dafür meinen Reiseanzug für eine künftige Wan¬ derung zurück.
Mein Gastfreund hatte auf seiner Besizung eine etwas eigenthümliche Tracht theils eingeführt, theils nahmen sie die Leute selber an. Die Dienerinnen des Hauses waren in die Landestracht gekleidet, nur dort, wo diese, wie namentlich in unserem Gebirge, unge¬ fällig war, oder in das Häßliche ging, wurde sie durch den Einfluß des Hausbesizers gemildert, und mit kleinen Zuthaten versehen, die mir schön erschie¬ nen. Diese Zuthaten fanden im Anfange Widerstand, aber da sie von dem alten Herrn geschenkt wurden, und man ihn nicht kränken wollte, wurden sie ange¬ nommen, und später von den Umwohnerinnen nicht nur beneidet sondern auch nachgeahmt. Die Männer, welche in dem Hause dienten oder in dem Meierhofe arbeiteten oder in dem Garten beschäftigt waren, tru¬ gen gefärbtes Linnen, nur war dasselbe nicht so dun¬ kel, als es bei uns im Gebirge gebräuchlich ist. Eine Jacke oder eine andere Art Überrock hatten sie im Sommer nicht, sondern sie gingen in lediglichen Hemdärmeln, und um den Hals hatten sie ein loses Tuch geschlungen. Auf den, Haupte trugen einige wie der Hausherr nichts, andere hatten den gewöhn¬
dafür meinen Reiſeanzug für eine künftige Wan¬ derung zurück.
Mein Gaſtfreund hatte auf ſeiner Beſizung eine etwas eigenthümliche Tracht theils eingeführt, theils nahmen ſie die Leute ſelber an. Die Dienerinnen des Hauſes waren in die Landeſtracht gekleidet, nur dort, wo dieſe, wie namentlich in unſerem Gebirge, unge¬ fällig war, oder in das Häßliche ging, wurde ſie durch den Einfluß des Hausbeſizers gemildert, und mit kleinen Zuthaten verſehen, die mir ſchön erſchie¬ nen. Dieſe Zuthaten fanden im Anfange Widerſtand, aber da ſie von dem alten Herrn geſchenkt wurden, und man ihn nicht kränken wollte, wurden ſie ange¬ nommen, und ſpäter von den Umwohnerinnen nicht nur beneidet ſondern auch nachgeahmt. Die Männer, welche in dem Hauſe dienten oder in dem Meierhofe arbeiteten oder in dem Garten beſchäftigt waren, tru¬ gen gefärbtes Linnen, nur war daſſelbe nicht ſo dun¬ kel, als es bei uns im Gebirge gebräuchlich iſt. Eine Jacke oder eine andere Art Überrock hatten ſie im Sommer nicht, ſondern ſie gingen in lediglichen Hemdärmeln, und um den Hals hatten ſie ein loſes Tuch geſchlungen. Auf den, Haupte trugen einige wie der Hausherr nichts, andere hatten den gewöhn¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0381"n="367"/>
dafür meinen Reiſeanzug für eine künftige Wan¬<lb/>
derung zurück.</p><lb/><p>Mein Gaſtfreund hatte auf ſeiner Beſizung eine<lb/>
etwas eigenthümliche Tracht theils eingeführt, theils<lb/>
nahmen ſie die Leute ſelber an. Die Dienerinnen des<lb/>
Hauſes waren in die Landeſtracht gekleidet, nur dort,<lb/>
wo dieſe, wie namentlich in unſerem Gebirge, unge¬<lb/>
fällig war, oder in das Häßliche ging, wurde ſie<lb/>
durch den Einfluß des Hausbeſizers gemildert, und<lb/>
mit kleinen Zuthaten verſehen, die mir ſchön erſchie¬<lb/>
nen. Dieſe Zuthaten fanden im Anfange Widerſtand,<lb/>
aber da ſie von dem alten Herrn geſchenkt wurden,<lb/>
und man ihn nicht kränken wollte, wurden ſie ange¬<lb/>
nommen, und ſpäter von den Umwohnerinnen nicht<lb/>
nur beneidet ſondern auch nachgeahmt. Die Männer,<lb/>
welche in dem Hauſe dienten oder in dem Meierhofe<lb/>
arbeiteten oder in dem Garten beſchäftigt waren, tru¬<lb/>
gen gefärbtes Linnen, nur war daſſelbe nicht ſo dun¬<lb/>
kel, als es bei uns im Gebirge gebräuchlich iſt. Eine<lb/>
Jacke oder eine andere Art Überrock hatten ſie im<lb/>
Sommer nicht, ſondern ſie gingen in lediglichen<lb/>
Hemdärmeln, und um den Hals hatten ſie ein loſes<lb/>
Tuch geſchlungen. Auf den, Haupte trugen einige<lb/>
wie der Hausherr nichts, andere hatten den gewöhn¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[367/0381]
dafür meinen Reiſeanzug für eine künftige Wan¬
derung zurück.
Mein Gaſtfreund hatte auf ſeiner Beſizung eine
etwas eigenthümliche Tracht theils eingeführt, theils
nahmen ſie die Leute ſelber an. Die Dienerinnen des
Hauſes waren in die Landeſtracht gekleidet, nur dort,
wo dieſe, wie namentlich in unſerem Gebirge, unge¬
fällig war, oder in das Häßliche ging, wurde ſie
durch den Einfluß des Hausbeſizers gemildert, und
mit kleinen Zuthaten verſehen, die mir ſchön erſchie¬
nen. Dieſe Zuthaten fanden im Anfange Widerſtand,
aber da ſie von dem alten Herrn geſchenkt wurden,
und man ihn nicht kränken wollte, wurden ſie ange¬
nommen, und ſpäter von den Umwohnerinnen nicht
nur beneidet ſondern auch nachgeahmt. Die Männer,
welche in dem Hauſe dienten oder in dem Meierhofe
arbeiteten oder in dem Garten beſchäftigt waren, tru¬
gen gefärbtes Linnen, nur war daſſelbe nicht ſo dun¬
kel, als es bei uns im Gebirge gebräuchlich iſt. Eine
Jacke oder eine andere Art Überrock hatten ſie im
Sommer nicht, ſondern ſie gingen in lediglichen
Hemdärmeln, und um den Hals hatten ſie ein loſes
Tuch geſchlungen. Auf den, Haupte trugen einige
wie der Hausherr nichts, andere hatten den gewöhn¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/381>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.