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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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züglicher sein müßte, wenn man sie, ohne daß ihre
Schönheit einen Eintrag erhielte, doch auch mit einer
Gestalt umgäbe, welche außer der Lieblichkeit des
Stoffes auch den Geist des Menschen sehen ließe, der
hier thätig war, und an dem man Freude haben
könnte. Ich nahm mir vor, wenn ich wieder zu mei¬
nem alten Gastfreunde käme, mit ihm über die Sache
zu reden. Ich sah, daß ich in dem Rosenhause etwas
Ersprießliches gelernt hatte.

Ich wurde bei jener Gelegenheit zufällig mit dem
Sohne eines Schmuckhändlers bekannt, welcher als
der vorzüglichste in der Stadt galt. Er zeigte mir öf¬
ter die werthvolleren Gegenstände, die sie in dem Ver¬
kaufsgewölbe hatten, die aber nie in einem Schaufen¬
ster lagen, er erklärte mir dieselben, und machte mich
auf die Merkmale aufmerksam, an denen man die
Schönheit der Edelsteine erkennen könne. Ich getraute
mir nie, meine Ansichten über die Fassung derselben
darzulegen. Er versprach mir, mich näher in die
Kenntniß der Edelsteine einzuführen, und ich nahm es
recht gerne an.

Weil ich durch meine Gebirgswanderungen an
viele Bewegung gewöhnt war, so ging ich alle Tage
entweder durch Theile der Stadt herum, oder ich

züglicher ſein müßte, wenn man ſie, ohne daß ihre
Schönheit einen Eintrag erhielte, doch auch mit einer
Geſtalt umgäbe, welche außer der Lieblichkeit des
Stoffes auch den Geiſt des Menſchen ſehen ließe, der
hier thätig war, und an dem man Freude haben
könnte. Ich nahm mir vor, wenn ich wieder zu mei¬
nem alten Gaſtfreunde käme, mit ihm über die Sache
zu reden. Ich ſah, daß ich in dem Roſenhauſe etwas
Erſprießliches gelernt hatte.

Ich wurde bei jener Gelegenheit zufällig mit dem
Sohne eines Schmuckhändlers bekannt, welcher als
der vorzüglichſte in der Stadt galt. Er zeigte mir öf¬
ter die werthvolleren Gegenſtände, die ſie in dem Ver¬
kaufsgewölbe hatten, die aber nie in einem Schaufen¬
ſter lagen, er erklärte mir dieſelben, und machte mich
auf die Merkmale aufmerkſam, an denen man die
Schönheit der Edelſteine erkennen könne. Ich getraute
mir nie, meine Anſichten über die Faſſung derſelben
darzulegen. Er verſprach mir, mich näher in die
Kenntniß der Edelſteine einzuführen, und ich nahm es
recht gerne an.

Weil ich durch meine Gebirgswanderungen an
viele Bewegung gewöhnt war, ſo ging ich alle Tage
entweder durch Theile der Stadt herum, oder ich

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[294/0308] züglicher ſein müßte, wenn man ſie, ohne daß ihre Schönheit einen Eintrag erhielte, doch auch mit einer Geſtalt umgäbe, welche außer der Lieblichkeit des Stoffes auch den Geiſt des Menſchen ſehen ließe, der hier thätig war, und an dem man Freude haben könnte. Ich nahm mir vor, wenn ich wieder zu mei¬ nem alten Gaſtfreunde käme, mit ihm über die Sache zu reden. Ich ſah, daß ich in dem Roſenhauſe etwas Erſprießliches gelernt hatte. Ich wurde bei jener Gelegenheit zufällig mit dem Sohne eines Schmuckhändlers bekannt, welcher als der vorzüglichſte in der Stadt galt. Er zeigte mir öf¬ ter die werthvolleren Gegenſtände, die ſie in dem Ver¬ kaufsgewölbe hatten, die aber nie in einem Schaufen¬ ſter lagen, er erklärte mir dieſelben, und machte mich auf die Merkmale aufmerkſam, an denen man die Schönheit der Edelſteine erkennen könne. Ich getraute mir nie, meine Anſichten über die Faſſung derſelben darzulegen. Er verſprach mir, mich näher in die Kenntniß der Edelſteine einzuführen, und ich nahm es recht gerne an. Weil ich durch meine Gebirgswanderungen an viele Bewegung gewöhnt war, ſo ging ich alle Tage entweder durch Theile der Stadt herum, oder ich

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/308>, abgerufen am 05.06.2024.