Garten passen, ernähren sich meistens von Gewür¬ men und Insekten; aber wenn an einem Plaze, der zum Nisten geeignet ist, die Zahl der Vögel so groß wird, daß sie ihre Nahrung nicht mehr finden, so wandert ein Theil aus, und sucht den Unterhalt des Lebens anderswo. Will man daher an einem Orte eine so große Zahl von Vögeln zurückhalten, daß man vollkommen sicher ist, daß sie auch in den ungeziefer¬ reichsten Jahren hinlänglich sind, um Schaden zu ver¬ hüthen, so muß man ihnen außer ihrer von der Natur gegebenen Nahrung auch künstliche mit den eigenen Händen spenden. Thut man das, so kann man so viele Vögel an einem Plaze erziehen, als man will. Es kömmt nur darauf an, daß man, um seinen Zweck nicht aus den Augen zu verlieren, nur so viel Almo¬ sen gibt, als nothwendig ist, einen Nahrungsman¬ gel zu verhindern. Es ist wohl in dieser Hinsicht im Allgemeinen nicht zu befürchten, daß in der künstli¬ chen Nahrung ein Uebermaß eintrete, da den Thieren ohnehin die Insekten am liebsten sind. Nur wenn diese Nahrung gar zu reizend für sie gemacht würde, könnte ein solches Uebermaß erfolgen, was leicht an der Ver¬ mehrung des Ungeziefers erkannt werden würde. Ei¬ nige Erfahrung läßt einen schon den rechten Weg ein¬
Garten paſſen, ernähren ſich meiſtens von Gewür¬ men und Inſekten; aber wenn an einem Plaze, der zum Niſten geeignet iſt, die Zahl der Vögel ſo groß wird, daß ſie ihre Nahrung nicht mehr finden, ſo wandert ein Theil aus, und ſucht den Unterhalt des Lebens anderswo. Will man daher an einem Orte eine ſo große Zahl von Vögeln zurückhalten, daß man vollkommen ſicher iſt, daß ſie auch in den ungeziefer¬ reichſten Jahren hinlänglich ſind, um Schaden zu ver¬ hüthen, ſo muß man ihnen außer ihrer von der Natur gegebenen Nahrung auch künſtliche mit den eigenen Händen ſpenden. Thut man das, ſo kann man ſo viele Vögel an einem Plaze erziehen, als man will. Es kömmt nur darauf an, daß man, um ſeinen Zweck nicht aus den Augen zu verlieren, nur ſo viel Almo¬ ſen gibt, als nothwendig iſt, einen Nahrungsman¬ gel zu verhindern. Es iſt wohl in dieſer Hinſicht im Allgemeinen nicht zu befürchten, daß in der künſtli¬ chen Nahrung ein Uebermaß eintrete, da den Thieren ohnehin die Inſekten am liebſten ſind. Nur wenn dieſe Nahrung gar zu reizend für ſie gemacht würde, könnte ein ſolches Uebermaß erfolgen, was leicht an der Ver¬ mehrung des Ungeziefers erkannt werden würde. Ei¬ nige Erfahrung läßt einen ſchon den rechten Weg ein¬
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Garten paſſen, ernähren ſich meiſtens von Gewür¬
men und Inſekten; aber wenn an einem Plaze, der
zum Niſten geeignet iſt, die Zahl der Vögel ſo groß
wird, daß ſie ihre Nahrung nicht mehr finden, ſo
wandert ein Theil aus, und ſucht den Unterhalt des
Lebens anderswo. Will man daher an einem Orte
eine ſo große Zahl von Vögeln zurückhalten, daß man
vollkommen ſicher iſt, daß ſie auch in den ungeziefer¬
reichſten Jahren hinlänglich ſind, um Schaden zu ver¬
hüthen, ſo muß man ihnen außer ihrer von der Natur
gegebenen Nahrung auch künſtliche mit den eigenen
Händen ſpenden. Thut man das, ſo kann man ſo
viele Vögel an einem Plaze erziehen, als man will.
Es kömmt nur darauf an, daß man, um ſeinen Zweck
nicht aus den Augen zu verlieren, nur ſo viel Almo¬
ſen gibt, als nothwendig iſt, einen Nahrungsman¬
gel zu verhindern. Es iſt wohl in dieſer Hinſicht im
Allgemeinen nicht zu befürchten, daß in der künſtli¬
chen Nahrung ein Uebermaß eintrete, da den Thieren
ohnehin die Inſekten am liebſten ſind. Nur wenn dieſe
Nahrung gar zu reizend für ſie gemacht würde, könnte
ein ſolches Uebermaß erfolgen, was leicht an der Ver¬
mehrung des Ungeziefers erkannt werden würde. Ei¬
nige Erfahrung läßt einen ſchon den rechten Weg ein¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/249>, abgerufen am 22.11.2024.
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