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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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wesen. Nicht einmal ein Rauch war auf die Höhe
hinauf zu sehen, und da wir zu solchen Besteigungen
stets schöne Tage wählten, so war auch meistens der
Himmel heiter und in der dunkelblauen Finsterniß hin
eine endlosere Wüste, als er in der Tiefe und in den
mit kleinen Gegenständen angefüllten Ländern erscheint.
Wenn wir hinab stiegen, wenn Kaspar hinter uns die
Eisen aus den Steinen zog, und in den Sack that, den
er an einem Stricke um die Schultern hängen hatte,
wenn wir nun die Leiter über den Firnschrund zurück¬
zogen, oder im Falle, daß wir keine Leiter gebraucht
hatten, über den Spalt gesprungen waren, so zeigte
sich in dem Ernste von Kaspars harten Zügen oder in
den Angesichtern der andern, die uns begleiteten,
eine gewisse Veränderung, so daß ich schloß, daß der
Stand, auf dem wir gestanden waren, einen Eindruck
auf sie gemacht haben mußte.

Die Stunden oder Tage, die ich mir von meiner
Arbeit abdingen konnte, weil ich Ruhe brauchte, oder
das Wetter mich hinderte, wendete ich zur Entwer¬
fung leichter Landschaftsgebilde an, und die Tiefe der
Nacht wurde, ehe sich die Augen schlossen, durch die
großen Worte Eines, der schon längst gestorben war,
und der sie uns in einem Buche hinterlassen hatte, er¬

Stifter, Nachsommer. II. 19

weſen. Nicht einmal ein Rauch war auf die Höhe
hinauf zu ſehen, und da wir zu ſolchen Beſteigungen
ſtets ſchöne Tage wählten, ſo war auch meiſtens der
Himmel heiter und in der dunkelblauen Finſterniß hin
eine endloſere Wüſte, als er in der Tiefe und in den
mit kleinen Gegenſtänden angefüllten Ländern erſcheint.
Wenn wir hinab ſtiegen, wenn Kaspar hinter uns die
Eiſen aus den Steinen zog, und in den Sack that, den
er an einem Stricke um die Schultern hängen hatte,
wenn wir nun die Leiter über den Firnſchrund zurück¬
zogen, oder im Falle, daß wir keine Leiter gebraucht
hatten, über den Spalt geſprungen waren, ſo zeigte
ſich in dem Ernſte von Kaspars harten Zügen oder in
den Angeſichtern der andern, die uns begleiteten,
eine gewiſſe Veränderung, ſo daß ich ſchloß, daß der
Stand, auf dem wir geſtanden waren, einen Eindruck
auf ſie gemacht haben mußte.

Die Stunden oder Tage, die ich mir von meiner
Arbeit abdingen konnte, weil ich Ruhe brauchte, oder
das Wetter mich hinderte, wendete ich zur Entwer¬
fung leichter Landſchaftsgebilde an, und die Tiefe der
Nacht wurde, ehe ſich die Augen ſchloſſen, durch die
großen Worte Eines, der ſchon längſt geſtorben war,
und der ſie uns in einem Buche hinterlaſſen hatte, er¬

Stifter, Nachſommer. II. 19
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[289/0303] weſen. Nicht einmal ein Rauch war auf die Höhe hinauf zu ſehen, und da wir zu ſolchen Beſteigungen ſtets ſchöne Tage wählten, ſo war auch meiſtens der Himmel heiter und in der dunkelblauen Finſterniß hin eine endloſere Wüſte, als er in der Tiefe und in den mit kleinen Gegenſtänden angefüllten Ländern erſcheint. Wenn wir hinab ſtiegen, wenn Kaspar hinter uns die Eiſen aus den Steinen zog, und in den Sack that, den er an einem Stricke um die Schultern hängen hatte, wenn wir nun die Leiter über den Firnſchrund zurück¬ zogen, oder im Falle, daß wir keine Leiter gebraucht hatten, über den Spalt geſprungen waren, ſo zeigte ſich in dem Ernſte von Kaspars harten Zügen oder in den Angeſichtern der andern, die uns begleiteten, eine gewiſſe Veränderung, ſo daß ich ſchloß, daß der Stand, auf dem wir geſtanden waren, einen Eindruck auf ſie gemacht haben mußte. Die Stunden oder Tage, die ich mir von meiner Arbeit abdingen konnte, weil ich Ruhe brauchte, oder das Wetter mich hinderte, wendete ich zur Entwer¬ fung leichter Landſchaftsgebilde an, und die Tiefe der Nacht wurde, ehe ſich die Augen ſchloſſen, durch die großen Worte Eines, der ſchon längſt geſtorben war, und der ſie uns in einem Buche hinterlaſſen hatte, er¬ Stifter, Nachſommer. II. 19

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/303>, abgerufen am 22.11.2024.