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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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nommen, und manches in mir hervor gezogen hat,
das wohl sonst nie zu irgend einer Bedeutung gekom¬
men wäre. Ich werde also kaum zur Feststellung der
Sache auf dem Sternenhofe etwas beitragen können,
und meine Ansicht wird gewiß die meines Gastfreun¬
des und Eustachs sein: aber da ihr mich so freundlich
einladet, und da es mir eine Freude macht, in eurem
Hause sein zu können, so nehme ich die Einladung
gerne an, vorausgesezt, daß die Zeit nicht zu spät be¬
stimmt ist, da ich doch wohl noch in diesem Sommer
in den Ort meiner jezigen Thätigkeit zurückkehren,
und Einiges vor mich bringen möchte."

"Die Zeit ist sehr nahe," erwiederte sie, "es ist
ohnehin schon seit länger her gebräuchlich, daß nach
der Rosenblüthe, zu welcher ich immer in diesem Hause
eingeladen bin, unsere hiesigen Freunde auf eine
Weile in den Sternenhof hinüber fahren. Das wird
auch heuer so sein. Während hier die feinen Blätter
dieser Blumen sich vollkommen entwickeln und endlich
welken und abfallen, wird unser Hausverwalter in
dem Sternenhofe Alles in Ordnung bringen, daß
keine Verwirrung mehr zu sehr sichtbar ist, er wird
uns hierüber einen Brief schreiben und wir werden
den Tag der Zusammenkunft bestimmen. Von dem

nommen, und manches in mir hervor gezogen hat,
das wohl ſonſt nie zu irgend einer Bedeutung gekom¬
men wäre. Ich werde alſo kaum zur Feſtſtellung der
Sache auf dem Sternenhofe etwas beitragen können,
und meine Anſicht wird gewiß die meines Gaſtfreun¬
des und Euſtachs ſein: aber da ihr mich ſo freundlich
einladet, und da es mir eine Freude macht, in eurem
Hauſe ſein zu können, ſo nehme ich die Einladung
gerne an, vorausgeſezt, daß die Zeit nicht zu ſpät be¬
ſtimmt iſt, da ich doch wohl noch in dieſem Sommer
in den Ort meiner jezigen Thätigkeit zurückkehren,
und Einiges vor mich bringen möchte.“

„Die Zeit iſt ſehr nahe,“ erwiederte ſie, „es iſt
ohnehin ſchon ſeit länger her gebräuchlich, daß nach
der Roſenblüthe, zu welcher ich immer in dieſem Hauſe
eingeladen bin, unſere hieſigen Freunde auf eine
Weile in den Sternenhof hinüber fahren. Das wird
auch heuer ſo ſein. Während hier die feinen Blätter
dieſer Blumen ſich vollkommen entwickeln und endlich
welken und abfallen, wird unſer Hausverwalter in
dem Sternenhofe Alles in Ordnung bringen, daß
keine Verwirrung mehr zu ſehr ſichtbar iſt, er wird
uns hierüber einen Brief ſchreiben und wir werden
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[296/0310] nommen, und manches in mir hervor gezogen hat, das wohl ſonſt nie zu irgend einer Bedeutung gekom¬ men wäre. Ich werde alſo kaum zur Feſtſtellung der Sache auf dem Sternenhofe etwas beitragen können, und meine Anſicht wird gewiß die meines Gaſtfreun¬ des und Euſtachs ſein: aber da ihr mich ſo freundlich einladet, und da es mir eine Freude macht, in eurem Hauſe ſein zu können, ſo nehme ich die Einladung gerne an, vorausgeſezt, daß die Zeit nicht zu ſpät be¬ ſtimmt iſt, da ich doch wohl noch in dieſem Sommer in den Ort meiner jezigen Thätigkeit zurückkehren, und Einiges vor mich bringen möchte.“ „Die Zeit iſt ſehr nahe,“ erwiederte ſie, „es iſt ohnehin ſchon ſeit länger her gebräuchlich, daß nach der Roſenblüthe, zu welcher ich immer in dieſem Hauſe eingeladen bin, unſere hieſigen Freunde auf eine Weile in den Sternenhof hinüber fahren. Das wird auch heuer ſo ſein. Während hier die feinen Blätter dieſer Blumen ſich vollkommen entwickeln und endlich welken und abfallen, wird unſer Hausverwalter in dem Sternenhofe Alles in Ordnung bringen, daß keine Verwirrung mehr zu ſehr ſichtbar iſt, er wird uns hierüber einen Brief ſchreiben und wir werden den Tag der Zuſammenkunft beſtimmen. Von dem

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/310>, abgerufen am 22.11.2024.