Beginn der schöneren Jahreszeit kommen und für dich um die Hand der Tochter seiner Freundin werben werden."
Alle waren mit diesem Vorschlage vollkommen ein¬ verstanden. Besonders freute sich die Mutter, als sie hörte, daß der Vater von freien Stücken auf einen Reiseplan gekommen sei, dessen Richtung sie gar nicht errathen hätte.
"Ich muß mich ja üben," erwiederte er, "wenn ich im Frühlinge eine Reise in das Oberland bis in die Nähe der Gebirge antreten soll, die uns auch in den Rosenhof bringt, und weiß Gott, wie weit noch führen kann; denn wenn Leute, die immer zu Hause sind, einmal von der Wanderungslust er¬ griffen werden, dann können sie auch ihres Reisens kein Ende finden, und besuchen Gegend um Gegend."
Ich aber sagte hierauf: "Weil Klotilde nie die Gebirge gesehen hat, weil sie in dieser ganzen Ange¬ legenheit am weitesten zurückgesezt ist, weil ich ihr immer versprochen habe, sie in die Berge zu führen, und weil die Erfüllung dieses Versprechens durch meine größere Reise wieder hinaus geschoben werden könnte: so mache ich ihr den Vorschlag, mit mir, wenn ich mit dem Vater von unserer kleinen Reise zurückgekom¬
Beginn der ſchöneren Jahreszeit kommen und für dich um die Hand der Tochter ſeiner Freundin werben werden.“
Alle waren mit dieſem Vorſchlage vollkommen ein¬ verſtanden. Beſonders freute ſich die Mutter, als ſie hörte, daß der Vater von freien Stücken auf einen Reiſeplan gekommen ſei, deſſen Richtung ſie gar nicht errathen hätte.
„Ich muß mich ja üben,“ erwiederte er, „wenn ich im Frühlinge eine Reiſe in das Oberland bis in die Nähe der Gebirge antreten ſoll, die uns auch in den Roſenhof bringt, und weiß Gott, wie weit noch führen kann; denn wenn Leute, die immer zu Hauſe ſind, einmal von der Wanderungsluſt er¬ griffen werden, dann können ſie auch ihres Reiſens kein Ende finden, und beſuchen Gegend um Gegend.“
Ich aber ſagte hierauf: „Weil Klotilde nie die Gebirge geſehen hat, weil ſie in dieſer ganzen Ange¬ legenheit am weiteſten zurückgeſezt iſt, weil ich ihr immer verſprochen habe, ſie in die Berge zu führen, und weil die Erfüllung dieſes Verſprechens durch meine größere Reiſe wieder hinaus geſchoben werden könnte: ſo mache ich ihr den Vorſchlag, mit mir, wenn ich mit dem Vater von unſerer kleinen Reiſe zurückgekom¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0125"n="111"/>
Beginn der ſchöneren Jahreszeit kommen und für dich<lb/>
um die Hand der Tochter ſeiner Freundin werben<lb/>
werden.“</p><lb/><p>Alle waren mit dieſem Vorſchlage vollkommen ein¬<lb/>
verſtanden. Beſonders freute ſich die Mutter, als ſie<lb/>
hörte, daß der Vater von freien Stücken auf einen<lb/>
Reiſeplan gekommen ſei, deſſen Richtung ſie gar nicht<lb/>
errathen hätte.</p><lb/><p>„Ich muß mich ja üben,“ erwiederte er, „wenn<lb/>
ich im Frühlinge eine Reiſe in das Oberland<lb/>
bis in die Nähe der Gebirge antreten ſoll, die uns<lb/>
auch in den Roſenhof bringt, und weiß Gott, wie<lb/>
weit noch führen kann; denn wenn Leute, die immer<lb/>
zu Hauſe ſind, einmal von der Wanderungsluſt er¬<lb/>
griffen werden, dann können ſie auch ihres Reiſens<lb/>
kein Ende finden, und beſuchen Gegend um Gegend.“</p><lb/><p>Ich aber ſagte hierauf: „Weil Klotilde nie die<lb/>
Gebirge geſehen hat, weil ſie in dieſer ganzen Ange¬<lb/>
legenheit am weiteſten zurückgeſezt iſt, weil ich ihr<lb/>
immer verſprochen habe, ſie in die Berge zu führen,<lb/>
und weil die Erfüllung dieſes Verſprechens durch meine<lb/>
größere Reiſe wieder hinaus geſchoben werden könnte:<lb/>ſo mache ich ihr den Vorſchlag, mit mir, wenn ich<lb/>
mit dem Vater von unſerer kleinen Reiſe zurückgekom¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[111/0125]
Beginn der ſchöneren Jahreszeit kommen und für dich
um die Hand der Tochter ſeiner Freundin werben
werden.“
Alle waren mit dieſem Vorſchlage vollkommen ein¬
verſtanden. Beſonders freute ſich die Mutter, als ſie
hörte, daß der Vater von freien Stücken auf einen
Reiſeplan gekommen ſei, deſſen Richtung ſie gar nicht
errathen hätte.
„Ich muß mich ja üben,“ erwiederte er, „wenn
ich im Frühlinge eine Reiſe in das Oberland
bis in die Nähe der Gebirge antreten ſoll, die uns
auch in den Roſenhof bringt, und weiß Gott, wie
weit noch führen kann; denn wenn Leute, die immer
zu Hauſe ſind, einmal von der Wanderungsluſt er¬
griffen werden, dann können ſie auch ihres Reiſens
kein Ende finden, und beſuchen Gegend um Gegend.“
Ich aber ſagte hierauf: „Weil Klotilde nie die
Gebirge geſehen hat, weil ſie in dieſer ganzen Ange¬
legenheit am weiteſten zurückgeſezt iſt, weil ich ihr
immer verſprochen habe, ſie in die Berge zu führen,
und weil die Erfüllung dieſes Verſprechens durch meine
größere Reiſe wieder hinaus geſchoben werden könnte:
ſo mache ich ihr den Vorſchlag, mit mir, wenn ich
mit dem Vater von unſerer kleinen Reiſe zurückgekom¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/125>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.