habe, keine größere Annehmlichkeit begegnen, als einige Zeit in eurer Gesellschaft zu reisen; aber zu Hause wissen sie nichts davon, und erwarten mich wahrscheinlich schon bald."
"Ihr könntet sie ja in einem Briefe verständigen," sagte er.
"Das kann ich thun," erwiederte ich. "Wenn ich auch gleich nach meiner Ankunft nach einer viele Monate dauernden Abwesenheit wieder fortgereist bin, wenn sie mich auch schon in den nächsten Tagen erwarten, so werden sie doch einsehen, daß ein länge¬ rer Aufenthalt in der Gesellschaft eines Mannes, zu welchem ich in einer Angelegenheit wie die zwischen uns vorgefallene gereist bin, nur in der Natur der Sache gegründet ist. Sie würden es weit übler neh¬ men, wenn ich unter den bestehenden Verhältnissen nach Hause käme, als wenn ich noch eine Weile bei euch bleibe."
"Ich habe euch meine Frage und mein Anerbiethen gestellt," antwortete mein Gastfreund, "handelt nach eurem besten Ermessen. Was ihr thut, wird wohl das Rechte sein."
"Ich schreibe sogleich den Brief."
habe, keine größere Annehmlichkeit begegnen, als einige Zeit in eurer Geſellſchaft zu reiſen; aber zu Hauſe wiſſen ſie nichts davon, und erwarten mich wahrſcheinlich ſchon bald.“
„Ihr könntet ſie ja in einem Briefe verſtändigen,“ ſagte er.
„Das kann ich thun,“ erwiederte ich. „Wenn ich auch gleich nach meiner Ankunft nach einer viele Monate dauernden Abweſenheit wieder fortgereiſt bin, wenn ſie mich auch ſchon in den nächſten Tagen erwarten, ſo werden ſie doch einſehen, daß ein länge¬ rer Aufenthalt in der Geſellſchaft eines Mannes, zu welchem ich in einer Angelegenheit wie die zwiſchen uns vorgefallene gereiſt bin, nur in der Natur der Sache gegründet iſt. Sie würden es weit übler neh¬ men, wenn ich unter den beſtehenden Verhältniſſen nach Hauſe käme, als wenn ich noch eine Weile bei euch bleibe.“
„Ich habe euch meine Frage und mein Anerbiethen geſtellt,“ antwortete mein Gaſtfreund, „handelt nach eurem beſten Ermeſſen. Was ihr thut, wird wohl das Rechte ſein.“
„Ich ſchreibe ſogleich den Brief.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0220"n="206"/>
habe, keine größere Annehmlichkeit begegnen, als<lb/>
einige Zeit in eurer Geſellſchaft zu reiſen; aber zu<lb/>
Hauſe wiſſen ſie nichts davon, und erwarten mich<lb/>
wahrſcheinlich ſchon bald.“</p><lb/><p>„Ihr könntet ſie ja in einem Briefe verſtändigen,“<lb/>ſagte er.</p><lb/><p>„Das kann ich thun,“ erwiederte ich. „Wenn<lb/>
ich auch gleich nach meiner Ankunft nach einer viele<lb/>
Monate dauernden Abweſenheit wieder fortgereiſt<lb/>
bin, wenn ſie mich auch ſchon in den nächſten Tagen<lb/>
erwarten, ſo werden ſie doch einſehen, daß ein länge¬<lb/>
rer Aufenthalt in der Geſellſchaft eines Mannes, zu<lb/>
welchem ich in einer Angelegenheit wie die zwiſchen<lb/>
uns vorgefallene gereiſt bin, nur in der Natur der<lb/>
Sache gegründet iſt. Sie würden es weit übler neh¬<lb/>
men, wenn ich unter den beſtehenden Verhältniſſen<lb/>
nach Hauſe käme, als wenn ich noch eine Weile bei<lb/>
euch bleibe.“</p><lb/><p>„Ich habe euch meine Frage und mein Anerbiethen<lb/>
geſtellt,“ antwortete mein Gaſtfreund, „handelt nach<lb/>
eurem beſten Ermeſſen. Was ihr thut, wird wohl<lb/>
das Rechte ſein.“</p><lb/><p>„Ich ſchreibe ſogleich den Brief.“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[206/0220]
habe, keine größere Annehmlichkeit begegnen, als
einige Zeit in eurer Geſellſchaft zu reiſen; aber zu
Hauſe wiſſen ſie nichts davon, und erwarten mich
wahrſcheinlich ſchon bald.“
„Ihr könntet ſie ja in einem Briefe verſtändigen,“
ſagte er.
„Das kann ich thun,“ erwiederte ich. „Wenn
ich auch gleich nach meiner Ankunft nach einer viele
Monate dauernden Abweſenheit wieder fortgereiſt
bin, wenn ſie mich auch ſchon in den nächſten Tagen
erwarten, ſo werden ſie doch einſehen, daß ein länge¬
rer Aufenthalt in der Geſellſchaft eines Mannes, zu
welchem ich in einer Angelegenheit wie die zwiſchen
uns vorgefallene gereiſt bin, nur in der Natur der
Sache gegründet iſt. Sie würden es weit übler neh¬
men, wenn ich unter den beſtehenden Verhältniſſen
nach Hauſe käme, als wenn ich noch eine Weile bei
euch bleibe.“
„Ich habe euch meine Frage und mein Anerbiethen
geſtellt,“ antwortete mein Gaſtfreund, „handelt nach
eurem beſten Ermeſſen. Was ihr thut, wird wohl
das Rechte ſein.“
„Ich ſchreibe ſogleich den Brief.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/220>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.