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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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that ich es, mir ging die Reise noch immer nicht
schnell genug, und auf jeder Post, wo ich neue Pferde
und einen neuen Wagen erhielt, däuchte mir der
Aufenthalt zu lange.

Ich hatte den Vater um den Brief nicht gefragt,
der mit den Zeichnungen oder mit dem Tische gekom¬
men war, auch hatte ich mich nicht um die Art erkun¬
digt, wie diese Dinge eingelangt seien. Der Vater
hatte ebenfalls nichts davon erwähnt. Ich beschloß,
meinem Vorhaben treu zu bleiben, und hierüber eine
Frage nicht zu stellen.

Nach einer nur durch das nothwendige Essen von
mir unterbrochenen Fahrt bei Tag und Nacht kam ich
gegen den Mittag des zweiten Tages in dem Rosen¬
hause an. Ich hielt vor dem Gitter, gab einem
Knechte, der gar nicht erstaunt war, weil er an mein
Gehen und Kommen in diesem Hause gewohnt sein
mochte, meinen Koffer, sendete Wagen und Pferde
auf die lezte Post, in die sie gehörten, zurück, ging in
das Haus, und fragte nach meinem Freunde.

Er sei in seinem Arbeitszimmer, sagte man mir.

Ich ließ mich melden, und wurde hinaufgewiesen.

Er kam mir lächelnd entgegen, als ich eintrat. Ich
sagte, er scheine zu wissen, weßhalb ich komme.

that ich es, mir ging die Reiſe noch immer nicht
ſchnell genug, und auf jeder Poſt, wo ich neue Pferde
und einen neuen Wagen erhielt, däuchte mir der
Aufenthalt zu lange.

Ich hatte den Vater um den Brief nicht gefragt,
der mit den Zeichnungen oder mit dem Tiſche gekom¬
men war, auch hatte ich mich nicht um die Art erkun¬
digt, wie dieſe Dinge eingelangt ſeien. Der Vater
hatte ebenfalls nichts davon erwähnt. Ich beſchloß,
meinem Vorhaben treu zu bleiben, und hierüber eine
Frage nicht zu ſtellen.

Nach einer nur durch das nothwendige Eſſen von
mir unterbrochenen Fahrt bei Tag und Nacht kam ich
gegen den Mittag des zweiten Tages in dem Roſen¬
hauſe an. Ich hielt vor dem Gitter, gab einem
Knechte, der gar nicht erſtaunt war, weil er an mein
Gehen und Kommen in dieſem Hauſe gewohnt ſein
mochte, meinen Koffer, ſendete Wagen und Pferde
auf die lezte Poſt, in die ſie gehörten, zurück, ging in
das Haus, und fragte nach meinem Freunde.

Er ſei in ſeinem Arbeitszimmer, ſagte man mir.

Ich ließ mich melden, und wurde hinaufgewieſen.

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[200/0214] that ich es, mir ging die Reiſe noch immer nicht ſchnell genug, und auf jeder Poſt, wo ich neue Pferde und einen neuen Wagen erhielt, däuchte mir der Aufenthalt zu lange. Ich hatte den Vater um den Brief nicht gefragt, der mit den Zeichnungen oder mit dem Tiſche gekom¬ men war, auch hatte ich mich nicht um die Art erkun¬ digt, wie dieſe Dinge eingelangt ſeien. Der Vater hatte ebenfalls nichts davon erwähnt. Ich beſchloß, meinem Vorhaben treu zu bleiben, und hierüber eine Frage nicht zu ſtellen. Nach einer nur durch das nothwendige Eſſen von mir unterbrochenen Fahrt bei Tag und Nacht kam ich gegen den Mittag des zweiten Tages in dem Roſen¬ hauſe an. Ich hielt vor dem Gitter, gab einem Knechte, der gar nicht erſtaunt war, weil er an mein Gehen und Kommen in dieſem Hauſe gewohnt ſein mochte, meinen Koffer, ſendete Wagen und Pferde auf die lezte Poſt, in die ſie gehörten, zurück, ging in das Haus, und fragte nach meinem Freunde. Er ſei in ſeinem Arbeitszimmer, ſagte man mir. Ich ließ mich melden, und wurde hinaufgewieſen. Er kam mir lächelnd entgegen, als ich eintrat. Ich ſagte, er ſcheine zu wiſſen, weßhalb ich komme.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/214>, abgerufen am 21.11.2024.