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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Schnee bedeckt, mit den Seitenflächen sahen sie grün¬
lich oder blaulich schillernd aus dem allgemeinen Weiß
hervor, weiter aufwärts, wo die Gletscherwölbung
rein dalag, war sie mit Schnee bedeckt. Der einzige
Unterschied bestand, daß jezt keine einzige breite oder
lange Eisstelle blosgelegt in ihrer grünlichen Farbe
da stand, was doch zuweilen im Sommer geschieht.
Wir verweilten einige Zeit auf dem Eise, und nah¬
men auf demselben auch unser Mittagsmahl in Wein
und Brod bestehend ein. Unter uns hatte sich aber
indessen eine Veränderung vorbereitet. Der Nebel
war nach und nach geschwunden, ein Theil der fernen
oder der näheren Berge war nach dem andern sichtbar
geworden, verschwunden, wieder sichtbar geworden,
und endlich stand alles im Sonnenglanze ohne ein
Flöckchen Nebel, der wie ausgetilgt war, in sanfter
Bläue oder wie in goldigem Schimmer oder wie im
fernen matten Silberglanze in tiefem Schweigen und
unbeweglich da. Die Sonne strahlte einsam ohne
einer geselligen Wolke an dem Himmel. Die Kälte
war auch hier nicht groß, geringer als ich sie im Thale
beobachtet hatte, und nicht viel größer, als sie auch zu
Sommerszeiten auf diesen Höhen ist.

Nachdem wir uns eine geraume Weile auf dem

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Schnee bedeckt, mit den Seitenflächen ſahen ſie grün¬
lich oder blaulich ſchillernd aus dem allgemeinen Weiß
hervor, weiter aufwärts, wo die Gletſcherwölbung
rein dalag, war ſie mit Schnee bedeckt. Der einzige
Unterſchied beſtand, daß jezt keine einzige breite oder
lange Eisſtelle blosgelegt in ihrer grünlichen Farbe
da ſtand, was doch zuweilen im Sommer geſchieht.
Wir verweilten einige Zeit auf dem Eiſe, und nah¬
men auf demſelben auch unſer Mittagsmahl in Wein
und Brod beſtehend ein. Unter uns hatte ſich aber
indeſſen eine Veränderung vorbereitet. Der Nebel
war nach und nach geſchwunden, ein Theil der fernen
oder der näheren Berge war nach dem andern ſichtbar
geworden, verſchwunden, wieder ſichtbar geworden,
und endlich ſtand alles im Sonnenglanze ohne ein
Flöckchen Nebel, der wie ausgetilgt war, in ſanfter
Bläue oder wie in goldigem Schimmer oder wie im
fernen matten Silberglanze in tiefem Schweigen und
unbeweglich da. Die Sonne ſtrahlte einſam ohne
einer geſelligen Wolke an dem Himmel. Die Kälte
war auch hier nicht groß, geringer als ich ſie im Thale
beobachtet hatte, und nicht viel größer, als ſie auch zu
Sommerszeiten auf dieſen Höhen iſt.

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[163/0177] Schnee bedeckt, mit den Seitenflächen ſahen ſie grün¬ lich oder blaulich ſchillernd aus dem allgemeinen Weiß hervor, weiter aufwärts, wo die Gletſcherwölbung rein dalag, war ſie mit Schnee bedeckt. Der einzige Unterſchied beſtand, daß jezt keine einzige breite oder lange Eisſtelle blosgelegt in ihrer grünlichen Farbe da ſtand, was doch zuweilen im Sommer geſchieht. Wir verweilten einige Zeit auf dem Eiſe, und nah¬ men auf demſelben auch unſer Mittagsmahl in Wein und Brod beſtehend ein. Unter uns hatte ſich aber indeſſen eine Veränderung vorbereitet. Der Nebel war nach und nach geſchwunden, ein Theil der fernen oder der näheren Berge war nach dem andern ſichtbar geworden, verſchwunden, wieder ſichtbar geworden, und endlich ſtand alles im Sonnenglanze ohne ein Flöckchen Nebel, der wie ausgetilgt war, in ſanfter Bläue oder wie in goldigem Schimmer oder wie im fernen matten Silberglanze in tiefem Schweigen und unbeweglich da. Die Sonne ſtrahlte einſam ohne einer geſelligen Wolke an dem Himmel. Die Kälte war auch hier nicht groß, geringer als ich ſie im Thale beobachtet hatte, und nicht viel größer, als ſie auch zu Sommerszeiten auf dieſen Höhen iſt. Nachdem wir uns eine geraume Weile auf dem 11 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/177>, abgerufen am 21.11.2024.