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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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weit er gelingt. Ich habe wohl solche Dinge oder
vielmehr ihnen Ähnliches weit unten im Süden ge¬
sehen."

"Ich bin nicht auf irgend etwas besonderes aus¬
gegangen," antwortete Roland, "sondern habe nur
so Gestaltungen, wie sie sich in dem Gemüthe finden,
entfaltet. Ich will auch Versuche in Öhlfarben machen,
welche mich immer mehr gereizt haben als meine
Wasserfarben, und in denen sich Gewaltiges und
Feuriges darstellen lassen muß."

Ich bemerkte, als ich seine Geräthe näher betrach¬
tete, daß er Pinsel mit ungewöhnlich langen Stielen
habe, daß er also sehr aus der Ferne arbeiten müsse,
was bei einer so großen Leinwandfläche wohl auch
nicht anders sein kann, und was ich auch aus der
Behandlung ersah. Seine Pinsel waren ziemlich groß,
und ich sah auch lange feine Stäbe, an deren Spizen
Zeichnungskohlen angebunden waren, mit welchen er
entworfen haben mußte. Die Farben waren in starken
Mengen auf der Pallette vorhanden.

"Der Herr dieses Hauses ist so gütig," sagte Ro¬
land, "und läßt mich hier wirthschaften, während ich
verbunden wäre, Zeichnungen zu machen, welche wir
eben brauchen, und während ich an Entwürfen arbei¬

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weit er gelingt. Ich habe wohl ſolche Dinge oder
vielmehr ihnen Ähnliches weit unten im Süden ge¬
ſehen.“

„Ich bin nicht auf irgend etwas beſonderes aus¬
gegangen,“ antwortete Roland, „ſondern habe nur
ſo Geſtaltungen, wie ſie ſich in dem Gemüthe finden,
entfaltet. Ich will auch Verſuche in Öhlfarben machen,
welche mich immer mehr gereizt haben als meine
Waſſerfarben, und in denen ſich Gewaltiges und
Feuriges darſtellen laſſen muß.“

Ich bemerkte, als ich ſeine Geräthe näher betrach¬
tete, daß er Pinſel mit ungewöhnlich langen Stielen
habe, daß er alſo ſehr aus der Ferne arbeiten müſſe,
was bei einer ſo großen Leinwandfläche wohl auch
nicht anders ſein kann, und was ich auch aus der
Behandlung erſah. Seine Pinſel waren ziemlich groß,
und ich ſah auch lange feine Stäbe, an deren Spizen
Zeichnungskohlen angebunden waren, mit welchen er
entworfen haben mußte. Die Farben waren in ſtarken
Mengen auf der Pallette vorhanden.

„Der Herr dieſes Hauſes iſt ſo gütig,“ ſagte Ro¬
land, „und läßt mich hier wirthſchaften, während ich
verbunden wäre, Zeichnungen zu machen, welche wir
eben brauchen, und während ich an Entwürfen arbei¬

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[179/0193] weit er gelingt. Ich habe wohl ſolche Dinge oder vielmehr ihnen Ähnliches weit unten im Süden ge¬ ſehen.“ „Ich bin nicht auf irgend etwas beſonderes aus¬ gegangen,“ antwortete Roland, „ſondern habe nur ſo Geſtaltungen, wie ſie ſich in dem Gemüthe finden, entfaltet. Ich will auch Verſuche in Öhlfarben machen, welche mich immer mehr gereizt haben als meine Waſſerfarben, und in denen ſich Gewaltiges und Feuriges darſtellen laſſen muß.“ Ich bemerkte, als ich ſeine Geräthe näher betrach¬ tete, daß er Pinſel mit ungewöhnlich langen Stielen habe, daß er alſo ſehr aus der Ferne arbeiten müſſe, was bei einer ſo großen Leinwandfläche wohl auch nicht anders ſein kann, und was ich auch aus der Behandlung erſah. Seine Pinſel waren ziemlich groß, und ich ſah auch lange feine Stäbe, an deren Spizen Zeichnungskohlen angebunden waren, mit welchen er entworfen haben mußte. Die Farben waren in ſtarken Mengen auf der Pallette vorhanden. „Der Herr dieſes Hauſes iſt ſo gütig,“ ſagte Ro¬ land, „und läßt mich hier wirthſchaften, während ich verbunden wäre, Zeichnungen zu machen, welche wir eben brauchen, und während ich an Entwürfen arbei¬ 12 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/193>, abgerufen am 24.11.2024.