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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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angehöre, erkannten wir bald. Ich hatte so viele und
darunter die als die schönsten gepriesenen Bildwerke
der alten Heidenzeit gesehen, und vermochte daher
zwischen ihren und den Arbeiten des Mittelalters oder
der neuen Zeit zu vergleichen. Ich hatte alle Abbil¬
dungen, welche von den Bildwerken der alten Zeit zu
bekommen waren, in den Asperhof gebracht, so daß
ich neuerdings Vergleichungen anstellen konnte, und
daß auch Eustach, welcher nicht so viel in Wirklichkeit
gesehen hatte, ein Urtheil zu gewinnen vermochte.
Nur nach sehr langen und sehr genauen Untersuchun¬
gen gaben wir uns mit Festigkeit dem Gedanken hin,
daß das Standbild aus der alten Griechenzeit her¬
rühre. Wir lernten bei diesen Untersuchungen, zu de¬
ren größerer Sicherstellung wir sogar Reisen unter¬
nahmen, die Merkmale der alten und neuen Bild¬
werke so weit kennen, daß wir die Überzeugung ge¬
wannen, die besten Werke beider Zeiten gleich bei der
ersten Betrachtung von einander unterscheiden zu kön¬
nen. Das Schlechte ist freilich schwerer in Hinsicht
seiner Zeit zu ermitteln. Merkwürdig ist es, daß völ¬
lig Werthloses aus der alten Zeit gar nicht auf uns
gekommen ist. Entweder ist es nicht entstanden, oder
eine kunstbegeisterte Zeit hat es sogleich beseitigt. Wir

angehöre, erkannten wir bald. Ich hatte ſo viele und
darunter die als die ſchönſten geprieſenen Bildwerke
der alten Heidenzeit geſehen, und vermochte daher
zwiſchen ihren und den Arbeiten des Mittelalters oder
der neuen Zeit zu vergleichen. Ich hatte alle Abbil¬
dungen, welche von den Bildwerken der alten Zeit zu
bekommen waren, in den Asperhof gebracht, ſo daß
ich neuerdings Vergleichungen anſtellen konnte, und
daß auch Euſtach, welcher nicht ſo viel in Wirklichkeit
geſehen hatte, ein Urtheil zu gewinnen vermochte.
Nur nach ſehr langen und ſehr genauen Unterſuchun¬
gen gaben wir uns mit Feſtigkeit dem Gedanken hin,
daß das Standbild aus der alten Griechenzeit her¬
rühre. Wir lernten bei dieſen Unterſuchungen, zu de¬
ren größerer Sicherſtellung wir ſogar Reiſen unter¬
nahmen, die Merkmale der alten und neuen Bild¬
werke ſo weit kennen, daß wir die Überzeugung ge¬
wannen, die beſten Werke beider Zeiten gleich bei der
erſten Betrachtung von einander unterſcheiden zu kön¬
nen. Das Schlechte iſt freilich ſchwerer in Hinſicht
ſeiner Zeit zu ermitteln. Merkwürdig iſt es, daß völ¬
lig Werthloſes aus der alten Zeit gar nicht auf uns
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[119/0133] angehöre, erkannten wir bald. Ich hatte ſo viele und darunter die als die ſchönſten geprieſenen Bildwerke der alten Heidenzeit geſehen, und vermochte daher zwiſchen ihren und den Arbeiten des Mittelalters oder der neuen Zeit zu vergleichen. Ich hatte alle Abbil¬ dungen, welche von den Bildwerken der alten Zeit zu bekommen waren, in den Asperhof gebracht, ſo daß ich neuerdings Vergleichungen anſtellen konnte, und daß auch Euſtach, welcher nicht ſo viel in Wirklichkeit geſehen hatte, ein Urtheil zu gewinnen vermochte. Nur nach ſehr langen und ſehr genauen Unterſuchun¬ gen gaben wir uns mit Feſtigkeit dem Gedanken hin, daß das Standbild aus der alten Griechenzeit her¬ rühre. Wir lernten bei dieſen Unterſuchungen, zu de¬ ren größerer Sicherſtellung wir ſogar Reiſen unter¬ nahmen, die Merkmale der alten und neuen Bild¬ werke ſo weit kennen, daß wir die Überzeugung ge¬ wannen, die beſten Werke beider Zeiten gleich bei der erſten Betrachtung von einander unterſcheiden zu kön¬ nen. Das Schlechte iſt freilich ſchwerer in Hinſicht ſeiner Zeit zu ermitteln. Merkwürdig iſt es, daß völ¬ lig Werthloſes aus der alten Zeit gar nicht auf uns gekommen iſt. Entweder iſt es nicht entſtanden, oder eine kunſtbegeiſterte Zeit hat es ſogleich beſeitigt. Wir

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/133>, abgerufen am 21.11.2024.