wickelt, in welcher nach einer gewissen Ordnung Leibes¬ bewegungen vorgenommen werden sollten, um alle Theile des Körpers nach Bedürfniß zu üben, und ihrer naturgemäßen Entfaltung entgegen zu führen. Diese Anstalt durfte ich besuchen, nachdem der Vater den Rath erfahrener Männer eingeholt, und sich selber durch den Augenschein von den Dingen überzeugt hatte, die da vorgenommen wurden. Für Mädchen bestand damals eine solche Anstalt nicht, daher ließ der Vater für die Schwester in einem Zimmer unserer Wohnung so viele Vorrichtungen machen, als er und unser Hausarzt, der ein Begünstiger dieser Dinge war, für nothwendig erachteten, und die Schwester mußte sich den Übungen unterziehen, die durch die Vorrich¬ tungen möglich waren. Durch die Erwerbung des Vorstadthauses wurde die Sache noch mehr erleichtert. Nicht nur hatten wir mehr Raum im Innern des Hauses, um alle Vorrichtungen zu Körperübungen in besserem und ausgedehnterem Maße anlegen zu können, sondern es war auch der Hofraum und der Garten da, in denen an sich körperliche Übungen vorgenommen werden konnten, und die auch weitere Anlagen möglich machten. Daß wir diese Sachen sehr gerne thaten, begreift sich aus der Feurigkeit und Beweglichkeit der
wickelt, in welcher nach einer gewiſſen Ordnung Leibes¬ bewegungen vorgenommen werden ſollten, um alle Theile des Körpers nach Bedürfniß zu üben, und ihrer naturgemäßen Entfaltung entgegen zu führen. Dieſe Anſtalt durfte ich beſuchen, nachdem der Vater den Rath erfahrener Männer eingeholt, und ſich ſelber durch den Augenſchein von den Dingen überzeugt hatte, die da vorgenommen wurden. Für Mädchen beſtand damals eine ſolche Anſtalt nicht, daher ließ der Vater für die Schweſter in einem Zimmer unſerer Wohnung ſo viele Vorrichtungen machen, als er und unſer Hausarzt, der ein Begünſtiger dieſer Dinge war, für nothwendig erachteten, und die Schweſter mußte ſich den Übungen unterziehen, die durch die Vorrich¬ tungen möglich waren. Durch die Erwerbung des Vorſtadthauſes wurde die Sache noch mehr erleichtert. Nicht nur hatten wir mehr Raum im Innern des Hauſes, um alle Vorrichtungen zu Körperübungen in beſſerem und ausgedehnterem Maße anlegen zu können, ſondern es war auch der Hofraum und der Garten da, in denen an ſich körperliche Übungen vorgenommen werden konnten, und die auch weitere Anlagen möglich machten. Daß wir dieſe Sachen ſehr gerne thaten, begreift ſich aus der Feurigkeit und Beweglichkeit der
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wickelt, in welcher nach einer gewiſſen Ordnung Leibes¬
bewegungen vorgenommen werden ſollten, um alle
Theile des Körpers nach Bedürfniß zu üben, und ihrer
naturgemäßen Entfaltung entgegen zu führen. Dieſe
Anſtalt durfte ich beſuchen, nachdem der Vater den
Rath erfahrener Männer eingeholt, und ſich ſelber
durch den Augenſchein von den Dingen überzeugt
hatte, die da vorgenommen wurden. Für Mädchen
beſtand damals eine ſolche Anſtalt nicht, daher ließ
der Vater für die Schweſter in einem Zimmer unſerer
Wohnung ſo viele Vorrichtungen machen, als er und
unſer Hausarzt, der ein Begünſtiger dieſer Dinge war,
für nothwendig erachteten, und die Schweſter mußte
ſich den Übungen unterziehen, die durch die Vorrich¬
tungen möglich waren. Durch die Erwerbung des
Vorſtadthauſes wurde die Sache noch mehr erleichtert.
Nicht nur hatten wir mehr Raum im Innern des
Hauſes, um alle Vorrichtungen zu Körperübungen in
beſſerem und ausgedehnterem Maße anlegen zu können,
ſondern es war auch der Hofraum und der Garten da,
in denen an ſich körperliche Übungen vorgenommen
werden konnten, und die auch weitere Anlagen möglich
machten. Daß wir dieſe Sachen ſehr gerne thaten,
begreift ſich aus der Feurigkeit und Beweglichkeit der
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/35>, abgerufen am 21.11.2024.
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