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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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haben in jener Untersuchungszeit viel über alte Kunst
gelernt. Von wem und aus welchem Zeitabschnitte
aber unser Standbild herrühre, konnten wir nicht er¬
mitteln. Das war jedoch gewiß, daß es nicht der stren¬
gen Zeit angehöre, und von der späteren weicheren
stamme. Ehe ich aber das Bild aus der Hütte, in
welcher es stand, entfernte, ja ehe ich an den Plaz
dachte, auf welchen ich es stellen wollte, mußte etwas
anderes geschehen. Ich reiste nach Italien, und suchte
bei Cumä den Verkäufer meines Standbildes auf.
Er war mit den Umänderungen seines Plazes bei¬
nahe fertig. Dieser war jezt eine Halle neuer Art, in
welcher einige Menschen süßen rothen Wein tranken,
in welcher neue Gipsbilder standen, um welche grüner
Rasen war, und aus welcher man eine schöne Aus¬
sicht hatte. Ich erzählte ihm von der Entdeckung,
welche ich gemacht hatte, und sagte, er möge nun nach
derselben den Preis des Bildes bestimmen. Er könnte
es zu diesem Zwecke selber in Deutschland besehen oder
es besehen lassen. Er fand beides nicht für nöthig,
sondern forderte sogleich eine ansehnliche Summe, die
den Werth eines solchen Gegenstandes, deren Preise
in den verschiedenen Zeiten sehr wechseln, darstellen
mochte. Ich war damals schon in den Besiz meiner

haben in jener Unterſuchungszeit viel über alte Kunſt
gelernt. Von wem und aus welchem Zeitabſchnitte
aber unſer Standbild herrühre, konnten wir nicht er¬
mitteln. Das war jedoch gewiß, daß es nicht der ſtren¬
gen Zeit angehöre, und von der ſpäteren weicheren
ſtamme. Ehe ich aber das Bild aus der Hütte, in
welcher es ſtand, entfernte, ja ehe ich an den Plaz
dachte, auf welchen ich es ſtellen wollte, mußte etwas
anderes geſchehen. Ich reiſte nach Italien, und ſuchte
bei Cumä den Verkäufer meines Standbildes auf.
Er war mit den Umänderungen ſeines Plazes bei¬
nahe fertig. Dieſer war jezt eine Halle neuer Art, in
welcher einige Menſchen ſüßen rothen Wein tranken,
in welcher neue Gipsbilder ſtanden, um welche grüner
Raſen war, und aus welcher man eine ſchöne Aus¬
ſicht hatte. Ich erzählte ihm von der Entdeckung,
welche ich gemacht hatte, und ſagte, er möge nun nach
derſelben den Preis des Bildes beſtimmen. Er könnte
es zu dieſem Zwecke ſelber in Deutſchland beſehen oder
es beſehen laſſen. Er fand beides nicht für nöthig,
ſondern forderte ſogleich eine anſehnliche Summe, die
den Werth eines ſolchen Gegenſtandes, deren Preiſe
in den verſchiedenen Zeiten ſehr wechſeln, darſtellen
mochte. Ich war damals ſchon in den Beſiz meiner

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[120/0134] haben in jener Unterſuchungszeit viel über alte Kunſt gelernt. Von wem und aus welchem Zeitabſchnitte aber unſer Standbild herrühre, konnten wir nicht er¬ mitteln. Das war jedoch gewiß, daß es nicht der ſtren¬ gen Zeit angehöre, und von der ſpäteren weicheren ſtamme. Ehe ich aber das Bild aus der Hütte, in welcher es ſtand, entfernte, ja ehe ich an den Plaz dachte, auf welchen ich es ſtellen wollte, mußte etwas anderes geſchehen. Ich reiſte nach Italien, und ſuchte bei Cumä den Verkäufer meines Standbildes auf. Er war mit den Umänderungen ſeines Plazes bei¬ nahe fertig. Dieſer war jezt eine Halle neuer Art, in welcher einige Menſchen ſüßen rothen Wein tranken, in welcher neue Gipsbilder ſtanden, um welche grüner Raſen war, und aus welcher man eine ſchöne Aus¬ ſicht hatte. Ich erzählte ihm von der Entdeckung, welche ich gemacht hatte, und ſagte, er möge nun nach derſelben den Preis des Bildes beſtimmen. Er könnte es zu dieſem Zwecke ſelber in Deutſchland beſehen oder es beſehen laſſen. Er fand beides nicht für nöthig, ſondern forderte ſogleich eine anſehnliche Summe, die den Werth eines ſolchen Gegenſtandes, deren Preiſe in den verſchiedenen Zeiten ſehr wechſeln, darſtellen mochte. Ich war damals ſchon in den Beſiz meiner

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/134>, abgerufen am 24.11.2024.