gewann an Schönheit des Aussehens und an Gesund¬ heit durch diese Spaziergänge. So wie die Mutter im Sommer und Herbste sie mit uns hatte herum gehen lassen, so ließ sie sie jezt mit uns fahren. Sie saß zwei Tage uns gegenüber. Es war am Morgen und Abende noch ziemlich kühl. Ich hatte einen Man¬ tel, und Alfred war in einen warmen Überrock ge¬ knöpft. Mathilde hatte über ihr dunkles Wollkleid, aus dem nicht einmal die Spizen ihrer Schuhe her¬ vorsahen, ein Mäntelchen, das ihren ganzen Ober¬ körper bis an das Kinn verhüllte, auf dem Haupte hatte sie einen warmen wohlgefütterten Hut, dessen weite Flügel sich wohl anschmiegten, so daß nichts, als beinahe nur die Wangen, welche in der Märzluft noch röther geworden waren, und die glänzenden Au¬ gen hervorsahen. Wir beredeten, was wir in dem nächsten Sommer vornehmen wollten. Der Haupt¬ inhalt unserer Gespräche aber war, daß alles, was uns auf unserem Wege oder in dessen Nähe begegnete, bemerkt wurde, daß wir es nannten, und darüber sprachen. So kamen wir endlich bei heiterem und kla¬ rem Märzwetter in Heinbach an. Die Bäume vor den Fenstern hatten noch kein Laub, der Garten war
gewann an Schönheit des Ausſehens und an Geſund¬ heit durch dieſe Spaziergänge. So wie die Mutter im Sommer und Herbſte ſie mit uns hatte herum gehen laſſen, ſo ließ ſie ſie jezt mit uns fahren. Sie ſaß zwei Tage uns gegenüber. Es war am Morgen und Abende noch ziemlich kühl. Ich hatte einen Man¬ tel, und Alfred war in einen warmen Überrock ge¬ knöpft. Mathilde hatte über ihr dunkles Wollkleid, aus dem nicht einmal die Spizen ihrer Schuhe her¬ vorſahen, ein Mäntelchen, das ihren ganzen Ober¬ körper bis an das Kinn verhüllte, auf dem Haupte hatte ſie einen warmen wohlgefütterten Hut, deſſen weite Flügel ſich wohl anſchmiegten, ſo daß nichts, als beinahe nur die Wangen, welche in der Märzluft noch röther geworden waren, und die glänzenden Au¬ gen hervorſahen. Wir beredeten, was wir in dem nächſten Sommer vornehmen wollten. Der Haupt¬ inhalt unſerer Geſpräche aber war, daß alles, was uns auf unſerem Wege oder in deſſen Nähe begegnete, bemerkt wurde, daß wir es nannten, und darüber ſprachen. So kamen wir endlich bei heiterem und kla¬ rem Märzwetter in Heinbach an. Die Bäume vor den Fenſtern hatten noch kein Laub, der Garten war
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gewann an Schönheit des Ausſehens und an Geſund¬
heit durch dieſe Spaziergänge. So wie die Mutter
im Sommer und Herbſte ſie mit uns hatte herum
gehen laſſen, ſo ließ ſie ſie jezt mit uns fahren. Sie
ſaß zwei Tage uns gegenüber. Es war am Morgen
und Abende noch ziemlich kühl. Ich hatte einen Man¬
tel, und Alfred war in einen warmen Überrock ge¬
knöpft. Mathilde hatte über ihr dunkles Wollkleid,
aus dem nicht einmal die Spizen ihrer Schuhe her¬
vorſahen, ein Mäntelchen, das ihren ganzen Ober¬
körper bis an das Kinn verhüllte, auf dem Haupte
hatte ſie einen warmen wohlgefütterten Hut, deſſen
weite Flügel ſich wohl anſchmiegten, ſo daß nichts,
als beinahe nur die Wangen, welche in der Märzluft
noch röther geworden waren, und die glänzenden Au¬
gen hervorſahen. Wir beredeten, was wir in dem
nächſten Sommer vornehmen wollten. Der Haupt¬
inhalt unſerer Geſpräche aber war, daß alles, was
uns auf unſerem Wege oder in deſſen Nähe begegnete,
bemerkt wurde, daß wir es nannten, und darüber
ſprachen. So kamen wir endlich bei heiterem und kla¬
rem Märzwetter in Heinbach an. Die Bäume vor
den Fenſtern hatten noch kein Laub, der Garten war
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/294>, abgerufen am 24.11.2024.
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