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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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"Ich glaube es mir denken zu können," antwor¬
tete er.

"Dann werdet ihr euch nicht wundern," sagte ich,
"daß ich in diesem Jahre, für welches ich schon Ab¬
schied genommen habe, mittelst einer sehr eiligen Reise
noch einmal in euer Haus komme. Ihr habt meinem
Vater eine doppelte Freude erwiesen, ihr habt zu mir
nichts gesagt, mein Vater hat mir auch nichts ge¬
schrieben, wahrscheinlich, um den Eindruck, wenn ich
die Sache selber sähe, größer zu machen: ich müßte
ein sehr unrechtlicher Mensch sein, wenn ich nicht
käme, und für den Jubel, der in mein Herz kam,
nicht dankte. Ich weiß nicht, wodurch ich es denn
verdient habe, daß ihr das gethan habt, was ihr
thatet; ich weiß nicht, wie ihr denn mit meinem Va¬
ter zusammenhänget, daß ihr ihm ein so kostbares
Geschenk macht, und daß ihr mit den Zeichnungen so
in Liebe an ihn dachtet. Ich danke euch tausendmal
und auf das Herzlichste dafür. Ich habe euch für
alles Freundliche, was mir in eurem Hause zu Theil
geworden ist, in meinem Herzen gedankt, ich habe
euch auch mit Worten gedankt. Dieses aber ist das
Liebste, was mir von euch gekommen ist, und ich
biethe euch den heißesten Dank dafür an, der sich am

„Ich glaube es mir denken zu können,“ antwor¬
tete er.

„Dann werdet ihr euch nicht wundern,“ ſagte ich,
„daß ich in dieſem Jahre, für welches ich ſchon Ab¬
ſchied genommen habe, mittelſt einer ſehr eiligen Reiſe
noch einmal in euer Haus komme. Ihr habt meinem
Vater eine doppelte Freude erwieſen, ihr habt zu mir
nichts geſagt, mein Vater hat mir auch nichts ge¬
ſchrieben, wahrſcheinlich, um den Eindruck, wenn ich
die Sache ſelber ſähe, größer zu machen: ich müßte
ein ſehr unrechtlicher Menſch ſein, wenn ich nicht
käme, und für den Jubel, der in mein Herz kam,
nicht dankte. Ich weiß nicht, wodurch ich es denn
verdient habe, daß ihr das gethan habt, was ihr
thatet; ich weiß nicht, wie ihr denn mit meinem Va¬
ter zuſammenhänget, daß ihr ihm ein ſo koſtbares
Geſchenk macht, und daß ihr mit den Zeichnungen ſo
in Liebe an ihn dachtet. Ich danke euch tauſendmal
und auf das Herzlichſte dafür. Ich habe euch für
alles Freundliche, was mir in eurem Hauſe zu Theil
geworden iſt, in meinem Herzen gedankt, ich habe
euch auch mit Worten gedankt. Dieſes aber iſt das
Liebſte, was mir von euch gekommen iſt, und ich
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[201/0215] „Ich glaube es mir denken zu können,“ antwor¬ tete er. „Dann werdet ihr euch nicht wundern,“ ſagte ich, „daß ich in dieſem Jahre, für welches ich ſchon Ab¬ ſchied genommen habe, mittelſt einer ſehr eiligen Reiſe noch einmal in euer Haus komme. Ihr habt meinem Vater eine doppelte Freude erwieſen, ihr habt zu mir nichts geſagt, mein Vater hat mir auch nichts ge¬ ſchrieben, wahrſcheinlich, um den Eindruck, wenn ich die Sache ſelber ſähe, größer zu machen: ich müßte ein ſehr unrechtlicher Menſch ſein, wenn ich nicht käme, und für den Jubel, der in mein Herz kam, nicht dankte. Ich weiß nicht, wodurch ich es denn verdient habe, daß ihr das gethan habt, was ihr thatet; ich weiß nicht, wie ihr denn mit meinem Va¬ ter zuſammenhänget, daß ihr ihm ein ſo koſtbares Geſchenk macht, und daß ihr mit den Zeichnungen ſo in Liebe an ihn dachtet. Ich danke euch tauſendmal und auf das Herzlichſte dafür. Ich habe euch für alles Freundliche, was mir in eurem Hauſe zu Theil geworden iſt, in meinem Herzen gedankt, ich habe euch auch mit Worten gedankt. Dieſes aber iſt das Liebſte, was mir von euch gekommen iſt, und ich biethe euch den heißeſten Dank dafür an, der ſich am

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/215>, abgerufen am 24.11.2024.