Ich ging gegen das Haus. Gustav hatte es schon erfahren, daß ich da sei, er flog die Treppe herunter, und auf mich zu. Gruß, Gegengruß, Fragen, Ant¬ worten, Vorwürfe, daß ich so spät gekommen sei, und daß ich in dem Frühlinge doch nicht einige Tage be¬ nüzt habe, um in den Asperhof zu gehen. Er sagte, daß er mir sehr viel zu erzählen habe, daß er mir al¬ les erzählen wolle, und daß ich recht lange lange da bleiben müsse.
Er führte mich nun zu seiner Mutter. Diese saß an einem Tische im Gebüsche, und las. Sie stand auf, da sie mich nahen sah, und ging mir entgegen. Sie reichte mir die Hand, die ich, wie es in unserer Stadt Sitte war, küssen wollte. Sie ließ es nicht zu. Ich hatte wohl schon früher bemerkt, daß sie nicht zu¬ gab, daß ihr die Hand geküßt werde; aber ich hatte in dem Augenblicke nicht daran gedacht. Sie sagte, daß ich ihr sehr willkommen sei, daß sie mich schon früher erwartet habe, und daß ich nun eine nicht zu kurze Zeit meinen hiesigen Freunden schenken müsse. Wir gingen unter diesen Worten wieder zu dem Tische zurück, auf den sie ihr Buch gelegt hatte, und sie hieß mich an ihm Plaz nehmen. Ich sezte mich auf einen der dastehenden Stühle. Gustav blieb neben uns
Ich ging gegen das Haus. Guſtav hatte es ſchon erfahren, daß ich da ſei, er flog die Treppe herunter, und auf mich zu. Gruß, Gegengruß, Fragen, Ant¬ worten, Vorwürfe, daß ich ſo ſpät gekommen ſei, und daß ich in dem Frühlinge doch nicht einige Tage be¬ nüzt habe, um in den Asperhof zu gehen. Er ſagte, daß er mir ſehr viel zu erzählen habe, daß er mir al¬ les erzählen wolle, und daß ich recht lange lange da bleiben müſſe.
Er führte mich nun zu ſeiner Mutter. Dieſe ſaß an einem Tiſche im Gebüſche, und las. Sie ſtand auf, da ſie mich nahen ſah, und ging mir entgegen. Sie reichte mir die Hand, die ich, wie es in unſerer Stadt Sitte war, küſſen wollte. Sie ließ es nicht zu. Ich hatte wohl ſchon früher bemerkt, daß ſie nicht zu¬ gab, daß ihr die Hand geküßt werde; aber ich hatte in dem Augenblicke nicht daran gedacht. Sie ſagte, daß ich ihr ſehr willkommen ſei, daß ſie mich ſchon früher erwartet habe, und daß ich nun eine nicht zu kurze Zeit meinen hieſigen Freunden ſchenken müſſe. Wir gingen unter dieſen Worten wieder zu dem Tiſche zurück, auf den ſie ihr Buch gelegt hatte, und ſie hieß mich an ihm Plaz nehmen. Ich ſezte mich auf einen der daſtehenden Stühle. Guſtav blieb neben uns
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Ich ging gegen das Haus. Guſtav hatte es ſchon
erfahren, daß ich da ſei, er flog die Treppe herunter,
und auf mich zu. Gruß, Gegengruß, Fragen, Ant¬
worten, Vorwürfe, daß ich ſo ſpät gekommen ſei, und
daß ich in dem Frühlinge doch nicht einige Tage be¬
nüzt habe, um in den Asperhof zu gehen. Er ſagte,
daß er mir ſehr viel zu erzählen habe, daß er mir al¬
les erzählen wolle, und daß ich recht lange lange da
bleiben müſſe.
Er führte mich nun zu ſeiner Mutter. Dieſe ſaß
an einem Tiſche im Gebüſche, und las. Sie ſtand
auf, da ſie mich nahen ſah, und ging mir entgegen.
Sie reichte mir die Hand, die ich, wie es in unſerer
Stadt Sitte war, küſſen wollte. Sie ließ es nicht zu.
Ich hatte wohl ſchon früher bemerkt, daß ſie nicht zu¬
gab, daß ihr die Hand geküßt werde; aber ich hatte
in dem Augenblicke nicht daran gedacht. Sie ſagte,
daß ich ihr ſehr willkommen ſei, daß ſie mich ſchon
früher erwartet habe, und daß ich nun eine nicht zu
kurze Zeit meinen hieſigen Freunden ſchenken müſſe.
Wir gingen unter dieſen Worten wieder zu dem Tiſche
zurück, auf den ſie ihr Buch gelegt hatte, und ſie hieß
mich an ihm Plaz nehmen. Ich ſezte mich auf einen
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/307>, abgerufen am 22.11.2024.
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