bedingungen nicht fehlen,
viele Vögel hat. Denkt nur an ein altes löcheriges
Thurmdach, wie ist es von Dohlen und Mauerschwal¬
ben umschwärmt. Will man Vögel in eine Gegend
ziehen, so muß man solche Zufluchtsorte schaffen, und
zwar so gut als möglich. Wir können, wie ihr seht,
nicht Felsen und Baumstämme aushöhlen, aber aus
Holz gemachte Höhlungen können wir überall auf
die Bäume aufhängen. Und dies thun wir auch. Wir
machen diese Höhlungen tief genug, richten das
Schlupfloch von der Wetterseite weg meistens gegen
Mittag, und machen es gerade so weit, daß der Vo¬
gel, für den es bestimmt ist, ein und aus kann. Ihr
müßt ja derlei in den Bäumen unseres Gartens ge¬
sehen haben?"

"Ich habe sie gesehen," erwiederte ich, "habe dun¬
kel vermuthet, wozu sie dienen könnten, habe aber die

vermögen. Hiebei iſt es ihnen noch mehr um den
Schuz ihrer Jungen, die ſie in ſolchen Orten haben,
als um ihren eigenen zu thun. Erſt, wenn ſo geſicherte
Stellen nicht zu finden ſind, und die Zeit drängt, be¬
gnügt ſich der Singvogel zum Wohnen und Brüten
mit ſchlechteren Pläzen. Hat eine Gegend häufige
ſolche Zufluchtsorte, ſo darf man ſicher ſchließen, daß
ſie auch, wenn die andern Bedingungen nicht fehlen,
viele Vögel hat. Denkt nur an ein altes löcheriges
Thurmdach, wie iſt es von Dohlen und Mauerſchwal¬
ben umſchwärmt. Will man Vögel in eine Gegend
ziehen, ſo muß man ſolche Zufluchtsorte ſchaffen, und
zwar ſo gut als möglich. Wir können, wie ihr ſeht,
nicht Felſen und Baumſtämme aushöhlen, aber aus
Holz gemachte Höhlungen können wir überall auf
die Bäume aufhängen. Und dies thun wir auch. Wir
machen dieſe Höhlungen tief genug, richten das
Schlupfloch von der Wetterſeite weg meiſtens gegen
Mittag, und machen es gerade ſo weit, daß der Vo¬
gel, für den es beſtimmt iſt, ein und aus kann. Ihr
müßt ja derlei in den Bäumen unſeres Gartens ge¬
ſehen haben?“

„Ich habe ſie geſehen,“ erwiederte ich, „habe dun¬
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[233/0247] vermögen. Hiebei iſt es ihnen noch mehr um den Schuz ihrer Jungen, die ſie in ſolchen Orten haben, als um ihren eigenen zu thun. Erſt, wenn ſo geſicherte Stellen nicht zu finden ſind, und die Zeit drängt, be¬ gnügt ſich der Singvogel zum Wohnen und Brüten mit ſchlechteren Pläzen. Hat eine Gegend häufige ſolche Zufluchtsorte, ſo darf man ſicher ſchließen, daß ſie auch, wenn die andern Bedingungen nicht fehlen, viele Vögel hat. Denkt nur an ein altes löcheriges Thurmdach, wie iſt es von Dohlen und Mauerſchwal¬ ben umſchwärmt. Will man Vögel in eine Gegend ziehen, ſo muß man ſolche Zufluchtsorte ſchaffen, und zwar ſo gut als möglich. Wir können, wie ihr ſeht, nicht Felſen und Baumſtämme aushöhlen, aber aus Holz gemachte Höhlungen können wir überall auf die Bäume aufhängen. Und dies thun wir auch. Wir machen dieſe Höhlungen tief genug, richten das Schlupfloch von der Wetterſeite weg meiſtens gegen Mittag, und machen es gerade ſo weit, daß der Vo¬ gel, für den es beſtimmt iſt, ein und aus kann. Ihr müßt ja derlei in den Bäumen unſeres Gartens ge¬ ſehen haben?“ „Ich habe ſie geſehen,“ erwiederte ich, „habe dun¬ kel vermuthet, wozu ſie dienen könnten, habe aber die

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/247>, abgerufen am 22.11.2024.