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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Zweige schwingt er sich empor, an der Rinde hält er
sich, und bohrt in sie, durch die dichtesten Hecken dringt
er, auf der Erde läuft er, und selbst unter Blöcke und
Steingerölle dringt er. Ja einmal sah ich einen Bunt¬
specht im Winter, da die Äste zu Stein gefroren schie¬
nen, auf einen solchen mit Gewalt loshämmern, und
sich aus dessen Innern die Nahrung holen. Die Spechte
zeigen auf diese Weise -- ich sage es hier nebenbei --
auch die Äste an, die morsch und vom Gewürme er¬
griffen sind, und daher weggeschafft werden müssen.
Was zulezt den unvorhergesehenen und plözlichen
Raupenfraß anlangt, den der Mensch zu spät entdeckt,
so kann er sich nicht einstellen, da die Vögel überall
nachsehen, und bei Zeiten abhelfen."

"Wie sehr diese Thiere für das Ungeziefer geschaf¬
fen sind," sagte er nach einer Weile, "zeigt sich aus
der Beobachtung, daß sie die Arbeit unter sich theilen.
Die Blaumeise und die Tannenmeise entdeckt die Brut
der Ringelraupe und anderer Raupengattungen an
den äußersten Spizen der Zweige, wo sie unter der
Rinde verborgen ist, indem sie sich an die Zweige
hängend dieselben absucht, die Kohlmeise durchsucht
fleißig das Innere der Baumkrone, die Spechtmeise
klettert Stamm auf Stamm ab, und holt die versteckten

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Zweige ſchwingt er ſich empor, an der Rinde hält er
ſich, und bohrt in ſie, durch die dichteſten Hecken dringt
er, auf der Erde läuft er, und ſelbſt unter Blöcke und
Steingerölle dringt er. Ja einmal ſah ich einen Bunt¬
ſpecht im Winter, da die Äſte zu Stein gefroren ſchie¬
nen, auf einen ſolchen mit Gewalt loshämmern, und
ſich aus deſſen Innern die Nahrung holen. Die Spechte
zeigen auf dieſe Weiſe — ich ſage es hier nebenbei —
auch die Äſte an, die morſch und vom Gewürme er¬
griffen ſind, und daher weggeſchafft werden müſſen.
Was zulezt den unvorhergeſehenen und plözlichen
Raupenfraß anlangt, den der Menſch zu ſpät entdeckt,
ſo kann er ſich nicht einſtellen, da die Vögel überall
nachſehen, und bei Zeiten abhelfen.“

„Wie ſehr dieſe Thiere für das Ungeziefer geſchaf¬
fen ſind,“ ſagte er nach einer Weile, „zeigt ſich aus
der Beobachtung, daß ſie die Arbeit unter ſich theilen.
Die Blaumeiſe und die Tannenmeiſe entdeckt die Brut
der Ringelraupe und anderer Raupengattungen an
den äußerſten Spizen der Zweige, wo ſie unter der
Rinde verborgen iſt, indem ſie ſich an die Zweige
hängend dieſelben abſucht, die Kohlmeiſe durchſucht
fleißig das Innere der Baumkrone, die Spechtmeiſe
klettert Stamm auf Stamm ab, und holt die verſteckten

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[243/0257] Zweige ſchwingt er ſich empor, an der Rinde hält er ſich, und bohrt in ſie, durch die dichteſten Hecken dringt er, auf der Erde läuft er, und ſelbſt unter Blöcke und Steingerölle dringt er. Ja einmal ſah ich einen Bunt¬ ſpecht im Winter, da die Äſte zu Stein gefroren ſchie¬ nen, auf einen ſolchen mit Gewalt loshämmern, und ſich aus deſſen Innern die Nahrung holen. Die Spechte zeigen auf dieſe Weiſe — ich ſage es hier nebenbei — auch die Äſte an, die morſch und vom Gewürme er¬ griffen ſind, und daher weggeſchafft werden müſſen. Was zulezt den unvorhergeſehenen und plözlichen Raupenfraß anlangt, den der Menſch zu ſpät entdeckt, ſo kann er ſich nicht einſtellen, da die Vögel überall nachſehen, und bei Zeiten abhelfen.“ „Wie ſehr dieſe Thiere für das Ungeziefer geſchaf¬ fen ſind,“ ſagte er nach einer Weile, „zeigt ſich aus der Beobachtung, daß ſie die Arbeit unter ſich theilen. Die Blaumeiſe und die Tannenmeiſe entdeckt die Brut der Ringelraupe und anderer Raupengattungen an den äußerſten Spizen der Zweige, wo ſie unter der Rinde verborgen iſt, indem ſie ſich an die Zweige hängend dieſelben abſucht, die Kohlmeiſe durchſucht fleißig das Innere der Baumkrone, die Spechtmeiſe klettert Stamm auf Stamm ab, und holt die verſteckten 16 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/257>, abgerufen am 21.11.2024.