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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Anschauung dessen, was mich besonders ansprach,
zu vertiefen. Vielleicht gönnt es doch noch ein¬
mal eine spätere Gunst, von dem Anerbiethen die¬
ses Mannes Gebrauch machen zu können, und hie
und da etwas zu Stande zu bringen, was nicht ganz
ein unwerther Zuwachs zu meinen lezten Tagen ist.
Also gefällt dir das, was wir zu unseren Verkleidun¬
gen hatten hinzu machen lassen?"

"Vater, sehr," erwiederte ich; "aber ich habe jezt
andere Dinge zu reden; ich kann mich von meinem
Erstaunen nicht erholen, daß mein Gastfreund seine
Zeichnungen hieher gesendet hat, die er so liebt, die
er gewiß nicht weniger liebt als seine Bücher, von
denen er doch keines aus seinem Hause gibt. Ich
habe eine so große Freude über dieses Ereigniß, daß
ich nicht Worte finde, sie nur halb auszudrücken.
Vater, mein Gefühl hat in jüngster Zeit einen solchen
Aufschwung genommen, daß ich die Sache selber
nicht begreife, ich muß mit dir darüber reden, ich
habe sehr viele Dinge mit dir zu reden. Und meinem
Gastfreunde muß ich auf das Wärmste und Heißeste
danken, sobald ich ihn sehe, er hat mir durch die Sen¬
dung der Zeichnungen an dich die höchste Gunst er¬
zeigt, die er mir nur zu erzeigen im Stande war."

Anſchauung deſſen, was mich beſonders anſprach,
zu vertiefen. Vielleicht gönnt es doch noch ein¬
mal eine ſpätere Gunſt, von dem Anerbiethen die¬
ſes Mannes Gebrauch machen zu können, und hie
und da etwas zu Stande zu bringen, was nicht ganz
ein unwerther Zuwachs zu meinen lezten Tagen iſt.
Alſo gefällt dir das, was wir zu unſeren Verkleidun¬
gen hatten hinzu machen laſſen?“

„Vater, ſehr,“ erwiederte ich; „aber ich habe jezt
andere Dinge zu reden; ich kann mich von meinem
Erſtaunen nicht erholen, daß mein Gaſtfreund ſeine
Zeichnungen hieher geſendet hat, die er ſo liebt, die
er gewiß nicht weniger liebt als ſeine Bücher, von
denen er doch keines aus ſeinem Hauſe gibt. Ich
habe eine ſo große Freude über dieſes Ereigniß, daß
ich nicht Worte finde, ſie nur halb auszudrücken.
Vater, mein Gefühl hat in jüngſter Zeit einen ſolchen
Aufſchwung genommen, daß ich die Sache ſelber
nicht begreife, ich muß mit dir darüber reden, ich
habe ſehr viele Dinge mit dir zu reden. Und meinem
Gaſtfreunde muß ich auf das Wärmſte und Heißeſte
danken, ſobald ich ihn ſehe, er hat mir durch die Sen¬
dung der Zeichnungen an dich die höchſte Gunſt er¬
zeigt, die er mir nur zu erzeigen im Stande war.“

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[196/0210] Anſchauung deſſen, was mich beſonders anſprach, zu vertiefen. Vielleicht gönnt es doch noch ein¬ mal eine ſpätere Gunſt, von dem Anerbiethen die¬ ſes Mannes Gebrauch machen zu können, und hie und da etwas zu Stande zu bringen, was nicht ganz ein unwerther Zuwachs zu meinen lezten Tagen iſt. Alſo gefällt dir das, was wir zu unſeren Verkleidun¬ gen hatten hinzu machen laſſen?“ „Vater, ſehr,“ erwiederte ich; „aber ich habe jezt andere Dinge zu reden; ich kann mich von meinem Erſtaunen nicht erholen, daß mein Gaſtfreund ſeine Zeichnungen hieher geſendet hat, die er ſo liebt, die er gewiß nicht weniger liebt als ſeine Bücher, von denen er doch keines aus ſeinem Hauſe gibt. Ich habe eine ſo große Freude über dieſes Ereigniß, daß ich nicht Worte finde, ſie nur halb auszudrücken. Vater, mein Gefühl hat in jüngſter Zeit einen ſolchen Aufſchwung genommen, daß ich die Sache ſelber nicht begreife, ich muß mit dir darüber reden, ich habe ſehr viele Dinge mit dir zu reden. Und meinem Gaſtfreunde muß ich auf das Wärmſte und Heißeſte danken, ſobald ich ihn ſehe, er hat mir durch die Sen¬ dung der Zeichnungen an dich die höchſte Gunſt er¬ zeigt, die er mir nur zu erzeigen im Stande war.“

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/210>, abgerufen am 21.11.2024.