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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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die Natur in und außer dem Menschen nicht so, wie
sie ist, sondern sie suchten sie schöner zu machen, und
suchten besondere Wirkungen hervorzubringen. Ich
wendete mich von ihnen ab. Wem das nicht heilig
ist, was ist, wie wird der besseres erschaffen können,
als was Gott erschaffen hat? In der Naturwissen¬
schaft war ich gewohnt geworden, auf die Merkmale
der Dinge zu achten, diese Merkmale zu lieben, und
die Wesenheit der Dinge zu verehren. Bei den Dich¬
tern des Schwulstes fand ich gar keine Merkmale, und
es erschien mir endlich lächerlich, wenn einer schaffen
wollte, der nichts gelernt hat.

Die Männer gefielen mir, welche die Dinge und
die Begebenheiten mit klaren Augen angeschaut hat¬
ten, und sie in einem sicheren Maße in dem Rahmen
ihrer eigenen inneren Größe vorführten. Andere ga¬
ben Gefühle in schöner Sittenkraft, die tief auf mich
wirkten. Es ist unglaublich, welche Gewalt Worte
üben können; ich liebte die Worte, und liebte die
Männer, und sehnte mich oft nach einer unbestimm¬
ten unbekannten glücklichen Zukunft hinaus.

Die Alten, die ich einst zu verstehen geglaubt
hatte, kamen mir doch jezt anders vor als früher. Es
schien mir, als wären sie natürlicher wahrer einfacher

die Natur in und außer dem Menſchen nicht ſo, wie
ſie iſt, ſondern ſie ſuchten ſie ſchöner zu machen, und
ſuchten beſondere Wirkungen hervorzubringen. Ich
wendete mich von ihnen ab. Wem das nicht heilig
iſt, was iſt, wie wird der beſſeres erſchaffen können,
als was Gott erſchaffen hat? In der Naturwiſſen¬
ſchaft war ich gewohnt geworden, auf die Merkmale
der Dinge zu achten, dieſe Merkmale zu lieben, und
die Weſenheit der Dinge zu verehren. Bei den Dich¬
tern des Schwulſtes fand ich gar keine Merkmale, und
es erſchien mir endlich lächerlich, wenn einer ſchaffen
wollte, der nichts gelernt hat.

Die Männer gefielen mir, welche die Dinge und
die Begebenheiten mit klaren Augen angeſchaut hat¬
ten, und ſie in einem ſicheren Maße in dem Rahmen
ihrer eigenen inneren Größe vorführten. Andere ga¬
ben Gefühle in ſchöner Sittenkraft, die tief auf mich
wirkten. Es iſt unglaublich, welche Gewalt Worte
üben können; ich liebte die Worte, und liebte die
Männer, und ſehnte mich oft nach einer unbeſtimm¬
ten unbekannten glücklichen Zukunft hinaus.

Die Alten, die ich einſt zu verſtehen geglaubt
hatte, kamen mir doch jezt anders vor als früher. Es
ſchien mir, als wären ſie natürlicher wahrer einfacher

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[40/0054] die Natur in und außer dem Menſchen nicht ſo, wie ſie iſt, ſondern ſie ſuchten ſie ſchöner zu machen, und ſuchten beſondere Wirkungen hervorzubringen. Ich wendete mich von ihnen ab. Wem das nicht heilig iſt, was iſt, wie wird der beſſeres erſchaffen können, als was Gott erſchaffen hat? In der Naturwiſſen¬ ſchaft war ich gewohnt geworden, auf die Merkmale der Dinge zu achten, dieſe Merkmale zu lieben, und die Weſenheit der Dinge zu verehren. Bei den Dich¬ tern des Schwulſtes fand ich gar keine Merkmale, und es erſchien mir endlich lächerlich, wenn einer ſchaffen wollte, der nichts gelernt hat. Die Männer gefielen mir, welche die Dinge und die Begebenheiten mit klaren Augen angeſchaut hat¬ ten, und ſie in einem ſicheren Maße in dem Rahmen ihrer eigenen inneren Größe vorführten. Andere ga¬ ben Gefühle in ſchöner Sittenkraft, die tief auf mich wirkten. Es iſt unglaublich, welche Gewalt Worte üben können; ich liebte die Worte, und liebte die Männer, und ſehnte mich oft nach einer unbeſtimm¬ ten unbekannten glücklichen Zukunft hinaus. Die Alten, die ich einſt zu verſtehen geglaubt hatte, kamen mir doch jezt anders vor als früher. Es ſchien mir, als wären ſie natürlicher wahrer einfacher

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/54>, abgerufen am 21.11.2024.