hellt, und wenn die Kerze ausgelöscht war, wurden die Worte in jenes Reich mit hinüber genommen, das uns so räthselhaft ist, und das einen Zustand vorbildet, der uns noch unergründlicher erscheint.
Wie in der jüngstvergangenen Zeit konnte ich auch jezt nicht mehr mit der bloßen Sammlung des Stoffes meiner Wissenschaft mich begnügen, ich konnte nicht mehr das Vorgefundene blos einzeichnen, daß ein Bild entstehe, wie Alles über einander und neben einander gelagert ist -- ich that dieses zwar jezt auch sehr genau -- sondern ich mußte mich stets um die Ursachen fragen, warum etwas sei, und um die Art, wie es seinen Anfang genommen habe. Ich baute in diesen Gedanken fort, und schrieb, was durch meine Seele ging, auf. Vielleicht wird einmal in irgend einer Zukunft etwas daraus.
Zur Zeit der Rosenblüthe machte ich einen Ab¬ schnitt in meinem Beginnen, ich wollte mir eine Un¬ terbrechung gönnen, und den Asperhof besuchen.
Ich lohnte meine Leute ab, gab ihnen das Ver¬ sprechen, daß ich sie in Zukunft wieder verwenden werde, legte zu ihrem Lohne noch ein kleines Heim¬ reisegeld, und entließ sie. In dem Tannhause ver¬ packte ich Alles wohl, was mein Eigenthum war, be¬
hellt, und wenn die Kerze ausgelöſcht war, wurden die Worte in jenes Reich mit hinüber genommen, das uns ſo räthſelhaft iſt, und das einen Zuſtand vorbildet, der uns noch unergründlicher erſcheint.
Wie in der jüngſtvergangenen Zeit konnte ich auch jezt nicht mehr mit der bloßen Sammlung des Stoffes meiner Wiſſenſchaft mich begnügen, ich konnte nicht mehr das Vorgefundene blos einzeichnen, daß ein Bild entſtehe, wie Alles über einander und neben einander gelagert iſt — ich that dieſes zwar jezt auch ſehr genau — ſondern ich mußte mich ſtets um die Urſachen fragen, warum etwas ſei, und um die Art, wie es ſeinen Anfang genommen habe. Ich baute in dieſen Gedanken fort, und ſchrieb, was durch meine Seele ging, auf. Vielleicht wird einmal in irgend einer Zukunft etwas daraus.
Zur Zeit der Roſenblüthe machte ich einen Ab¬ ſchnitt in meinem Beginnen, ich wollte mir eine Un¬ terbrechung gönnen, und den Asperhof beſuchen.
Ich lohnte meine Leute ab, gab ihnen das Ver¬ ſprechen, daß ich ſie in Zukunft wieder verwenden werde, legte zu ihrem Lohne noch ein kleines Heim¬ reiſegeld, und entließ ſie. In dem Tannhauſe ver¬ packte ich Alles wohl, was mein Eigenthum war, be¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0304"n="290"/>
hellt, und wenn die Kerze ausgelöſcht war, wurden<lb/>
die Worte in jenes Reich mit hinüber genommen,<lb/>
das uns ſo räthſelhaft iſt, und das einen Zuſtand<lb/>
vorbildet, der uns noch unergründlicher erſcheint.</p><lb/><p>Wie in der jüngſtvergangenen Zeit konnte ich<lb/>
auch jezt nicht mehr mit der bloßen Sammlung des<lb/>
Stoffes meiner Wiſſenſchaft mich begnügen, ich konnte<lb/>
nicht mehr das Vorgefundene blos einzeichnen, daß<lb/>
ein Bild entſtehe, wie Alles über einander und neben<lb/>
einander gelagert iſt — ich that dieſes zwar jezt auch<lb/>ſehr genau —ſondern ich mußte mich ſtets um die<lb/>
Urſachen fragen, warum etwas ſei, und um die Art,<lb/>
wie es ſeinen Anfang genommen habe. Ich baute in<lb/>
dieſen Gedanken fort, und ſchrieb, was durch meine<lb/>
Seele ging, auf. Vielleicht wird einmal in irgend<lb/>
einer Zukunft etwas daraus.</p><lb/><p>Zur Zeit der Roſenblüthe machte ich einen Ab¬<lb/>ſchnitt in meinem Beginnen, ich wollte mir eine Un¬<lb/>
terbrechung gönnen, und den Asperhof beſuchen.</p><lb/><p>Ich lohnte meine Leute ab, gab ihnen das Ver¬<lb/>ſprechen, daß ich ſie in Zukunft wieder verwenden<lb/>
werde, legte zu ihrem Lohne noch ein kleines Heim¬<lb/>
reiſegeld, und entließ ſie. In dem Tannhauſe ver¬<lb/>
packte ich Alles wohl, was mein Eigenthum war, be¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[290/0304]
hellt, und wenn die Kerze ausgelöſcht war, wurden
die Worte in jenes Reich mit hinüber genommen,
das uns ſo räthſelhaft iſt, und das einen Zuſtand
vorbildet, der uns noch unergründlicher erſcheint.
Wie in der jüngſtvergangenen Zeit konnte ich
auch jezt nicht mehr mit der bloßen Sammlung des
Stoffes meiner Wiſſenſchaft mich begnügen, ich konnte
nicht mehr das Vorgefundene blos einzeichnen, daß
ein Bild entſtehe, wie Alles über einander und neben
einander gelagert iſt — ich that dieſes zwar jezt auch
ſehr genau — ſondern ich mußte mich ſtets um die
Urſachen fragen, warum etwas ſei, und um die Art,
wie es ſeinen Anfang genommen habe. Ich baute in
dieſen Gedanken fort, und ſchrieb, was durch meine
Seele ging, auf. Vielleicht wird einmal in irgend
einer Zukunft etwas daraus.
Zur Zeit der Roſenblüthe machte ich einen Ab¬
ſchnitt in meinem Beginnen, ich wollte mir eine Un¬
terbrechung gönnen, und den Asperhof beſuchen.
Ich lohnte meine Leute ab, gab ihnen das Ver¬
ſprechen, daß ich ſie in Zukunft wieder verwenden
werde, legte zu ihrem Lohne noch ein kleines Heim¬
reiſegeld, und entließ ſie. In dem Tannhauſe ver¬
packte ich Alles wohl, was mein Eigenthum war, be¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/304>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.