Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

wurden von dem stärkeren Bande aufgehoben, das
mich zu den lieben theuren Meinigen führte.

Als ich das flache Land erreicht hatte, und an dem
Orte eingetroffen war, in welchem mich meine Kisten
erwarten sollten, übergab ich dieselben, die ich unver¬
lezt vorfand, meinem Frächter zur Beförderung an
den Strom, und empfahl sie ihm, besonders die mit
den Alterthümern auf das Angelegentlichste. Am an¬
deren Tage reiste ich in einem Wagen nach. Am
Strome ließ ich die Kisten sorgfältig in ein Schiff
bringen, und fuhr am nächsten Morgen mit dem
nehmlichen Schiffe meiner Vaterstadt zu.

Ich langte glücklich dort an, ließ meine Habselig¬
keiten in unser Haus schaffen, packte zuerst die Kiste
mit den Alterthümern aus, und war beruhigt, als die
Holzschnizereien unversehrt daraus hervor gingen.
Die Freude meines Vaters war außerordentlich, die
Mutter freute sich des Vaters willen, und die Schwe¬
ster, deren glänzende Augen bald auf mich bald auf
den Vater schauten, zeigte, daß sie mit mir zufrieden
sei. Dieses ließ mir manches vergessen, das beinahe
wie eine Sorge in meinem Herzen war. Ich befand
mich wieder bei meinen Angehörigen, die mit allen
Kräften ihrer Seele an meinem Wohle Antheil nah¬

wurden von dem ſtärkeren Bande aufgehoben, das
mich zu den lieben theuren Meinigen führte.

Als ich das flache Land erreicht hatte, und an dem
Orte eingetroffen war, in welchem mich meine Kiſten
erwarten ſollten, übergab ich dieſelben, die ich unver¬
lezt vorfand, meinem Frächter zur Beförderung an
den Strom, und empfahl ſie ihm, beſonders die mit
den Alterthümern auf das Angelegentlichſte. Am an¬
deren Tage reiſte ich in einem Wagen nach. Am
Strome ließ ich die Kiſten ſorgfältig in ein Schiff
bringen, und fuhr am nächſten Morgen mit dem
nehmlichen Schiffe meiner Vaterſtadt zu.

Ich langte glücklich dort an, ließ meine Habſelig¬
keiten in unſer Haus ſchaffen, packte zuerſt die Kiſte
mit den Alterthümern aus, und war beruhigt, als die
Holzſchnizereien unverſehrt daraus hervor gingen.
Die Freude meines Vaters war außerordentlich, die
Mutter freute ſich des Vaters willen, und die Schwe¬
ſter, deren glänzende Augen bald auf mich bald auf
den Vater ſchauten, zeigte, daß ſie mit mir zufrieden
ſei. Dieſes ließ mir manches vergeſſen, das beinahe
wie eine Sorge in meinem Herzen war. Ich befand
mich wieder bei meinen Angehörigen, die mit allen
Kräften ihrer Seele an meinem Wohle Antheil nah¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="11"/>
wurden von dem &#x017F;tärkeren Bande aufgehoben, das<lb/>
mich zu den lieben theuren Meinigen führte.</p><lb/>
        <p>Als ich das flache Land erreicht hatte, und an dem<lb/>
Orte eingetroffen war, in welchem mich meine Ki&#x017F;ten<lb/>
erwarten &#x017F;ollten, übergab ich die&#x017F;elben, die ich unver¬<lb/>
lezt vorfand, meinem Frächter zur Beförderung an<lb/>
den Strom, und empfahl &#x017F;ie ihm, be&#x017F;onders die mit<lb/>
den Alterthümern auf das Angelegentlich&#x017F;te. Am an¬<lb/>
deren Tage rei&#x017F;te ich in einem Wagen nach. Am<lb/>
Strome ließ ich die Ki&#x017F;ten &#x017F;orgfältig in ein Schiff<lb/>
bringen, und fuhr am näch&#x017F;ten Morgen mit dem<lb/>
nehmlichen Schiffe meiner Vater&#x017F;tadt zu.</p><lb/>
        <p>Ich langte glücklich dort an, ließ meine Hab&#x017F;elig¬<lb/>
keiten in un&#x017F;er Haus &#x017F;chaffen, packte zuer&#x017F;t die Ki&#x017F;te<lb/>
mit den Alterthümern aus, und war beruhigt, als die<lb/>
Holz&#x017F;chnizereien unver&#x017F;ehrt daraus hervor gingen.<lb/>
Die Freude meines Vaters war außerordentlich, die<lb/>
Mutter freute &#x017F;ich des Vaters willen, und die Schwe¬<lb/>
&#x017F;ter, deren glänzende Augen bald auf mich bald auf<lb/>
den Vater &#x017F;chauten, zeigte, daß &#x017F;ie mit mir zufrieden<lb/>
&#x017F;ei. Die&#x017F;es ließ mir manches verge&#x017F;&#x017F;en, das beinahe<lb/>
wie eine Sorge in meinem Herzen war. Ich befand<lb/>
mich wieder bei meinen Angehörigen, die mit allen<lb/>
Kräften ihrer Seele an meinem Wohle Antheil nah¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0025] wurden von dem ſtärkeren Bande aufgehoben, das mich zu den lieben theuren Meinigen führte. Als ich das flache Land erreicht hatte, und an dem Orte eingetroffen war, in welchem mich meine Kiſten erwarten ſollten, übergab ich dieſelben, die ich unver¬ lezt vorfand, meinem Frächter zur Beförderung an den Strom, und empfahl ſie ihm, beſonders die mit den Alterthümern auf das Angelegentlichſte. Am an¬ deren Tage reiſte ich in einem Wagen nach. Am Strome ließ ich die Kiſten ſorgfältig in ein Schiff bringen, und fuhr am nächſten Morgen mit dem nehmlichen Schiffe meiner Vaterſtadt zu. Ich langte glücklich dort an, ließ meine Habſelig¬ keiten in unſer Haus ſchaffen, packte zuerſt die Kiſte mit den Alterthümern aus, und war beruhigt, als die Holzſchnizereien unverſehrt daraus hervor gingen. Die Freude meines Vaters war außerordentlich, die Mutter freute ſich des Vaters willen, und die Schwe¬ ſter, deren glänzende Augen bald auf mich bald auf den Vater ſchauten, zeigte, daß ſie mit mir zufrieden ſei. Dieſes ließ mir manches vergeſſen, das beinahe wie eine Sorge in meinem Herzen war. Ich befand mich wieder bei meinen Angehörigen, die mit allen Kräften ihrer Seele an meinem Wohle Antheil nah¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/25
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/25>, abgerufen am 21.11.2024.