blätter, von denen mir mein Gastfreund im vorigen Jahre gesagt hatte, daß sie an einem anderen Orte verwendet worden seien, waren in der That außeror¬ dentlich, so feurig und fast erhaben auch ungemein groß, alles andere Holz, wie zart wie schön in der Zusammenstellung, daß man gar nicht ahnen sollte, daß dies in unseren Wäldern ist. Und die Gestalten der Geräthe, wie leicht wie fein wie anschmiegend, sie waren ganz anders als die jezt verfertigt werden, und waren doch neu und für unsere Zeit passend. Ich erkannte, welch ein Werth in den Zeichnungen liege, die Eustach habe. Ich dachte an meinen Vater, der solche Dinge so liebt. Ach wenn er nur hier wäre, daß er sie sehen könnte. Mir war, als gingen mir neue Kenntnisse auf. Ich wagte einen Blick auf Na¬ talie, ich wendete ihn aber schnell wieder weg; sie stand so in Gedanken, daß ich glaube, daß sie errö¬ thete, als ich sie anblickte.
Mathilde sagte zu Eustach: "Es ist im Verlaufe der Zeit, ohne daß eine absichtliche Störung vorge¬ kommen wäre, manches hier anders geworden und nicht mehr so schön als Anfangs. Wir werden es ein¬ mal, wenn ihr Zeit habt, und herüber kommen wollt,
blätter, von denen mir mein Gaſtfreund im vorigen Jahre geſagt hatte, daß ſie an einem anderen Orte verwendet worden ſeien, waren in der That außeror¬ dentlich, ſo feurig und faſt erhaben auch ungemein groß, alles andere Holz, wie zart wie ſchön in der Zuſammenſtellung, daß man gar nicht ahnen ſollte, daß dies in unſeren Wäldern iſt. Und die Geſtalten der Geräthe, wie leicht wie fein wie anſchmiegend, ſie waren ganz anders als die jezt verfertigt werden, und waren doch neu und für unſere Zeit paſſend. Ich erkannte, welch ein Werth in den Zeichnungen liege, die Euſtach habe. Ich dachte an meinen Vater, der ſolche Dinge ſo liebt. Ach wenn er nur hier wäre, daß er ſie ſehen könnte. Mir war, als gingen mir neue Kenntniſſe auf. Ich wagte einen Blick auf Na¬ talie, ich wendete ihn aber ſchnell wieder weg; ſie ſtand ſo in Gedanken, daß ich glaube, daß ſie errö¬ thete, als ich ſie anblickte.
Mathilde ſagte zu Euſtach: „Es iſt im Verlaufe der Zeit, ohne daß eine abſichtliche Störung vorge¬ kommen wäre, manches hier anders geworden und nicht mehr ſo ſchön als Anfangs. Wir werden es ein¬ mal, wenn ihr Zeit habt, und herüber kommen wollt,
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blätter, von denen mir mein Gaſtfreund im vorigen
Jahre geſagt hatte, daß ſie an einem anderen Orte
verwendet worden ſeien, waren in der That außeror¬
dentlich, ſo feurig und faſt erhaben auch ungemein
groß, alles andere Holz, wie zart wie ſchön in der
Zuſammenſtellung, daß man gar nicht ahnen ſollte,
daß dies in unſeren Wäldern iſt. Und die Geſtalten
der Geräthe, wie leicht wie fein wie anſchmiegend,
ſie waren ganz anders als die jezt verfertigt werden,
und waren doch neu und für unſere Zeit paſſend. Ich
erkannte, welch ein Werth in den Zeichnungen liege,
die Euſtach habe. Ich dachte an meinen Vater, der
ſolche Dinge ſo liebt. Ach wenn er nur hier wäre,
daß er ſie ſehen könnte. Mir war, als gingen mir
neue Kenntniſſe auf. Ich wagte einen Blick auf Na¬
talie, ich wendete ihn aber ſchnell wieder weg; ſie
ſtand ſo in Gedanken, daß ich glaube, daß ſie errö¬
thete, als ich ſie anblickte.
Mathilde ſagte zu Euſtach: „Es iſt im Verlaufe
der Zeit, ohne daß eine abſichtliche Störung vorge¬
kommen wäre, manches hier anders geworden und
nicht mehr ſo ſchön als Anfangs. Wir werden es ein¬
mal, wenn ihr Zeit habt, und herüber kommen wollt,
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/477>, abgerufen am 22.11.2024.
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