Alpen geht der Straßenzug meistens nur in den Thal¬ rinnen an den Flüssen oder Wildbächen dahin, er kann sich wenig verzweigen, der Verkehr ist auf ihn zusammengedrängt, und es regt sich auf ihm, und es wehet und rauscht an ihm.
In diesem Lande sind noch viele werthvolle Alter¬ thümer zerstreut und aufbewahrt, es haben einmal reiche Geschlechter in ihm gewohnt, und die Krieges- und Völkerstürme sind nicht durch das Land gegangen.
Wir kamen in den kleinen Ort Kerberg. Er liegt in einem sehr abgeschiedenen Winkel und ist von kei¬ nerlei Bedeutung. Nicht einmal eine Straße von nur etwas lebhaftem Verkehre führt durch, sondern nur einer jener Landwege, wie sie zum Austausche der Er¬ zeugnisse der Bevölkerung dienen, und von dem guten Sand- und Steinstoffe des Landes sehr gut gebaut sind. Nur die Lage ist schön, da hier die Bildungen etwas größer sind, und mit dämmerigem Walde theil¬ weise bekleidet anmuthig zusammentreten. Und doch steht in diesem Orte die Kirche, zu welcher wir auf der Reise waren. Hinter dem Orte ungefähr nach Mitternacht liegt ein weitläufiges Schloß auf einem Berge, welches große Garten- und Waldanlagen um sich hat. Auf diesem Schlosse hat einmal ein reiches
Alpen geht der Straßenzug meiſtens nur in den Thal¬ rinnen an den Flüſſen oder Wildbächen dahin, er kann ſich wenig verzweigen, der Verkehr iſt auf ihn zuſammengedrängt, und es regt ſich auf ihm, und es wehet und rauſcht an ihm.
In dieſem Lande ſind noch viele werthvolle Alter¬ thümer zerſtreut und aufbewahrt, es haben einmal reiche Geſchlechter in ihm gewohnt, und die Krieges- und Völkerſtürme ſind nicht durch das Land gegangen.
Wir kamen in den kleinen Ort Kerberg. Er liegt in einem ſehr abgeſchiedenen Winkel und iſt von kei¬ nerlei Bedeutung. Nicht einmal eine Straße von nur etwas lebhaftem Verkehre führt durch, ſondern nur einer jener Landwege, wie ſie zum Austauſche der Er¬ zeugniſſe der Bevölkerung dienen, und von dem guten Sand- und Steinſtoffe des Landes ſehr gut gebaut ſind. Nur die Lage iſt ſchön, da hier die Bildungen etwas größer ſind, und mit dämmerigem Walde theil¬ weiſe bekleidet anmuthig zuſammentreten. Und doch ſteht in dieſem Orte die Kirche, zu welcher wir auf der Reiſe waren. Hinter dem Orte ungefähr nach Mitternacht liegt ein weitläufiges Schloß auf einem Berge, welches große Garten- und Waldanlagen um ſich hat. Auf dieſem Schloſſe hat einmal ein reiches
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Alpen geht der Straßenzug meiſtens nur in den Thal¬
rinnen an den Flüſſen oder Wildbächen dahin, er
kann ſich wenig verzweigen, der Verkehr iſt auf ihn
zuſammengedrängt, und es regt ſich auf ihm, und es
wehet und rauſcht an ihm.
In dieſem Lande ſind noch viele werthvolle Alter¬
thümer zerſtreut und aufbewahrt, es haben einmal
reiche Geſchlechter in ihm gewohnt, und die Krieges-
und Völkerſtürme ſind nicht durch das Land gegangen.
Wir kamen in den kleinen Ort Kerberg. Er liegt
in einem ſehr abgeſchiedenen Winkel und iſt von kei¬
nerlei Bedeutung. Nicht einmal eine Straße von nur
etwas lebhaftem Verkehre führt durch, ſondern nur
einer jener Landwege, wie ſie zum Austauſche der Er¬
zeugniſſe der Bevölkerung dienen, und von dem guten
Sand- und Steinſtoffe des Landes ſehr gut gebaut
ſind. Nur die Lage iſt ſchön, da hier die Bildungen
etwas größer ſind, und mit dämmerigem Walde theil¬
weiſe bekleidet anmuthig zuſammentreten. Und doch
ſteht in dieſem Orte die Kirche, zu welcher wir auf
der Reiſe waren. Hinter dem Orte ungefähr nach
Mitternacht liegt ein weitläufiges Schloß auf einem
Berge, welches große Garten- und Waldanlagen um
ſich hat. Auf dieſem Schloſſe hat einmal ein reiches
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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