der Mutter, daß ich auf den Vater und das väterliche Haus gedacht habe, und aus Liebe zu beiden, um Freude zu bereiten, eine beschwerliche Arbeit unter¬ nommen habe, erregte mir die angenehmsten Gefühle, und da auch der Vater mit einigen gewählten Worten seinen Dank aussprach, und sagte, daß er dieses Zart¬ gefühl nicht vergessen werde, konnte ich nur mit großer Gewalt die Thränen bemeistern.
Ich gab ihm alle Blätter als Eigenthum, und er reihte sie seiner Sammlung von Merkwürdig¬ keiten ein.
An, nächsten Tage packte ich die Zithern aus, legte beide der Schwester vor, und ließ ihr die Wahl, ob sie die meinige oder die neuangekaufte als für sie gehörig annehmen wolle. Sie wählte die neue und freute sich darüber sehr. Ich zeigte ihr auch die Stücke, welche ich mir nach dem Spiele meines Ge¬ birgslehrmeisters geschrieben hatte, und ließ sie ihr in ihrem Zimmer, daß sie sie abschreiben lassen könne, und daß sie ihre Übungen darnach begönne. Ich ver¬ sprach ihr, in diesem Winter ihr Lehrer in dieser Kunst zu sein.
Nach einiger Zeit brachte ich auch meine Male¬ reien von Gebirgslandschaften zum Vorscheine. Ich
der Mutter, daß ich auf den Vater und das väterliche Haus gedacht habe, und aus Liebe zu beiden, um Freude zu bereiten, eine beſchwerliche Arbeit unter¬ nommen habe, erregte mir die angenehmſten Gefühle, und da auch der Vater mit einigen gewählten Worten ſeinen Dank ausſprach, und ſagte, daß er dieſes Zart¬ gefühl nicht vergeſſen werde, konnte ich nur mit großer Gewalt die Thränen bemeiſtern.
Ich gab ihm alle Blätter als Eigenthum, und er reihte ſie ſeiner Sammlung von Merkwürdig¬ keiten ein.
An, nächſten Tage packte ich die Zithern aus, legte beide der Schweſter vor, und ließ ihr die Wahl, ob ſie die meinige oder die neuangekaufte als für ſie gehörig annehmen wolle. Sie wählte die neue und freute ſich darüber ſehr. Ich zeigte ihr auch die Stücke, welche ich mir nach dem Spiele meines Ge¬ birgslehrmeiſters geſchrieben hatte, und ließ ſie ihr in ihrem Zimmer, daß ſie ſie abſchreiben laſſen könne, und daß ſie ihre Übungen darnach begönne. Ich ver¬ ſprach ihr, in dieſem Winter ihr Lehrer in dieſer Kunſt zu ſein.
Nach einiger Zeit brachte ich auch meine Male¬ reien von Gebirgslandſchaften zum Vorſcheine. Ich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0084"n="70"/>
der Mutter, daß ich auf den Vater und das väterliche<lb/>
Haus gedacht habe, und aus Liebe zu beiden, um<lb/>
Freude zu bereiten, eine beſchwerliche Arbeit unter¬<lb/>
nommen habe, erregte mir die angenehmſten Gefühle,<lb/>
und da auch der Vater mit einigen gewählten Worten<lb/>ſeinen Dank ausſprach, und ſagte, daß er dieſes Zart¬<lb/>
gefühl nicht vergeſſen werde, konnte ich nur mit großer<lb/>
Gewalt die Thränen bemeiſtern.</p><lb/><p>Ich gab ihm alle Blätter als Eigenthum, und<lb/>
er reihte ſie ſeiner Sammlung von Merkwürdig¬<lb/>
keiten ein.</p><lb/><p>An, nächſten Tage packte ich die Zithern aus,<lb/>
legte beide der Schweſter vor, und ließ ihr die Wahl,<lb/>
ob ſie die meinige oder die neuangekaufte als für ſie<lb/>
gehörig annehmen wolle. Sie wählte die neue und<lb/>
freute ſich darüber ſehr. Ich zeigte ihr auch die<lb/>
Stücke, welche ich mir nach dem Spiele meines Ge¬<lb/>
birgslehrmeiſters geſchrieben hatte, und ließ ſie ihr in<lb/>
ihrem Zimmer, daß ſie ſie abſchreiben laſſen könne,<lb/>
und daß ſie ihre Übungen darnach begönne. Ich ver¬<lb/>ſprach ihr, in dieſem Winter ihr Lehrer in dieſer Kunſt<lb/>
zu ſein.</p><lb/><p>Nach einiger Zeit brachte ich auch meine Male¬<lb/>
reien von Gebirgslandſchaften zum Vorſcheine. Ich<lb/></p></div></body></text></TEI>
[70/0084]
der Mutter, daß ich auf den Vater und das väterliche
Haus gedacht habe, und aus Liebe zu beiden, um
Freude zu bereiten, eine beſchwerliche Arbeit unter¬
nommen habe, erregte mir die angenehmſten Gefühle,
und da auch der Vater mit einigen gewählten Worten
ſeinen Dank ausſprach, und ſagte, daß er dieſes Zart¬
gefühl nicht vergeſſen werde, konnte ich nur mit großer
Gewalt die Thränen bemeiſtern.
Ich gab ihm alle Blätter als Eigenthum, und
er reihte ſie ſeiner Sammlung von Merkwürdig¬
keiten ein.
An, nächſten Tage packte ich die Zithern aus,
legte beide der Schweſter vor, und ließ ihr die Wahl,
ob ſie die meinige oder die neuangekaufte als für ſie
gehörig annehmen wolle. Sie wählte die neue und
freute ſich darüber ſehr. Ich zeigte ihr auch die
Stücke, welche ich mir nach dem Spiele meines Ge¬
birgslehrmeiſters geſchrieben hatte, und ließ ſie ihr in
ihrem Zimmer, daß ſie ſie abſchreiben laſſen könne,
und daß ſie ihre Übungen darnach begönne. Ich ver¬
ſprach ihr, in dieſem Winter ihr Lehrer in dieſer Kunſt
zu ſein.
Nach einiger Zeit brachte ich auch meine Male¬
reien von Gebirgslandſchaften zum Vorſcheine. Ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/84>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.