Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Völker ihre Verbindungen und ihre Handelswege
leiten. Thun das ja auch Münzen thun es Siegel
und andere diesen untergeordnete Dinge. Roland
sagte, er wolle nun solche Stoffe zu sammeln suchen.

Wir gingen an jenem Abende später auseinander
als gewöhnlich.

Am anderen Morgen, als ich aufgestanden war,
und das beginnende Licht einen Ausblick durch die
Fenster gestattete, sah ich frischen Schnee über alle
Gefilde ausgebreitet, und in dichten Flocken, die um
das Glas der Fenster spielten, fiel er noch immer von
dem Himmel herunter. Der Wind hatte etwas nach¬
gelassen, die Kälte mußte gestiegen sein.

Wir machten an diesem Tage alle zusammen einen
ziemlich großen Spaziergang. Im Garten wurde her¬
umgegangen, ob etwas zu richten sei, die Gewächs¬
häuser wurden besucht, in dem Meierhofe wurde nach¬
gesehen, und Abends wurde in dem Buche, welches
von der Seidenweberei handelte, weiter gelesen. Der
Schneefall hatte bis in die Dämmerung gedauert,
dann kamen heitere Stellen an dem Himmel zum
Vorscheine.

Wie diese zwei Tage vergangen waren, so ver¬
gingen nun mehrere und mein Gastfreund begann

Völker ihre Verbindungen und ihre Handelswege
leiten. Thun das ja auch Münzen thun es Siegel
und andere dieſen untergeordnete Dinge. Roland
ſagte, er wolle nun ſolche Stoffe zu ſammeln ſuchen.

Wir gingen an jenem Abende ſpäter auseinander
als gewöhnlich.

Am anderen Morgen, als ich aufgeſtanden war,
und das beginnende Licht einen Ausblick durch die
Fenſter geſtattete, ſah ich friſchen Schnee über alle
Gefilde ausgebreitet, und in dichten Flocken, die um
das Glas der Fenſter ſpielten, fiel er noch immer von
dem Himmel herunter. Der Wind hatte etwas nach¬
gelaſſen, die Kälte mußte geſtiegen ſein.

Wir machten an dieſem Tage alle zuſammen einen
ziemlich großen Spaziergang. Im Garten wurde her¬
umgegangen, ob etwas zu richten ſei, die Gewächs¬
häuſer wurden beſucht, in dem Meierhofe wurde nach¬
geſehen, und Abends wurde in dem Buche, welches
von der Seidenweberei handelte, weiter geleſen. Der
Schneefall hatte bis in die Dämmerung gedauert,
dann kamen heitere Stellen an dem Himmel zum
Vorſcheine.

Wie dieſe zwei Tage vergangen waren, ſo ver¬
gingen nun mehrere und mein Gaſtfreund begann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="204"/>
Völker ihre Verbindungen und ihre Handelswege<lb/>
leiten. Thun das ja auch Münzen thun es Siegel<lb/>
und andere die&#x017F;en untergeordnete Dinge. Roland<lb/>
&#x017F;agte, er wolle nun &#x017F;olche Stoffe zu &#x017F;ammeln &#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Wir gingen an jenem Abende &#x017F;päter auseinander<lb/>
als gewöhnlich.</p><lb/>
        <p>Am anderen Morgen, als ich aufge&#x017F;tanden war,<lb/>
und das beginnende Licht einen Ausblick durch die<lb/>
Fen&#x017F;ter ge&#x017F;tattete, &#x017F;ah ich fri&#x017F;chen Schnee über alle<lb/>
Gefilde ausgebreitet, und in dichten Flocken, die um<lb/>
das Glas der Fen&#x017F;ter &#x017F;pielten, fiel er noch immer von<lb/>
dem Himmel herunter. Der Wind hatte etwas nach¬<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en, die Kälte mußte ge&#x017F;tiegen &#x017F;ein.</p><lb/>
        <p>Wir machten an die&#x017F;em Tage alle zu&#x017F;ammen einen<lb/>
ziemlich großen Spaziergang. Im Garten wurde her¬<lb/>
umgegangen, ob etwas zu richten &#x017F;ei, die Gewächs¬<lb/>
häu&#x017F;er wurden be&#x017F;ucht, in dem Meierhofe wurde nach¬<lb/>
ge&#x017F;ehen, und Abends wurde in dem Buche, welches<lb/>
von der Seidenweberei handelte, weiter gele&#x017F;en. Der<lb/>
Schneefall hatte bis in die Dämmerung gedauert,<lb/>
dann kamen heitere Stellen an dem Himmel zum<lb/>
Vor&#x017F;cheine.</p><lb/>
        <p>Wie die&#x017F;e zwei Tage vergangen waren, &#x017F;o ver¬<lb/>
gingen nun mehrere und mein Ga&#x017F;tfreund begann<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0218] Völker ihre Verbindungen und ihre Handelswege leiten. Thun das ja auch Münzen thun es Siegel und andere dieſen untergeordnete Dinge. Roland ſagte, er wolle nun ſolche Stoffe zu ſammeln ſuchen. Wir gingen an jenem Abende ſpäter auseinander als gewöhnlich. Am anderen Morgen, als ich aufgeſtanden war, und das beginnende Licht einen Ausblick durch die Fenſter geſtattete, ſah ich friſchen Schnee über alle Gefilde ausgebreitet, und in dichten Flocken, die um das Glas der Fenſter ſpielten, fiel er noch immer von dem Himmel herunter. Der Wind hatte etwas nach¬ gelaſſen, die Kälte mußte geſtiegen ſein. Wir machten an dieſem Tage alle zuſammen einen ziemlich großen Spaziergang. Im Garten wurde her¬ umgegangen, ob etwas zu richten ſei, die Gewächs¬ häuſer wurden beſucht, in dem Meierhofe wurde nach¬ geſehen, und Abends wurde in dem Buche, welches von der Seidenweberei handelte, weiter geleſen. Der Schneefall hatte bis in die Dämmerung gedauert, dann kamen heitere Stellen an dem Himmel zum Vorſcheine. Wie dieſe zwei Tage vergangen waren, ſo ver¬ gingen nun mehrere und mein Gaſtfreund begann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/218
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/218>, abgerufen am 21.11.2024.