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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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etwas zu sagen, was paßte, und was daher dem
Sprechenden ein Selbstgefühl gab, das ihm den
Aufenthalt in der Umgebung angenehm machte. Eu¬
stach allein erhielt die Auszeichnung, daß man das
bei ihm nicht für nöthig erachtete, er sprach daher
auch weniger und nur in allgemeinen Ausdrücken über
allgemeine Dinge. Er empfand, daß er der höheren
Gesellschaft zugezählt werde, wie ich es auch, da ich
ihn näher kennen gelernt hatte, ganz natürlich fand,
während die anderen nicht merkten, daß man sie em¬
por hebe. Der Gärtner und seine Frau waren in
ihrem weißen reinlichen Anzuge ein sehr liebes greises
Paar, welches auch die anderen mit einer gewissen
Auszeichnung behandelten. An Speisen war eine et¬
was reichlichere Auswahl als gewöhnlich, die Män¬
ner bekamen einen guten Gebirgswein zum Getränke,
für die Frauen wurde ein süßer neben die Backwerke
gestellt.

Da die Rosen immer mehr der Entfaltung entgegen
gingen, wurden einmal Sessel und Stühle in einem
Halbkreise auf dem Sandplaze vor dem Hause auf¬
gestellt, so daß die Öffnung des Kreises gegen das
Haus sah, und ein langer Tisch wurde in die Mitte
gestellt. Wir sezten uns auf die Sessel, der Gärt¬

etwas zu ſagen, was paßte, und was daher dem
Sprechenden ein Selbſtgefühl gab, das ihm den
Aufenthalt in der Umgebung angenehm machte. Eu¬
ſtach allein erhielt die Auszeichnung, daß man das
bei ihm nicht für nöthig erachtete, er ſprach daher
auch weniger und nur in allgemeinen Ausdrücken über
allgemeine Dinge. Er empfand, daß er der höheren
Geſellſchaft zugezählt werde, wie ich es auch, da ich
ihn näher kennen gelernt hatte, ganz natürlich fand,
während die anderen nicht merkten, daß man ſie em¬
por hebe. Der Gärtner und ſeine Frau waren in
ihrem weißen reinlichen Anzuge ein ſehr liebes greiſes
Paar, welches auch die anderen mit einer gewiſſen
Auszeichnung behandelten. An Speiſen war eine et¬
was reichlichere Auswahl als gewöhnlich, die Män¬
ner bekamen einen guten Gebirgswein zum Getränke,
für die Frauen wurde ein ſüßer neben die Backwerke
geſtellt.

Da die Roſen immer mehr der Entfaltung entgegen
gingen, wurden einmal Seſſel und Stühle in einem
Halbkreiſe auf dem Sandplaze vor dem Hauſe auf¬
geſtellt, ſo daß die Öffnung des Kreiſes gegen das
Haus ſah, und ein langer Tiſch wurde in die Mitte
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[402/0416] etwas zu ſagen, was paßte, und was daher dem Sprechenden ein Selbſtgefühl gab, das ihm den Aufenthalt in der Umgebung angenehm machte. Eu¬ ſtach allein erhielt die Auszeichnung, daß man das bei ihm nicht für nöthig erachtete, er ſprach daher auch weniger und nur in allgemeinen Ausdrücken über allgemeine Dinge. Er empfand, daß er der höheren Geſellſchaft zugezählt werde, wie ich es auch, da ich ihn näher kennen gelernt hatte, ganz natürlich fand, während die anderen nicht merkten, daß man ſie em¬ por hebe. Der Gärtner und ſeine Frau waren in ihrem weißen reinlichen Anzuge ein ſehr liebes greiſes Paar, welches auch die anderen mit einer gewiſſen Auszeichnung behandelten. An Speiſen war eine et¬ was reichlichere Auswahl als gewöhnlich, die Män¬ ner bekamen einen guten Gebirgswein zum Getränke, für die Frauen wurde ein ſüßer neben die Backwerke geſtellt. Da die Roſen immer mehr der Entfaltung entgegen gingen, wurden einmal Seſſel und Stühle in einem Halbkreiſe auf dem Sandplaze vor dem Hauſe auf¬ geſtellt, ſo daß die Öffnung des Kreiſes gegen das Haus ſah, und ein langer Tiſch wurde in die Mitte geſtellt. Wir ſezten uns auf die Seſſel, der Gärt¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/416>, abgerufen am 22.11.2024.