Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Jägersmann erinnerte. Ich ließ ihn gerne in mei¬
ner Gegenwart auf meiner Zither spielen, weil ihm
keine so klang wie diese, und weil er sagte, sie
müsse eingespielt werden. Er wurde mein Lehrer im
Zitherspiele, und ich nahm mir vor, da ich sah, daß
er meine Zither allen anderen vorzog, ihm, wenn ich
Ursache hätte mit unseren Lehrstunden zufrieden zu
sein, eine gleiche zu kaufen. Er hatte nehmlich erzählt,
daß der Meister mehrere aus dem gleichen Holze wie
die meinige und in gleicher Art gefertigt habe. Da
sie nun ziemlich theuer gewesen war, so schloß ich,
daß der Meister die Gleichen nicht so schnell werde
verkaufen können, und daß noch eine werde übrig
sein, wenn ich meinem Lehrer zu dem gewöhnlichen
Lohne, den ich ihm in Geld zugedacht habe, noch die¬
ses Geschenk würde hinzufügen wollen.

Ich begann in demselben Sommer auch, mir eine
Sammlung von Marmoren anzulegen. Die Stücke,
die ich gelegentlich fand oder die ich mir erwarb, wur¬
den zu kleinen Körpern geschliffen, gleichsam dicken
Tafeln, die auf ihren Flächen die Art des Marmors
zeigten. Wenn ich größere Stücke fand, so bestimmte
ich sie außer dem, daß ich die gleiche Art in Tafeln
in die Sammlung that, zu allerlei Gegenständen, zu

Jägersmann erinnerte. Ich ließ ihn gerne in mei¬
ner Gegenwart auf meiner Zither ſpielen, weil ihm
keine ſo klang wie dieſe, und weil er ſagte, ſie
müſſe eingeſpielt werden. Er wurde mein Lehrer im
Zitherſpiele, und ich nahm mir vor, da ich ſah, daß
er meine Zither allen anderen vorzog, ihm, wenn ich
Urſache hätte mit unſeren Lehrſtunden zufrieden zu
ſein, eine gleiche zu kaufen. Er hatte nehmlich erzählt,
daß der Meiſter mehrere aus dem gleichen Holze wie
die meinige und in gleicher Art gefertigt habe. Da
ſie nun ziemlich theuer geweſen war, ſo ſchloß ich,
daß der Meiſter die Gleichen nicht ſo ſchnell werde
verkaufen können, und daß noch eine werde übrig
ſein, wenn ich meinem Lehrer zu dem gewöhnlichen
Lohne, den ich ihm in Geld zugedacht habe, noch die¬
ſes Geſchenk würde hinzufügen wollen.

Ich begann in demſelben Sommer auch, mir eine
Sammlung von Marmoren anzulegen. Die Stücke,
die ich gelegentlich fand oder die ich mir erwarb, wur¬
den zu kleinen Körpern geſchliffen, gleichſam dicken
Tafeln, die auf ihren Flächen die Art des Marmors
zeigten. Wenn ich größere Stücke fand, ſo beſtimmte
ich ſie außer dem, daß ich die gleiche Art in Tafeln
in die Sammlung that, zu allerlei Gegenſtänden, zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="5"/>
Jägersmann erinnerte. Ich ließ ihn gerne in mei¬<lb/>
ner Gegenwart auf meiner Zither &#x017F;pielen, weil ihm<lb/>
keine &#x017F;o klang wie die&#x017F;e, und weil er &#x017F;agte, &#x017F;ie<lb/>&#x017F;&#x017F;e einge&#x017F;pielt werden. Er wurde mein Lehrer im<lb/>
Zither&#x017F;piele, und ich nahm mir vor, da ich &#x017F;ah, daß<lb/>
er meine Zither allen anderen vorzog, ihm, wenn ich<lb/>
Ur&#x017F;ache hätte mit un&#x017F;eren Lehr&#x017F;tunden zufrieden zu<lb/>
&#x017F;ein, eine gleiche zu kaufen. Er hatte nehmlich erzählt,<lb/>
daß der Mei&#x017F;ter mehrere aus dem gleichen Holze wie<lb/>
die meinige und in gleicher Art gefertigt habe. Da<lb/>
&#x017F;ie nun ziemlich theuer gewe&#x017F;en war, &#x017F;o &#x017F;chloß ich,<lb/>
daß der Mei&#x017F;ter die Gleichen nicht &#x017F;o &#x017F;chnell werde<lb/>
verkaufen können, und daß noch eine werde übrig<lb/>
&#x017F;ein, wenn ich meinem Lehrer zu dem gewöhnlichen<lb/>
Lohne, den ich ihm in Geld zugedacht habe, noch die¬<lb/>
&#x017F;es Ge&#x017F;chenk würde hinzufügen wollen.</p><lb/>
        <p>Ich begann in dem&#x017F;elben Sommer auch, mir eine<lb/>
Sammlung von Marmoren anzulegen. Die Stücke,<lb/>
die ich gelegentlich fand oder die ich mir erwarb, wur¬<lb/>
den zu kleinen Körpern ge&#x017F;chliffen, gleich&#x017F;am dicken<lb/>
Tafeln, die auf ihren Flächen die Art des Marmors<lb/>
zeigten. Wenn ich größere Stücke fand, &#x017F;o be&#x017F;timmte<lb/>
ich &#x017F;ie außer dem, daß ich die gleiche Art in Tafeln<lb/>
in die Sammlung that, zu allerlei Gegen&#x017F;tänden, zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0019] Jägersmann erinnerte. Ich ließ ihn gerne in mei¬ ner Gegenwart auf meiner Zither ſpielen, weil ihm keine ſo klang wie dieſe, und weil er ſagte, ſie müſſe eingeſpielt werden. Er wurde mein Lehrer im Zitherſpiele, und ich nahm mir vor, da ich ſah, daß er meine Zither allen anderen vorzog, ihm, wenn ich Urſache hätte mit unſeren Lehrſtunden zufrieden zu ſein, eine gleiche zu kaufen. Er hatte nehmlich erzählt, daß der Meiſter mehrere aus dem gleichen Holze wie die meinige und in gleicher Art gefertigt habe. Da ſie nun ziemlich theuer geweſen war, ſo ſchloß ich, daß der Meiſter die Gleichen nicht ſo ſchnell werde verkaufen können, und daß noch eine werde übrig ſein, wenn ich meinem Lehrer zu dem gewöhnlichen Lohne, den ich ihm in Geld zugedacht habe, noch die¬ ſes Geſchenk würde hinzufügen wollen. Ich begann in demſelben Sommer auch, mir eine Sammlung von Marmoren anzulegen. Die Stücke, die ich gelegentlich fand oder die ich mir erwarb, wur¬ den zu kleinen Körpern geſchliffen, gleichſam dicken Tafeln, die auf ihren Flächen die Art des Marmors zeigten. Wenn ich größere Stücke fand, ſo beſtimmte ich ſie außer dem, daß ich die gleiche Art in Tafeln in die Sammlung that, zu allerlei Gegenſtänden, zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/19
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/19>, abgerufen am 02.05.2024.