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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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glaubte, zutraulich. Dann gingen wir, die Räume
des Hauses zu betrachten. Das Haus war nicht alt,
es war kein Schloß und mochte in dem siebenzehnten
Jahrhunderte gebaut worden sein. Es bestand aus
zwei Flügeln, die einen rechten Winkel bildeten, und
einen Sandplaz einschloßen. Die Zufahrt war aber
von entgegengesezter Seite, daher der Sandplaz, wel¬
cher Blumenbeete hatte, mehr einem Garten und einem
Spielplaze für die Kinder als einer Anfahrt glich. Es
waren auf demselben und zwar an den Mauern des
Hauses auch Linnendächer zum Aufspannen gegen die
Sonne angebracht. Das Haus hatte ein Erdgeschoß
und ein Stockwerk. Durch beide lief der Länge nach
ein breiter Gang, von dem aus man in die Zimmer
gelangen konnte. Die Mauern des Ganges waren
schneeweiß, hatten Stuckarbeit, schön vergitterte Fen¬
ster, und zeigten braune wohlgebohnte Gemächer¬
thüren. An vielen Stellen der Gänge hingen Ge¬
mälde. Sie waren durchaus nicht vorzüglich aber
auch bei Weitem nicht so schlecht, als solche Gang-
und Treppengemälde gewöhnlich zu sein pflegen. Die
Gegenstände, welche auf ihnen abgebildet waren,
drehten sich in einem kleinen Kreise: Landschaften mit
Ansichten der Umgegend oder merkwürdiger Gebäude,

glaubte, zutraulich. Dann gingen wir, die Räume
des Hauſes zu betrachten. Das Haus war nicht alt,
es war kein Schloß und mochte in dem ſiebenzehnten
Jahrhunderte gebaut worden ſein. Es beſtand aus
zwei Flügeln, die einen rechten Winkel bildeten, und
einen Sandplaz einſchloßen. Die Zufahrt war aber
von entgegengeſezter Seite, daher der Sandplaz, wel¬
cher Blumenbeete hatte, mehr einem Garten und einem
Spielplaze für die Kinder als einer Anfahrt glich. Es
waren auf demſelben und zwar an den Mauern des
Hauſes auch Linnendächer zum Aufſpannen gegen die
Sonne angebracht. Das Haus hatte ein Erdgeſchoß
und ein Stockwerk. Durch beide lief der Länge nach
ein breiter Gang, von dem aus man in die Zimmer
gelangen konnte. Die Mauern des Ganges waren
ſchneeweiß, hatten Stuckarbeit, ſchön vergitterte Fen¬
ſter, und zeigten braune wohlgebohnte Gemächer¬
thüren. An vielen Stellen der Gänge hingen Ge¬
mälde. Sie waren durchaus nicht vorzüglich aber
auch bei Weitem nicht ſo ſchlecht, als ſolche Gang-
und Treppengemälde gewöhnlich zu ſein pflegen. Die
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[264/0278] glaubte, zutraulich. Dann gingen wir, die Räume des Hauſes zu betrachten. Das Haus war nicht alt, es war kein Schloß und mochte in dem ſiebenzehnten Jahrhunderte gebaut worden ſein. Es beſtand aus zwei Flügeln, die einen rechten Winkel bildeten, und einen Sandplaz einſchloßen. Die Zufahrt war aber von entgegengeſezter Seite, daher der Sandplaz, wel¬ cher Blumenbeete hatte, mehr einem Garten und einem Spielplaze für die Kinder als einer Anfahrt glich. Es waren auf demſelben und zwar an den Mauern des Hauſes auch Linnendächer zum Aufſpannen gegen die Sonne angebracht. Das Haus hatte ein Erdgeſchoß und ein Stockwerk. Durch beide lief der Länge nach ein breiter Gang, von dem aus man in die Zimmer gelangen konnte. Die Mauern des Ganges waren ſchneeweiß, hatten Stuckarbeit, ſchön vergitterte Fen¬ ſter, und zeigten braune wohlgebohnte Gemächer¬ thüren. An vielen Stellen der Gänge hingen Ge¬ mälde. Sie waren durchaus nicht vorzüglich aber auch bei Weitem nicht ſo ſchlecht, als ſolche Gang- und Treppengemälde gewöhnlich zu ſein pflegen. Die Gegenſtände, welche auf ihnen abgebildet waren, drehten ſich in einem kleinen Kreiſe: Landſchaften mit Anſichten der Umgegend oder merkwürdiger Gebäude,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/278>, abgerufen am 24.11.2024.