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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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wieder. Die einen kehrten von ihrem Spaziergange
die anderen von ihrem Gespräche die dritten von
ihrer Betrachtung verschiedener Gegenstände zurück,
und man begab sich in das Speisezimmer. In dem¬
selben begann nun ein Abend, wie sie auf dem Lande,
wo man von dem Umgange mit Seinesgleichen viel
ausgeschlossener ist, zu den vergnügtesten gehören.
Ich habe diese Betrachtung, da ich im Sommer im¬
mer ferne von der Stadt war, öfter machen können.
Da man Menschen, mit denen man gleiche Gesinnun¬
gen und gleiche Meinungen hat, auf dem Lande viel
seltener sieht als in der Stadt, da man mit dem
Raume nicht so kargen muß wie in der Stadt, wo
jede Familie nur das mit vielen Kosten erschwingt,
was sie für sich und nächste Angehörige braucht, da
die Lebensmittel auf dem Lande gewöhnlich aus der
ersten und unmittelbaren Quelle bei der Hand sind,
auch strenge Anforderungen hierin nicht gemacht wer¬
den: so ist man auf dem Lande viel gastfreundlicher
als in der Stadt, und Gelegenheiten, wo man sich
in einem Zimmer und um einen Tisch versammelt,
werden da viel fröhlicher ungezwungener und auch
herzlicher begangen, weil man sich freut, sich wieder
zu sehen, weil man um alles fragen will, was sich an

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wieder. Die einen kehrten von ihrem Spaziergange
die anderen von ihrem Geſpräche die dritten von
ihrer Betrachtung verſchiedener Gegenſtände zurück,
und man begab ſich in das Speiſezimmer. In dem¬
ſelben begann nun ein Abend, wie ſie auf dem Lande,
wo man von dem Umgange mit Seinesgleichen viel
ausgeſchloſſener iſt, zu den vergnügteſten gehören.
Ich habe dieſe Betrachtung, da ich im Sommer im¬
mer ferne von der Stadt war, öfter machen können.
Da man Menſchen, mit denen man gleiche Geſinnun¬
gen und gleiche Meinungen hat, auf dem Lande viel
ſeltener ſieht als in der Stadt, da man mit dem
Raume nicht ſo kargen muß wie in der Stadt, wo
jede Familie nur das mit vielen Koſten erſchwingt,
was ſie für ſich und nächſte Angehörige braucht, da
die Lebensmittel auf dem Lande gewöhnlich aus der
erſten und unmittelbaren Quelle bei der Hand ſind,
auch ſtrenge Anforderungen hierin nicht gemacht wer¬
den: ſo iſt man auf dem Lande viel gaſtfreundlicher
als in der Stadt, und Gelegenheiten, wo man ſich
in einem Zimmer und um einen Tiſch verſammelt,
werden da viel fröhlicher ungezwungener und auch
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[339/0353] wieder. Die einen kehrten von ihrem Spaziergange die anderen von ihrem Geſpräche die dritten von ihrer Betrachtung verſchiedener Gegenſtände zurück, und man begab ſich in das Speiſezimmer. In dem¬ ſelben begann nun ein Abend, wie ſie auf dem Lande, wo man von dem Umgange mit Seinesgleichen viel ausgeſchloſſener iſt, zu den vergnügteſten gehören. Ich habe dieſe Betrachtung, da ich im Sommer im¬ mer ferne von der Stadt war, öfter machen können. Da man Menſchen, mit denen man gleiche Geſinnun¬ gen und gleiche Meinungen hat, auf dem Lande viel ſeltener ſieht als in der Stadt, da man mit dem Raume nicht ſo kargen muß wie in der Stadt, wo jede Familie nur das mit vielen Koſten erſchwingt, was ſie für ſich und nächſte Angehörige braucht, da die Lebensmittel auf dem Lande gewöhnlich aus der erſten und unmittelbaren Quelle bei der Hand ſind, auch ſtrenge Anforderungen hierin nicht gemacht wer¬ den: ſo iſt man auf dem Lande viel gaſtfreundlicher als in der Stadt, und Gelegenheiten, wo man ſich in einem Zimmer und um einen Tiſch verſammelt, werden da viel fröhlicher ungezwungener und auch herzlicher begangen, weil man ſich freut, ſich wieder zu ſehen, weil man um alles fragen will, was ſich an 22 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/353>, abgerufen am 22.11.2024.