Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschäftigung, die der Tag foderte, und die ihn in
seine Zeiten zerlegte.

Ich besuchte auch, wie im vergangenen Winter,
meine Kreise, dann Musik- und Kunstanstalten.

Daß das alles vereinigt werden konnte, mußte
eine genaue Zeiteintheilung gemacht werden, und
ich mußte die Zeit richtig verwenden. Dazu war ich
wohl von Kindheit an gewöhnt worden, ich stand
sehr früh auf, und hatte Manches für den Tag
schon an der Lampe fertig gemacht, wenn die allge¬
meine Frühstunde in unserm Hause heran rückte, und
man sich zu dem Frühmahle versammelte. Dazu
brauchte ich nicht viel Schlaf, und konnte manche
Stunde von der beginnenden Nacht nehmen. Die
Thätigkeit stärkte, und wenn ein Schwung und eine
Erhebung in meinem Wesen war, so wurde der
Schwung und die Erhebung durch die Thätigkeit noch
klarer und fester.

Einer meiner ersten Gänge war nach meiner Zu¬
rückkunft zu der Fürstin, um mich ihr vorzustellen.
Sie war selber erst vor wenigen Tagen von ihrem
Lieblingslandsize in die Stadt zurückgekehrt, und noch
nicht recht heimisch. Sie empfing mich sehr freundlich
wie immer, und fragte mich um meine Beschäftigun¬

Beſchäftigung, die der Tag foderte, und die ihn in
ſeine Zeiten zerlegte.

Ich beſuchte auch, wie im vergangenen Winter,
meine Kreiſe, dann Muſik- und Kunſtanſtalten.

Daß das alles vereinigt werden konnte, mußte
eine genaue Zeiteintheilung gemacht werden, und
ich mußte die Zeit richtig verwenden. Dazu war ich
wohl von Kindheit an gewöhnt worden, ich ſtand
ſehr früh auf, und hatte Manches für den Tag
ſchon an der Lampe fertig gemacht, wenn die allge¬
meine Frühſtunde in unſerm Hauſe heran rückte, und
man ſich zu dem Frühmahle verſammelte. Dazu
brauchte ich nicht viel Schlaf, und konnte manche
Stunde von der beginnenden Nacht nehmen. Die
Thätigkeit ſtärkte, und wenn ein Schwung und eine
Erhebung in meinem Weſen war, ſo wurde der
Schwung und die Erhebung durch die Thätigkeit noch
klarer und feſter.

Einer meiner erſten Gänge war nach meiner Zu¬
rückkunft zu der Fürſtin, um mich ihr vorzuſtellen.
Sie war ſelber erſt vor wenigen Tagen von ihrem
Lieblingslandſize in die Stadt zurückgekehrt, und noch
nicht recht heimiſch. Sie empfing mich ſehr freundlich
wie immer, und fragte mich um meine Beſchäftigun¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0278" n="264"/>
Be&#x017F;chäftigung, die der Tag foderte, und die ihn in<lb/>
&#x017F;eine Zeiten zerlegte.</p><lb/>
        <p>Ich be&#x017F;uchte auch, wie im vergangenen Winter,<lb/>
meine Krei&#x017F;e, dann Mu&#x017F;ik- und Kun&#x017F;tan&#x017F;talten.</p><lb/>
        <p>Daß das alles vereinigt werden konnte, mußte<lb/>
eine genaue Zeiteintheilung gemacht werden, und<lb/>
ich mußte die Zeit richtig verwenden. Dazu war ich<lb/>
wohl von Kindheit an gewöhnt worden, ich &#x017F;tand<lb/>
&#x017F;ehr früh auf, und hatte Manches für den Tag<lb/>
&#x017F;chon an der Lampe fertig gemacht, wenn die allge¬<lb/>
meine Früh&#x017F;tunde in un&#x017F;erm Hau&#x017F;e heran rückte, und<lb/>
man &#x017F;ich zu dem Frühmahle ver&#x017F;ammelte. Dazu<lb/>
brauchte ich nicht viel Schlaf, und konnte manche<lb/>
Stunde von der beginnenden Nacht nehmen. Die<lb/>
Thätigkeit &#x017F;tärkte, und wenn ein Schwung und eine<lb/>
Erhebung in meinem We&#x017F;en war, &#x017F;o wurde der<lb/>
Schwung und die Erhebung durch die Thätigkeit noch<lb/>
klarer und fe&#x017F;ter.</p><lb/>
        <p>Einer meiner er&#x017F;ten Gänge war nach meiner Zu¬<lb/>
rückkunft zu der Für&#x017F;tin, um mich ihr vorzu&#x017F;tellen.<lb/>
Sie war &#x017F;elber er&#x017F;t vor wenigen Tagen von ihrem<lb/>
Lieblingsland&#x017F;ize in die Stadt zurückgekehrt, und noch<lb/>
nicht recht heimi&#x017F;ch. Sie empfing mich &#x017F;ehr freundlich<lb/>
wie immer, und fragte mich um meine Be&#x017F;chäftigun¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0278] Beſchäftigung, die der Tag foderte, und die ihn in ſeine Zeiten zerlegte. Ich beſuchte auch, wie im vergangenen Winter, meine Kreiſe, dann Muſik- und Kunſtanſtalten. Daß das alles vereinigt werden konnte, mußte eine genaue Zeiteintheilung gemacht werden, und ich mußte die Zeit richtig verwenden. Dazu war ich wohl von Kindheit an gewöhnt worden, ich ſtand ſehr früh auf, und hatte Manches für den Tag ſchon an der Lampe fertig gemacht, wenn die allge¬ meine Frühſtunde in unſerm Hauſe heran rückte, und man ſich zu dem Frühmahle verſammelte. Dazu brauchte ich nicht viel Schlaf, und konnte manche Stunde von der beginnenden Nacht nehmen. Die Thätigkeit ſtärkte, und wenn ein Schwung und eine Erhebung in meinem Weſen war, ſo wurde der Schwung und die Erhebung durch die Thätigkeit noch klarer und feſter. Einer meiner erſten Gänge war nach meiner Zu¬ rückkunft zu der Fürſtin, um mich ihr vorzuſtellen. Sie war ſelber erſt vor wenigen Tagen von ihrem Lieblingslandſize in die Stadt zurückgekehrt, und noch nicht recht heimiſch. Sie empfing mich ſehr freundlich wie immer, und fragte mich um meine Beſchäftigun¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/278
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/278>, abgerufen am 22.11.2024.