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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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noch mehrere Wiesen Wälder und Felder hinzu, be¬
suchte alle Theile der Umgebung, gewann meine Be¬
schäftigung lieb, und machte mehrere Reisen in die
bedeutendsten Länder Europas. So bleichten sich
meine Haare, und Freude und Behagen schien sich bei
mir einstellen zu wollen."

"Als ich schon ziemlich lange hier gewesen war,
meldete man mir eines Tages, daß eine Frau den
Hügel herangefahren sei, und daß sie jezt mit einem
Knaben vor den Rosen, die sich an den Wänden des
Hauses befinden, stehe. Ich ging hinaus, sah den
Wagen, und sah auch die Frau mit dem Knaben vor
den Rosen stehen. Ich ging auf sie zu. Mathilde
war es, die einen Knaben an der Hand haltend und
von strömenden Thränen überfluthet die Rosen ansah.
Ihr Angesicht war gealtert, und ihre Gestalt war die
einer Frau mit zunehmenden Jahren."

""Gustav, Gustav,"" rief sie, da sie mich ange¬
blickt hatte, ""ich kann dich nicht anders nennen als:
du. Ich bin gekommen, dich des schweren Unrechtes
willen, das ich dir zugefügt habe, um Vergebung zu
bitten. Nimm mich einen Augenblick in dein Haus
auf.""

""Mathilde,"" sagte ich, ""sei gegrüßt, sei auf die¬

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noch mehrere Wieſen Wälder und Felder hinzu, be¬
ſuchte alle Theile der Umgebung, gewann meine Be¬
ſchäftigung lieb, und machte mehrere Reiſen in die
bedeutendſten Länder Europas. So bleichten ſich
meine Haare, und Freude und Behagen ſchien ſich bei
mir einſtellen zu wollen.“

„Als ich ſchon ziemlich lange hier geweſen war,
meldete man mir eines Tages, daß eine Frau den
Hügel herangefahren ſei, und daß ſie jezt mit einem
Knaben vor den Roſen, die ſich an den Wänden des
Hauſes befinden, ſtehe. Ich ging hinaus, ſah den
Wagen, und ſah auch die Frau mit dem Knaben vor
den Roſen ſtehen. Ich ging auf ſie zu. Mathilde
war es, die einen Knaben an der Hand haltend und
von ſtrömenden Thränen überfluthet die Roſen anſah.
Ihr Angeſicht war gealtert, und ihre Geſtalt war die
einer Frau mit zunehmenden Jahren.“

„„Guſtav, Guſtav,““ rief ſie, da ſie mich ange¬
blickt hatte, „„ich kann dich nicht anders nennen als:
du. Ich bin gekommen, dich des ſchweren Unrechtes
willen, das ich dir zugefügt habe, um Vergebung zu
bitten. Nimm mich einen Augenblick in dein Haus
auf.““

„„Mathilde,““ ſagte ich, „„ſei gegrüßt, ſei auf die¬

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[339/0353] noch mehrere Wieſen Wälder und Felder hinzu, be¬ ſuchte alle Theile der Umgebung, gewann meine Be¬ ſchäftigung lieb, und machte mehrere Reiſen in die bedeutendſten Länder Europas. So bleichten ſich meine Haare, und Freude und Behagen ſchien ſich bei mir einſtellen zu wollen.“ „Als ich ſchon ziemlich lange hier geweſen war, meldete man mir eines Tages, daß eine Frau den Hügel herangefahren ſei, und daß ſie jezt mit einem Knaben vor den Roſen, die ſich an den Wänden des Hauſes befinden, ſtehe. Ich ging hinaus, ſah den Wagen, und ſah auch die Frau mit dem Knaben vor den Roſen ſtehen. Ich ging auf ſie zu. Mathilde war es, die einen Knaben an der Hand haltend und von ſtrömenden Thränen überfluthet die Roſen anſah. Ihr Angeſicht war gealtert, und ihre Geſtalt war die einer Frau mit zunehmenden Jahren.“ „„Guſtav, Guſtav,““ rief ſie, da ſie mich ange¬ blickt hatte, „„ich kann dich nicht anders nennen als: du. Ich bin gekommen, dich des ſchweren Unrechtes willen, das ich dir zugefügt habe, um Vergebung zu bitten. Nimm mich einen Augenblick in dein Haus auf.““ „„Mathilde,““ ſagte ich, „„ſei gegrüßt, ſei auf die¬ 22 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/353>, abgerufen am 22.11.2024.