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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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vorerst für mich in diesem Buche zu lernen, mir vor¬
behaltend, später, wenn ich es für nöthig halten
sollte, auch einen Lehrer im Spanischen zu nehmen.
Auch fuhr ich nicht nur fort, in den Schauspielen
Shakespeares zu lesen, sondern ich wendete die Zeit,
die mir von meinen Arbeiten übrig blieb, auch der
Lesung anderer dichterischer Werke zu. Ich suchte die
Schriften der alten Griechen und Römer wieder her¬
vor, von denen ich schon Bruchstücke während meiner
Studienjahre als Pflichterfüllung hatte lesen müssen.
Damals waren mir die Gestaltungen dieser Völker,
die ich mit ruhigen und kühlen Kräften hatte erfassen
können, sehr angenehm gewesen, deßhalb nahm ich
jezt die Bücher dieser Art wieder vor.

Meine Zither gereichte der Schwester zur Freude.
Ich spielte ihr die Dinge vor, die ich bereits auf die¬
sen Saiten hervorzubringen im Stande war, ich zeigte
ihr die Anfangsgründe, und als für uns beide in die¬
ser Übung auch ein Meister aus der Stadt in das
Haus kam, lieh ich ihr die Zither, und versprach ihr,
eine eben so schöne und gute oder eine noch schönere
und bessere für sie aus dem Gebirge zu schicken, wenn
sie zu bekommen wäre. Ich erzählte ihr, daß der
Mann, der mir in dem Gebirge Unterricht im Zither¬

vorerſt für mich in dieſem Buche zu lernen, mir vor¬
behaltend, ſpäter, wenn ich es für nöthig halten
ſollte, auch einen Lehrer im Spaniſchen zu nehmen.
Auch fuhr ich nicht nur fort, in den Schauſpielen
Shakespeares zu leſen, ſondern ich wendete die Zeit,
die mir von meinen Arbeiten übrig blieb, auch der
Leſung anderer dichteriſcher Werke zu. Ich ſuchte die
Schriften der alten Griechen und Römer wieder her¬
vor, von denen ich ſchon Bruchſtücke während meiner
Studienjahre als Pflichterfüllung hatte leſen müſſen.
Damals waren mir die Geſtaltungen dieſer Völker,
die ich mit ruhigen und kühlen Kräften hatte erfaſſen
können, ſehr angenehm geweſen, deßhalb nahm ich
jezt die Bücher dieſer Art wieder vor.

Meine Zither gereichte der Schweſter zur Freude.
Ich ſpielte ihr die Dinge vor, die ich bereits auf die¬
ſen Saiten hervorzubringen im Stande war, ich zeigte
ihr die Anfangsgründe, und als für uns beide in die¬
ſer Übung auch ein Meiſter aus der Stadt in das
Haus kam, lieh ich ihr die Zither, und verſprach ihr,
eine eben ſo ſchöne und gute oder eine noch ſchönere
und beſſere für ſie aus dem Gebirge zu ſchicken, wenn
ſie zu bekommen wäre. Ich erzählte ihr, daß der
Mann, der mir in dem Gebirge Unterricht im Zither¬

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[14/0028] vorerſt für mich in dieſem Buche zu lernen, mir vor¬ behaltend, ſpäter, wenn ich es für nöthig halten ſollte, auch einen Lehrer im Spaniſchen zu nehmen. Auch fuhr ich nicht nur fort, in den Schauſpielen Shakespeares zu leſen, ſondern ich wendete die Zeit, die mir von meinen Arbeiten übrig blieb, auch der Leſung anderer dichteriſcher Werke zu. Ich ſuchte die Schriften der alten Griechen und Römer wieder her¬ vor, von denen ich ſchon Bruchſtücke während meiner Studienjahre als Pflichterfüllung hatte leſen müſſen. Damals waren mir die Geſtaltungen dieſer Völker, die ich mit ruhigen und kühlen Kräften hatte erfaſſen können, ſehr angenehm geweſen, deßhalb nahm ich jezt die Bücher dieſer Art wieder vor. Meine Zither gereichte der Schweſter zur Freude. Ich ſpielte ihr die Dinge vor, die ich bereits auf die¬ ſen Saiten hervorzubringen im Stande war, ich zeigte ihr die Anfangsgründe, und als für uns beide in die¬ ſer Übung auch ein Meiſter aus der Stadt in das Haus kam, lieh ich ihr die Zither, und verſprach ihr, eine eben ſo ſchöne und gute oder eine noch ſchönere und beſſere für ſie aus dem Gebirge zu ſchicken, wenn ſie zu bekommen wäre. Ich erzählte ihr, daß der Mann, der mir in dem Gebirge Unterricht im Zither¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/28>, abgerufen am 21.11.2024.