wohnt hatten, und auch der Mann, als dessen That die Kirche in dem Thale steht.
"Was alle diese Menschen gethan haben," sagte mein Gastfreund, "wäre zum Theile in den Papieren und Pergamenten enthalten, die in den Schlössern und Häusern dieses Landes und mitunter auch in entfernten Städten liegen. Einige wissen einen Theil dieser Thaten, die meisten sind damit völlig unbe¬ kannt, und diejenigen, welche auf den Spuren herum gehen, die ihre Vorfahren getreten haben, wissen oft nicht wer diese gewesen sind. Es wäre nicht unziem¬ lich, wenn durch Öffnung der Briefgewölbe in al¬ len Ländern auch Einzelgeschichten von Familien und Gegenden verfaßt würden, die unser Herz oft näher berühren und uns greiflicher sind als die großen Ge¬ schichten der großen Reiche. Man betritt wohl die¬ sen Weg, aber vielleicht nicht ausreichend und nicht in der rechten Art.
Von Kerberg aus wendeten wir uns am folgen¬ den Tage den höher gelegenen Theilen des Landes zu, das dichter und ausgebreiteter bewaldet war als die bisher befahrenen Gegenden, und von dem uns durch das Dämmer des Vormittages die breiten und
wohnt hatten, und auch der Mann, als deſſen That die Kirche in dem Thale ſteht.
„Was alle dieſe Menſchen gethan haben,“ ſagte mein Gaſtfreund, „wäre zum Theile in den Papieren und Pergamenten enthalten, die in den Schlöſſern und Häuſern dieſes Landes und mitunter auch in entfernten Städten liegen. Einige wiſſen einen Theil dieſer Thaten, die meiſten ſind damit völlig unbe¬ kannt, und diejenigen, welche auf den Spuren herum gehen, die ihre Vorfahren getreten haben, wiſſen oft nicht wer dieſe geweſen ſind. Es wäre nicht unziem¬ lich, wenn durch Öffnung der Briefgewölbe in al¬ len Ländern auch Einzelgeſchichten von Familien und Gegenden verfaßt würden, die unſer Herz oft näher berühren und uns greiflicher ſind als die großen Ge¬ ſchichten der großen Reiche. Man betritt wohl die¬ ſen Weg, aber vielleicht nicht ausreichend und nicht in der rechten Art.
Von Kerberg aus wendeten wir uns am folgen¬ den Tage den höher gelegenen Theilen des Landes zu, das dichter und ausgebreiteter bewaldet war als die bisher befahrenen Gegenden, und von dem uns durch das Dämmer des Vormittages die breiten und
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wohnt hatten, und auch der Mann, als deſſen That
die Kirche in dem Thale ſteht.
„Was alle dieſe Menſchen gethan haben,“ ſagte
mein Gaſtfreund, „wäre zum Theile in den Papieren
und Pergamenten enthalten, die in den Schlöſſern
und Häuſern dieſes Landes und mitunter auch in
entfernten Städten liegen. Einige wiſſen einen Theil
dieſer Thaten, die meiſten ſind damit völlig unbe¬
kannt, und diejenigen, welche auf den Spuren herum
gehen, die ihre Vorfahren getreten haben, wiſſen oft
nicht wer dieſe geweſen ſind. Es wäre nicht unziem¬
lich, wenn durch Öffnung der Briefgewölbe in al¬
len Ländern auch Einzelgeſchichten von Familien und
Gegenden verfaßt würden, die unſer Herz oft näher
berühren und uns greiflicher ſind als die großen Ge¬
ſchichten der großen Reiche. Man betritt wohl die¬
ſen Weg, aber vielleicht nicht ausreichend und nicht
in der rechten Art.
Von Kerberg aus wendeten wir uns am folgen¬
den Tage den höher gelegenen Theilen des Landes
zu, das dichter und ausgebreiteter bewaldet war als
die bisher befahrenen Gegenden, und von dem uns
durch das Dämmer des Vormittages die breiten und
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/238>, abgerufen am 21.11.2024.
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