warf nicht einmal einen Grashalm weg, der sich ein¬ gefunden hatte; es erschien also, daß sie weniger eine Auslese der Blumen machen als dem alten Strauße eine neue schönere Gestalt geben wollte. So war es auch; denn der alte Strauß war endlich verschwun¬ den, und der neue lag allein auf dem Tische.
Mathilde hatte ihr Buch immer vor sich auf dem Tische liegen, und sah nicht wieder hinein. Sie frug mich um meinen lezten Aufenthalt und um meine lez¬ ten Arbeiten. Ich sezte ihr beides auseinander.
Gustav hatte sich indessen auch auf einen Sessel ganz nahe an mir gesezt, und hörte aufmerksam zu.
Als die Sonne im Mittage angekommen war, und nachgerade unsern ganzen Tisch erfüllt hatte, er¬ schien Arabella, um uns zum Mittagessen zu rufen.
Ein Mann, der in dem Garten arbeitete, mußte den Blumentopf in das Haus tragen. Mathilde nahm das Buch und ein Arbeitskörbchen, das neben ihr auf dem Tische gestanden war, Natalie nahm ihren Blu¬ menstrauß, hing ihren Hut wieder an ihren Arm, und so gingen wir in das Haus. Die Frauen wandelten vor uns, Gustav und ich gingen hinter ihnen.
Daß ich mich gegen meinen Gastfreund gegen
20 *
warf nicht einmal einen Grashalm weg, der ſich ein¬ gefunden hatte; es erſchien alſo, daß ſie weniger eine Ausleſe der Blumen machen als dem alten Strauße eine neue ſchönere Geſtalt geben wollte. So war es auch; denn der alte Strauß war endlich verſchwun¬ den, und der neue lag allein auf dem Tiſche.
Mathilde hatte ihr Buch immer vor ſich auf dem Tiſche liegen, und ſah nicht wieder hinein. Sie frug mich um meinen lezten Aufenthalt und um meine lez¬ ten Arbeiten. Ich ſezte ihr beides auseinander.
Guſtav hatte ſich indeſſen auch auf einen Seſſel ganz nahe an mir geſezt, und hörte aufmerkſam zu.
Als die Sonne im Mittage angekommen war, und nachgerade unſern ganzen Tiſch erfüllt hatte, er¬ ſchien Arabella, um uns zum Mittageſſen zu rufen.
Ein Mann, der in dem Garten arbeitete, mußte den Blumentopf in das Haus tragen. Mathilde nahm das Buch und ein Arbeitskörbchen, das neben ihr auf dem Tiſche geſtanden war, Natalie nahm ihren Blu¬ menſtrauß, hing ihren Hut wieder an ihren Arm, und ſo gingen wir in das Haus. Die Frauen wandelten vor uns, Guſtav und ich gingen hinter ihnen.
Daß ich mich gegen meinen Gaſtfreund gegen
20 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0321"n="307"/>
warf nicht einmal einen Grashalm weg, der ſich ein¬<lb/>
gefunden hatte; es erſchien alſo, daß ſie weniger eine<lb/>
Ausleſe der Blumen machen als dem alten Strauße<lb/>
eine neue ſchönere Geſtalt geben wollte. So war es<lb/>
auch; denn der alte Strauß war endlich verſchwun¬<lb/>
den, und der neue lag allein auf dem Tiſche.</p><lb/><p>Mathilde hatte ihr Buch immer vor ſich auf dem<lb/>
Tiſche liegen, und ſah nicht wieder hinein. Sie frug<lb/>
mich um meinen lezten Aufenthalt und um meine lez¬<lb/>
ten Arbeiten. Ich ſezte ihr beides auseinander.</p><lb/><p>Guſtav hatte ſich indeſſen auch auf einen Seſſel<lb/>
ganz nahe an mir geſezt, und hörte aufmerkſam zu.</p><lb/><p>Als die Sonne im Mittage angekommen war,<lb/>
und nachgerade unſern ganzen Tiſch erfüllt hatte, er¬<lb/>ſchien Arabella, um uns zum Mittageſſen zu rufen.</p><lb/><p>Ein Mann, der in dem Garten arbeitete, mußte<lb/>
den Blumentopf in das Haus tragen. Mathilde nahm<lb/>
das Buch und ein Arbeitskörbchen, das neben ihr auf<lb/>
dem Tiſche geſtanden war, Natalie nahm ihren Blu¬<lb/>
menſtrauß, hing ihren Hut wieder an ihren Arm, und<lb/>ſo gingen wir in das Haus. Die Frauen wandelten<lb/>
vor uns, Guſtav und ich gingen hinter ihnen.</p><lb/><p>Daß ich mich gegen meinen Gaſtfreund gegen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">20 *<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[307/0321]
warf nicht einmal einen Grashalm weg, der ſich ein¬
gefunden hatte; es erſchien alſo, daß ſie weniger eine
Ausleſe der Blumen machen als dem alten Strauße
eine neue ſchönere Geſtalt geben wollte. So war es
auch; denn der alte Strauß war endlich verſchwun¬
den, und der neue lag allein auf dem Tiſche.
Mathilde hatte ihr Buch immer vor ſich auf dem
Tiſche liegen, und ſah nicht wieder hinein. Sie frug
mich um meinen lezten Aufenthalt und um meine lez¬
ten Arbeiten. Ich ſezte ihr beides auseinander.
Guſtav hatte ſich indeſſen auch auf einen Seſſel
ganz nahe an mir geſezt, und hörte aufmerkſam zu.
Als die Sonne im Mittage angekommen war,
und nachgerade unſern ganzen Tiſch erfüllt hatte, er¬
ſchien Arabella, um uns zum Mittageſſen zu rufen.
Ein Mann, der in dem Garten arbeitete, mußte
den Blumentopf in das Haus tragen. Mathilde nahm
das Buch und ein Arbeitskörbchen, das neben ihr auf
dem Tiſche geſtanden war, Natalie nahm ihren Blu¬
menſtrauß, hing ihren Hut wieder an ihren Arm, und
ſo gingen wir in das Haus. Die Frauen wandelten
vor uns, Guſtav und ich gingen hinter ihnen.
Daß ich mich gegen meinen Gaſtfreund gegen
20 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/321>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.