Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Eise aufgehalten hatten, traten wir den Rückweg an.
Wir gelangten leicht an den gewöhnlichen Ausgang
des Gletschers, von wo aus man das Hinabgehen
über die Berge einleitet. Wir fanden unsere Fußstapfen,
die in der ungetrübten Oberfläche des Schnees, da
hierauf selten auch Thiere kommen, sehr deutlich er¬
kennbar waren, und gingen nach ihnen fort. Wir
kamen glücklich über die schiefe Fläche, und langten
gegen Abend in der Ziegenalpe an. Es war hier schon
zu dunkel, um noch etwas von der Umgebung sehen
zu können. Wir hielten in der Hütte wieder unser
warm zubereitetes Abendmahl, wärmten uns am Reste
der Bank, und erquickten uns durch Schlaf. Der
nächste Morgen war abermals klar, in den Thälern
lag wieder der Nebel. Da auch die Nacht vollkommen
windstill gewesen war, so hatten wir uns jezt in Hin¬
sicht unsers Rückweges über die Hochebene nicht zu
sorgen. Unsere Fußstapfen standen vollkommen unver¬
wischt da, und ihnen konnten wir uns anvertrauen.
Selbst da, wo wir rathend gestanden waren, und etwa
den Alpenstock seitwärts unseres Standortes in den
Schnee gestoßen hatten, war die Spur noch völlig
sichtbar. Wir kamen früher, als wir gedacht hatten,
an dem schwarzen Steine an. Dort hielten wir wieder

Eiſe aufgehalten hatten, traten wir den Rückweg an.
Wir gelangten leicht an den gewöhnlichen Ausgang
des Gletſchers, von wo aus man das Hinabgehen
über die Berge einleitet. Wir fanden unſere Fußſtapfen,
die in der ungetrübten Oberfläche des Schnees, da
hierauf ſelten auch Thiere kommen, ſehr deutlich er¬
kennbar waren, und gingen nach ihnen fort. Wir
kamen glücklich über die ſchiefe Fläche, und langten
gegen Abend in der Ziegenalpe an. Es war hier ſchon
zu dunkel, um noch etwas von der Umgebung ſehen
zu können. Wir hielten in der Hütte wieder unſer
warm zubereitetes Abendmahl, wärmten uns am Reſte
der Bank, und erquickten uns durch Schlaf. Der
nächſte Morgen war abermals klar, in den Thälern
lag wieder der Nebel. Da auch die Nacht vollkommen
windſtill geweſen war, ſo hatten wir uns jezt in Hin¬
ſicht unſers Rückweges über die Hochebene nicht zu
ſorgen. Unſere Fußſtapfen ſtanden vollkommen unver¬
wiſcht da, und ihnen konnten wir uns anvertrauen.
Selbſt da, wo wir rathend geſtanden waren, und etwa
den Alpenſtock ſeitwärts unſeres Standortes in den
Schnee geſtoßen hatten, war die Spur noch völlig
ſichtbar. Wir kamen früher, als wir gedacht hatten,
an dem ſchwarzen Steine an. Dort hielten wir wieder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0178" n="164"/>
Ei&#x017F;e aufgehalten hatten, traten wir den Rückweg an.<lb/>
Wir gelangten leicht an den gewöhnlichen Ausgang<lb/>
des Glet&#x017F;chers, von wo aus man das Hinabgehen<lb/>
über die Berge einleitet. Wir fanden un&#x017F;ere Fuß&#x017F;tapfen,<lb/>
die in der ungetrübten Oberfläche des Schnees, da<lb/>
hierauf &#x017F;elten auch Thiere kommen, &#x017F;ehr deutlich er¬<lb/>
kennbar waren, und gingen nach ihnen fort. Wir<lb/>
kamen glücklich über die &#x017F;chiefe Fläche, und langten<lb/>
gegen Abend in der Ziegenalpe an. Es war hier &#x017F;chon<lb/>
zu dunkel, um noch etwas von der Umgebung &#x017F;ehen<lb/>
zu können. Wir hielten in der Hütte wieder un&#x017F;er<lb/>
warm zubereitetes Abendmahl, wärmten uns am Re&#x017F;te<lb/>
der Bank, und erquickten uns durch Schlaf. Der<lb/>
näch&#x017F;te Morgen war abermals klar, in den Thälern<lb/>
lag wieder der Nebel. Da auch die Nacht vollkommen<lb/>
wind&#x017F;till gewe&#x017F;en war, &#x017F;o hatten wir uns jezt in Hin¬<lb/>
&#x017F;icht un&#x017F;ers Rückweges über die Hochebene nicht zu<lb/>
&#x017F;orgen. Un&#x017F;ere Fuß&#x017F;tapfen &#x017F;tanden vollkommen unver¬<lb/>
wi&#x017F;cht da, und ihnen konnten wir uns anvertrauen.<lb/>
Selb&#x017F;t da, wo wir rathend ge&#x017F;tanden waren, und etwa<lb/>
den Alpen&#x017F;tock &#x017F;eitwärts un&#x017F;eres Standortes in den<lb/>
Schnee ge&#x017F;toßen hatten, war die Spur noch völlig<lb/>
&#x017F;ichtbar. Wir kamen früher, als wir gedacht hatten,<lb/>
an dem &#x017F;chwarzen Steine an. Dort hielten wir wieder<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0178] Eiſe aufgehalten hatten, traten wir den Rückweg an. Wir gelangten leicht an den gewöhnlichen Ausgang des Gletſchers, von wo aus man das Hinabgehen über die Berge einleitet. Wir fanden unſere Fußſtapfen, die in der ungetrübten Oberfläche des Schnees, da hierauf ſelten auch Thiere kommen, ſehr deutlich er¬ kennbar waren, und gingen nach ihnen fort. Wir kamen glücklich über die ſchiefe Fläche, und langten gegen Abend in der Ziegenalpe an. Es war hier ſchon zu dunkel, um noch etwas von der Umgebung ſehen zu können. Wir hielten in der Hütte wieder unſer warm zubereitetes Abendmahl, wärmten uns am Reſte der Bank, und erquickten uns durch Schlaf. Der nächſte Morgen war abermals klar, in den Thälern lag wieder der Nebel. Da auch die Nacht vollkommen windſtill geweſen war, ſo hatten wir uns jezt in Hin¬ ſicht unſers Rückweges über die Hochebene nicht zu ſorgen. Unſere Fußſtapfen ſtanden vollkommen unver¬ wiſcht da, und ihnen konnten wir uns anvertrauen. Selbſt da, wo wir rathend geſtanden waren, und etwa den Alpenſtock ſeitwärts unſeres Standortes in den Schnee geſtoßen hatten, war die Spur noch völlig ſichtbar. Wir kamen früher, als wir gedacht hatten, an dem ſchwarzen Steine an. Dort hielten wir wieder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/178
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/178>, abgerufen am 21.11.2024.