habt, und mit dem ich in schwierigen Zeiten manche harte Amtsstunde durchgemacht hatte, sagte eindring¬ lich, daß ich meine Thätigkeit nicht einstellen sollte. Aber ich blieb unerschüttert. Ich zeigte meinen Aus¬ tritt an. Der Kaiser nahm ihn wohlwollend und mit übersendeten Ehren an. Ich hatte die Absicht, mir für die lezten Tage meines Lebens einen Landsiz zu grün¬ den, und dort einigen wissenschaftlichen Arbeiten eini¬ gem Genusse der Kunst, so weit ich dazu fähig wäre, der Bewirthschaftung meiner Felder und Gärten, und hie und da einer gemeinnüzigen Maßregel für die Umgebung zu leben. Manches Mal könnte ich in die Stadt gehen, um meine alten Freunde zu besuchen, und zuweilen könnte ich eine Reise in die entfernteren Länder unternehmen. Ich ging in meine Heimath. Dort fand ich meinen Schwager schon seit vier Jah¬ ren gestorben, das Haus in fremden Händen und völlig umgebaut. Ich reiste bald wieder ab. Nach mehreren mißglückten Versuchen fand ich diesen Plaz, auf dem ich jezt lebe, und sezte mich hier fest. Ich kaufte den Asperhof, baute das Haus auf dem Hü¬ gel, und gab nach und nach der Besizung die Gestalt, in der ihr sie jezt sehet. Mir hatte das Land gefallen, mir hatte diese reizende Stelle gefallen, ich kaufte
habt, und mit dem ich in ſchwierigen Zeiten manche harte Amtsſtunde durchgemacht hatte, ſagte eindring¬ lich, daß ich meine Thätigkeit nicht einſtellen ſollte. Aber ich blieb unerſchüttert. Ich zeigte meinen Aus¬ tritt an. Der Kaiſer nahm ihn wohlwollend und mit überſendeten Ehren an. Ich hatte die Abſicht, mir für die lezten Tage meines Lebens einen Landſiz zu grün¬ den, und dort einigen wiſſenſchaftlichen Arbeiten eini¬ gem Genuſſe der Kunſt, ſo weit ich dazu fähig wäre, der Bewirthſchaftung meiner Felder und Gärten, und hie und da einer gemeinnüzigen Maßregel für die Umgebung zu leben. Manches Mal könnte ich in die Stadt gehen, um meine alten Freunde zu beſuchen, und zuweilen könnte ich eine Reiſe in die entfernteren Länder unternehmen. Ich ging in meine Heimath. Dort fand ich meinen Schwager ſchon ſeit vier Jah¬ ren geſtorben, das Haus in fremden Händen und völlig umgebaut. Ich reiste bald wieder ab. Nach mehreren mißglückten Verſuchen fand ich dieſen Plaz, auf dem ich jezt lebe, und ſezte mich hier feſt. Ich kaufte den Asperhof, baute das Haus auf dem Hü¬ gel, und gab nach und nach der Beſizung die Geſtalt, in der ihr ſie jezt ſehet. Mir hatte das Land gefallen, mir hatte dieſe reizende Stelle gefallen, ich kaufte
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habt, und mit dem ich in ſchwierigen Zeiten manche
harte Amtsſtunde durchgemacht hatte, ſagte eindring¬
lich, daß ich meine Thätigkeit nicht einſtellen ſollte.
Aber ich blieb unerſchüttert. Ich zeigte meinen Aus¬
tritt an. Der Kaiſer nahm ihn wohlwollend und mit
überſendeten Ehren an. Ich hatte die Abſicht, mir für
die lezten Tage meines Lebens einen Landſiz zu grün¬
den, und dort einigen wiſſenſchaftlichen Arbeiten eini¬
gem Genuſſe der Kunſt, ſo weit ich dazu fähig wäre,
der Bewirthſchaftung meiner Felder und Gärten, und
hie und da einer gemeinnüzigen Maßregel für die
Umgebung zu leben. Manches Mal könnte ich in die
Stadt gehen, um meine alten Freunde zu beſuchen,
und zuweilen könnte ich eine Reiſe in die entfernteren
Länder unternehmen. Ich ging in meine Heimath.
Dort fand ich meinen Schwager ſchon ſeit vier Jah¬
ren geſtorben, das Haus in fremden Händen und
völlig umgebaut. Ich reiste bald wieder ab. Nach
mehreren mißglückten Verſuchen fand ich dieſen Plaz,
auf dem ich jezt lebe, und ſezte mich hier feſt. Ich
kaufte den Asperhof, baute das Haus auf dem Hü¬
gel, und gab nach und nach der Beſizung die Geſtalt,
in der ihr ſie jezt ſehet. Mir hatte das Land gefallen,
mir hatte dieſe reizende Stelle gefallen, ich kaufte
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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