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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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und bemühte mich, Beschreibungen von den Bildern
zu geben, welche mich am meisten in Anspruch genom¬
men hätten. Er that auch in dieser Hinsicht zahlreiche
Fragen, und machte, daß ich mich über den Gegen¬
stand weiter ausbreitete, als ich wohl ursprünglich im
Sinne hatte.

Am zweiten Tage nach meiner Ankunft, da wir
wieder von diesen Dingen gesprochen hatten, nahm
er mich bei der Hand, und führte mich in sein Bil¬
derzimmer. Ich war absichtlich seit meiner Ankunft
nicht in demselben gewesen, und hatte mir dessen Be¬
such auf eine ruhigere Zeit aufgehoben. Ich hatte die
zwei Tage in Gesprächen mit meinen Eltern hinge¬
bracht, zum Theile hatte ich sie auch benüzt, die Dinge,
welche ich ihnen und der Schwester gebracht hatte,
zu übergeben. Darunter waren auch die kleineren
Marmorgegenstände, welche im Rothmoore fertig ge¬
worden waren. Der Rest der Zeit war mit Auspacken
Einräumen und mit einigen Ankunftsbesuchen aus¬
gefüllt worden. Da wir in das Zimmer getreten wa¬
ren, und die Mitte desselben erreicht hatten, ließ er
meine Hand fahren, sagte aber nichts. Ich war im
größten Erstaunen. Die Bilder, welche vorhanden
waren, und deren Zahl geringe war, weit geringer

und bemühte mich, Beſchreibungen von den Bildern
zu geben, welche mich am meiſten in Anſpruch genom¬
men hätten. Er that auch in dieſer Hinſicht zahlreiche
Fragen, und machte, daß ich mich über den Gegen¬
ſtand weiter ausbreitete, als ich wohl urſprünglich im
Sinne hatte.

Am zweiten Tage nach meiner Ankunft, da wir
wieder von dieſen Dingen geſprochen hatten, nahm
er mich bei der Hand, und führte mich in ſein Bil¬
derzimmer. Ich war abſichtlich ſeit meiner Ankunft
nicht in demſelben geweſen, und hatte mir deſſen Be¬
ſuch auf eine ruhigere Zeit aufgehoben. Ich hatte die
zwei Tage in Geſprächen mit meinen Eltern hinge¬
bracht, zum Theile hatte ich ſie auch benüzt, die Dinge,
welche ich ihnen und der Schweſter gebracht hatte,
zu übergeben. Darunter waren auch die kleineren
Marmorgegenſtände, welche im Rothmoore fertig ge¬
worden waren. Der Reſt der Zeit war mit Auspacken
Einräumen und mit einigen Ankunftsbeſuchen aus¬
gefüllt worden. Da wir in das Zimmer getreten wa¬
ren, und die Mitte desſelben erreicht hatten, ließ er
meine Hand fahren, ſagte aber nichts. Ich war im
größten Erſtaunen. Die Bilder, welche vorhanden
waren, und deren Zahl geringe war, weit geringer

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[231/0245] und bemühte mich, Beſchreibungen von den Bildern zu geben, welche mich am meiſten in Anſpruch genom¬ men hätten. Er that auch in dieſer Hinſicht zahlreiche Fragen, und machte, daß ich mich über den Gegen¬ ſtand weiter ausbreitete, als ich wohl urſprünglich im Sinne hatte. Am zweiten Tage nach meiner Ankunft, da wir wieder von dieſen Dingen geſprochen hatten, nahm er mich bei der Hand, und führte mich in ſein Bil¬ derzimmer. Ich war abſichtlich ſeit meiner Ankunft nicht in demſelben geweſen, und hatte mir deſſen Be¬ ſuch auf eine ruhigere Zeit aufgehoben. Ich hatte die zwei Tage in Geſprächen mit meinen Eltern hinge¬ bracht, zum Theile hatte ich ſie auch benüzt, die Dinge, welche ich ihnen und der Schweſter gebracht hatte, zu übergeben. Darunter waren auch die kleineren Marmorgegenſtände, welche im Rothmoore fertig ge¬ worden waren. Der Reſt der Zeit war mit Auspacken Einräumen und mit einigen Ankunftsbeſuchen aus¬ gefüllt worden. Da wir in das Zimmer getreten wa¬ ren, und die Mitte desſelben erreicht hatten, ließ er meine Hand fahren, ſagte aber nichts. Ich war im größten Erſtaunen. Die Bilder, welche vorhanden waren, und deren Zahl geringe war, weit geringer

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/245>, abgerufen am 17.05.2024.