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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Jugend von selber. Wir hatten schon in der Kindheit
schwimmen gelernt, und gingen im Sommer fast täg¬
lich, selbst da wir in der Vorstadt wohnten, von wo
aus der Weg weiter war, in die Anstalt, in welcher
man schwimmen konnte. Selbst für Mädchen waren
damals schon eigene Schwimmanstalten errichtet. Auch
außerdem machten wir gerne weite Wege, beson¬
ders im Sommer. Wenn wir im Freien außer der
Stadt waren, erlaubten die Eltern, daß ich mit der
Schwester einen besonderen Umgang halten durfte.
Wir übten uns da im Zurücklegen bedeutender Wege
oder in Besteigung eines Berges. Dann kamen wir
wieder an den Ort zurück, an welchem uns die Eltern
erwarteten. Anfangs ging meistens ein Diener mit
uns, später aber, da wir erwachsen waren, ließ man
uns allein gehen. Um besser und mit mehr Bequem¬
lichkeit für die Eltern an jede beliebige Stelle des Lan¬
des außerhalb der Stadt gelangen zu können, schaffte
der Vater in der Folge zwei Pferde an, und der Knecht,
der bisher Gärtner und gelegentlich unser Aufseher
gewesen war, wurde jezt auch Kutscher. In einer Reit¬
schule, in welcher zu verschiedenen Zeiten Knaben und
Mädchen lernen konnten, hatten wir reiten gelernt,
und hatten später unsere bestimmten Wochentage, an

Jugend von ſelber. Wir hatten ſchon in der Kindheit
ſchwimmen gelernt, und gingen im Sommer faſt täg¬
lich, ſelbſt da wir in der Vorſtadt wohnten, von wo
aus der Weg weiter war, in die Anſtalt, in welcher
man ſchwimmen konnte. Selbſt für Mädchen waren
damals ſchon eigene Schwimmanſtalten errichtet. Auch
außerdem machten wir gerne weite Wege, beſon¬
ders im Sommer. Wenn wir im Freien außer der
Stadt waren, erlaubten die Eltern, daß ich mit der
Schweſter einen beſonderen Umgang halten durfte.
Wir übten uns da im Zurücklegen bedeutender Wege
oder in Beſteigung eines Berges. Dann kamen wir
wieder an den Ort zurück, an welchem uns die Eltern
erwarteten. Anfangs ging meiſtens ein Diener mit
uns, ſpäter aber, da wir erwachſen waren, ließ man
uns allein gehen. Um beſſer und mit mehr Bequem¬
lichkeit für die Eltern an jede beliebige Stelle des Lan¬
des außerhalb der Stadt gelangen zu können, ſchaffte
der Vater in der Folge zwei Pferde an, und der Knecht,
der bisher Gärtner und gelegentlich unſer Aufſeher
geweſen war, wurde jezt auch Kutſcher. In einer Reit¬
ſchule, in welcher zu verſchiedenen Zeiten Knaben und
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[22/0036] Jugend von ſelber. Wir hatten ſchon in der Kindheit ſchwimmen gelernt, und gingen im Sommer faſt täg¬ lich, ſelbſt da wir in der Vorſtadt wohnten, von wo aus der Weg weiter war, in die Anſtalt, in welcher man ſchwimmen konnte. Selbſt für Mädchen waren damals ſchon eigene Schwimmanſtalten errichtet. Auch außerdem machten wir gerne weite Wege, beſon¬ ders im Sommer. Wenn wir im Freien außer der Stadt waren, erlaubten die Eltern, daß ich mit der Schweſter einen beſonderen Umgang halten durfte. Wir übten uns da im Zurücklegen bedeutender Wege oder in Beſteigung eines Berges. Dann kamen wir wieder an den Ort zurück, an welchem uns die Eltern erwarteten. Anfangs ging meiſtens ein Diener mit uns, ſpäter aber, da wir erwachſen waren, ließ man uns allein gehen. Um beſſer und mit mehr Bequem¬ lichkeit für die Eltern an jede beliebige Stelle des Lan¬ des außerhalb der Stadt gelangen zu können, ſchaffte der Vater in der Folge zwei Pferde an, und der Knecht, der bisher Gärtner und gelegentlich unſer Aufſeher geweſen war, wurde jezt auch Kutſcher. In einer Reit¬ ſchule, in welcher zu verſchiedenen Zeiten Knaben und Mädchen lernen konnten, hatten wir reiten gelernt, und hatten ſpäter unſere beſtimmten Wochentage, an

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/36>, abgerufen am 21.11.2024.